Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DGB 10 - Engel Der Tiefe

DGB 10 - Engel Der Tiefe

Titel: DGB 10 - Engel Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Lee
Vom Netzwerk:
wird der Kriegsmeister keine
Hilfskräfte schicken, sondern mit ziemlicher Sicherheit werden wir es dann mit
Astartes zu tun bekommen. Was glauben Sie, wie er dann reagieren wird?«
    Nemiel sah ihn grübelnd an. Es
fiel ihm immer noch schwer, sich vorzustellen, gegen einen Astartes kämpfen zu
müssen. Der bloße Gedanke genügte, um ihm Angst zu machen. »Gouverneur Kulik
ist kein Feigling«, erklärte er überzeugt. »Er wird kämpfen, ganz gleich, wie
die Chancen stehen. Das liegt in seiner Natur.«
    Wieder nickte Jonson, und
Nemiel konnte ihm ansehen, dass er auf diese Einschätzung mit Erleichterung
reagierte. Sollte es dem Primarchen tatsächlich schwerfallen, einen so direkten
Mann wie Kulik zu verstehen? War das noch der gleiche Mann, der Caliban mit
einem Kreuzzug gegen die Bestien geeint hatte?
    Doch dann wurde Nemiel etwas
klar. Jonson hatte Caliban gar nicht geeint. Es war zwar sein Plän gewesen,
aber ein anderer hatte die Ritterorden und die Adelsfamilien davon überzeugen
können, auf ihre uralten Traditionen zu verzichten und sich unter Jonsons
Banner zusammenzuschließen: Luther. Seine Überredungskünste, sein Charisma und
sein diplomatisches Geschick sowie vor allem sein untrüglicher Blick für das
Wesen eines Menschen hatten es ihm ermöglicht, diese große Allianz zu
schmieden, durch die sich das Antlitz von Caliban für immer verändert hatte.
Jonson dagegen hatte seine frühen Jahre allein verbracht, indem er wie ein Tier
in den Tiefen der Norderwildnis lebte, einem der unzugänglichsten und
gefährlichsten Gebiete auf dem gesamten Planeten. Während seiner ersten Monate
in Aldurukh sprach er kein Wort, und auch später hielt man ihn stets für
abweisend und arrogant. Man sah in ihm einen Intellektuellen und Gelehrten, und
Nemiel wusste, dass das stimmte. Doch nun stellte sich ihm auch die Frage, ob
Lion El'Jonson, der übermenschliche Sohn des Imperators, keinen Bezug zu den Leuten
finden konnte, die ihn umgaben. Er konnte schon fast beängstigend genau
vorhersagen, wie sie auf dem Schlachtfeld agieren würden, aber er konnte einen
ehrbaren Mann nicht von einem ehrlosen unterscheiden. Sind wir für ihn alle
rätselhaft und unverständlich? , fragte sich der Redemptor.
    Und wenn Jonson mit der
Menschheit so wenig gemeinsam hatte, was machte das dann aus ihm?
    Plötzlich wurde ihm bewusst,
dass Jonson ihn anstarrte.
    »Verzeihen Sie, Milord«, sagte
er und trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. »Hatten Sie etwas
gesagt?«
    »Ich hatte Sie nach Ihrem
Eindruck von Magos Archoi gefragt.«
    »Oh«, machte er. »Um ehrlich zu
sein, ich weiß nicht, was ich von ihm halten soll. Wie kann sich ein Mann
freiwillig von seinem Fleisch trennen und es durch kaltes, gefühlloses Metall
ersetzen lassen? So etwas kommt mir unnatürlich vor.«
    »Sie meinen, so wie Kapitän
Stenius? Ich glaube, ihm ist es lieber, über zwei funktionstüchtige Augen zu
verfügen«, konterte Jonson ironisch.
    »Das ist etwas anderes, Milord.
Stenius hat in einer Schlacht sein Augenlicht verloren. Er hat seine Augen
nicht freiwillig herge-geben, damit man sie wegwirft.«
    Jonson nickte. »Und? Glauben
Sie, wir können ihm vertrauen?«
    »Ich weiß einfach nicht, was
ich von ihm halten soll, Lord. Das will ich damit sagen.« Er seufzte. »Ich muss
gestehen, dass ich angesichts unserer ersten Begegnung voreingenommen bin.«
    »Das ist nachvollziehbar. Wie
geht es Bruder Yung?«
    »Die Apothekarii kümmern sich
derzeit um ihn«, berichtete Nemiel. »Er hat schwere innere Verletzungen
erlitten, und sein Körper ist fast augenblicklich in Stasis gesunken.« Im
Rahmen ihrer umfangreichen körperlichen und genetischen Veränderungen verfügte
jeder Astartes über die Möglichkeit, auch unter widrigsten Umständen zu
überleben, indem er sich in ein freiwilliges Koma versetzte, bei dem sich die
Energien des Körpers einzig auf dessen Überleben ausrichteten. »Der Chirurg
sagt, er wird genesen, aber in den nächsten Monaten wird er auf keinen Fall
kämpfen können.«
    »Und der Rest des Trupps?«
    Nemiel zuckte mit den
Schultern.
    »Zahlreiche kleine
Verletzungen, aber das war zu erwarten gewesen. Bruder Ephrial lässt momentan
sein Knie behandeln, er wird innerhalb von zwölf Stunden wieder den Dienst
aufnehmen können.« Er grinste breit. »Allerdings sollten Sie uns innerhalb der
nächsten Woche nicht wieder ins Gefecht schicken, sonst werden wir gezwungen
sein, in unseren Chorröcken zu kämpfen.«
    Jonson erwiderte das

Weitere Kostenlose Bücher