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DGB 12 - Verlorene Söhne

DGB 12 - Verlorene Söhne

Titel: DGB 12 - Verlorene Söhne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham McNeill
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alltäglichen
Treibens in der nahe gelegenen Aghoru-Siedlung.
    Untermalt wurde das alles vom unentwegten
Rauschen der Salzkristalle, die der Wind mit sich trug.
    Nachdem sie sich davon
überzeugt hatte, dass sie momentan allein war, zog sie einen Handschuh aus. Zum
Vorschein kam ihre elfenbeinweiße Hand, die einen krassen Kontrast zu den
gebräunten Armen darstellte. Die Haut war sanft und glatt und passte so gar
nicht zu der gängigen Vorstellung, wie die Hände eines Menschen aussehen
sollten, der den ganzen Tag in der Erde wühlte.
    Langsam bewegte Camille die
Hand auf das nur teilweise freigelegte Objekt und legte sie auf die Oberfläche,
wobei ein leiser, lustvoller Seufzer über ihre Lippen kam. Eine sanfte Taubheit
wanderte an ihrem Arm entlang nach oben und erreichte schon bald Schulter und
Brust. Das Gefühl war keineswegs unangenehm, und schließlich machte sie die
Augen zu, um sich ganz auf die neuen Emotionen zu konzentrieren, die auf sie
einstürmten.
    Sie spürte den Faden der
Geschichte, der alle Dinge miteinander verband, und auch die Restspuren
derjenigen, die das Objekt vor ihr berührt hatten. Die Welt um sie herum war
dunkel, nur ihr Fundstück leuchtete, als würde es eine innere Lichtquelle
besitzen.
    Es handelte sich um einen
Gefechtshelm, ein erlesenes Artefakt in fließendem, anmutigem Design. Und es
war eindeutig nicht-menschlicher Herkunft, da seine Proportionen falsch
wirkten. Es handelte sich um ein altes, ein sehr altes Objekt — es war sogar so
alt, dass Camille Schwierigkeiten hatte, einen so langen Zeitraum zu begreifen.
    In der Dunkelheit nahm etwas
Gestalt an, ihre Berührung hauchte Leben in das Gedächtnis des seit Langem toten
Eigentümers dieses Helms. Hinter ihren flatternden Lidern sah Camille den
Schatten einer Frau, den fließenden Bewegung nach zu urteilen eine Tänzerin.
Sie wirbelte durch die Leere, als wäre ihr Körper nicht fest, sondern flüssig,
da sie in ständiger Bewegung war und von einem eleganten Sprung zum nächsten
überging, während sie mit den Fäusten ausholte. Auf einmal erkannte Camille,
dass diese Gesten nichts anderes waren als todbringende Hiebe. Diese Frau war
nicht nur eine Tänzerin, sondern auch eine Kriegerin.
    Ein Wort trieb durch ihre
Gedanken, möglicherweise ein Name: Elenaria .
    Camille sah ihr zu, gefesselt
von den mühelosen Bewegungen der Tänzerin, deren Körper sich zu verdrehen verstand
wie Rauch, der an einem windigen Tag davongetrieben wurde. In der Dunkelheit
hinterließ die tanzende Kriegerin verwischte Nachbilder, als würde eine Phantomschwesternschaft
jede ihrer Bewegungen mit mini-maler Verzögerung nachvollziehen. Je länger
Camille zuschaute, umso mehr kam es ihr vor, als würde sie Tausende von Frauen
sehen, die alle exakt die gleichen Tanzschritte vollführten, jedoch mit
zeitlichen Unterschieden von ein paar Hundertstel oder gar Tausendstel
Sekunden.
    Die Tänzerinnen glitten durch
die Luft, und Camille wurde von einer wachsenden Traurigkeit erfüllt. Jede Pirouette
und jeder Überschlag drückte Trauer und Bedauern aus, das sie wie ein Gift in
ihrem Herzen trugen. Camille schnappte unwillkürlich nach Luft, da eine
intensive Mischung aus übersteigerten Gefühlen von dem vergrabenen Objekt auf
sie übersprang, begleitet von extremen Spitzen der Ekstase, mit denen es nur
die Schwere ihres Elends aufnehmen konnte.
    Zwei funkelnde Schwerter nahmen
in den Händen der Tänzerin Gestalt an, geisterhafte Klingen, die zweifellos genauso
tödlich wie wunderschön waren. Die Schattenfrau drehte sich um die eigene
Achse, dabei stieß sie einen Schrei aus, der von unermesslicher Wut zeugte. Ihre
Schwerter glühten weiß, als sie einen Purzelbaum in Camilles Richtung schlug.
    Unwillkürlich nach Luft
schnappend nahm Camille hastig die Hände von dem Objekt, ihre Haut war bleich und
fühlte sich kalt an, die Finger zitterten infolge der intensiven Gefühle.
Kurzatmig sah sie nach unten und betrachtete das freigelegte Artefakt mit einer
Mischung aus Angst und Erstaunen.
    Sie bekam eine Gänsehaut und
sah, dass ihr eigener Atem kleine Wölkchen bildete. Unwillkürlich musste sie lachen,
weil es so völlig unmöglich war, an einem derart heißen Tag seinen Atem sehen
zu können. Sie fand, dass ihr Lachen nervös und wenig überzeugend klang.
    »Also, was ist hier los?«,
fragte auf einmal eine Männerstimme, die sie zusammenzucken ließ. Erschrocken drehte
sie sich um.
    »Thron, Lemuel! Schleich dich
doch nicht so an andere Leute

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