DHAMPIR - Blutsverrat
Ernst in seinem Gesicht wies sie darauf hin, dass etwas nicht stimmte.
»Was ist passiert?«, fragte Hedí.
Sie stand auf und bemerkte vier von Omastas Soldaten bei der Tür, aber nicht einen von Emêls Männern.
»Ichbinangewiesen,EuchzurFestungzubringen,LadyProgae«,sagteOmasta.»LordDarmouthwirddortfürEureSicherheitsorgen,bisdasUngeheuerinderStadtgefundenundunschädlichgemachtist.«
»Hier bin ich sicher genug«, erwiderte Hedí ruhig und kämpfte gegen die in ihr aufsteigende Panik an. »Ich genieße den Schutz Baron Mileas und seiner Leute.«
Emêl schüttelte den Kopf, nur einmal.
»Baron Milea bleibt hier«, sagte Omasta. »Ich habe meine Befehle, Lady. Draußen steht ein Pferd für Euch bereit.«
»Sie braucht ihre persönlichen Sachen«, sagte Emêl. Er nahm Hedís Hand und ging mit ihr zur Treppe.
Omasta folgte ihnen. »Natürlich. Ich helfe Euch beim Packen.«
Hedí stieg mit Emêl die Treppe hoch. Es war klar, dass Omasta sie nicht mit dem Baron allein lassen wollte. Darmouth schien noch andere Gründe dafür zu haben, warum er in seiner Feste für ihre »Sicherheit« zu sorgen gedachte.
Emêl wirkte angespannt, als er sie in ihr Zimmer führte und dort Kleidung und persönliche Gegenstände zusammensuchte. Omasta blieb im Flur stehen, sah aber durch die offene Tür herein. Hedí begriff, dass sie keine Gelegenheit bekommen würde, ein privates Wort an Emêl zu richten.
Als sie ihre Sachen gepackt hatte, spürte Hedí, wie sich erneut Panik in ihr regte. Sie suchte nach einer Möglichkeit, etwas Zeit zu gewinnen und einen Moment mit Emêl allein zu sein. Als ihr nichts einfiel, blieb ihr nur der bekannteste Frauentrick.
Sie hob die Hand zum Hals, rollte mit den Augen, ächzte leise und sank zu Boden.
Sie hörte, wie Emêl neben ihr kniete, ihre Hand nahm und Omasta zurief: »Hol kaltes Wasser und ein Handtuch! Zur Küche, Mann!«
Es folgte ein Moment der Stille, und dann eilten schwere Schritte die Treppe hinunter.
Hedí öffnete die Augen, zog sich an Emêls Arm hoch und flüsterte: »Was ist passiert?«
»Pscht«, erwiderte er, und seine grünen Augen zeigten ebenso viel Furcht, wie sie fühlte. »Ich hätte es dir schon gestern Abend sagen sollen. Darmouth hat dich als seine zukünftige Gemahlin ausgewählt. Er will einen Erben.«
Hedí starrte ihn an. Hatte sie ihn tatsächlich richtig verstanden? Zu viele Gedanken rasten ihr plötzlich durch den Kopf, und Omasta würde gleich zurückkehren.
»Lass nicht zu, dass er mich einsperrt!«, bedrängte sie Emêl.
»Wir können nicht ablehnen. Ich würde als an der Festungsmauer hängende Leiche enden, und du wärst trotzdem gefangen.«
»Lieber sterbe ich!«, stieß Hedí zu laut hervor, und Emêl hob den Zeigefinger an die Lippen. »Lieber sterbe ich, als eine Zuchtstute für den in die Jahre kommenden Wilden zu sein! Es muss doch eine Möglichkeit gebe n … «
»Geh mit Omasta und warte auf mich«, sagte Emêl. »Lächle für Darmouth, schmeichle ihm, spiel die Rolle der zukünftigen Braut, wenn es sein mus s – sorg dafür, dass er ruhig bleibt. Ich werde einen Weg finden, dich aus der Festung zu holen, und dann verschwinden wir zusammen. Aber bis es so weit ist, darf er keinen Verdacht schöpfen.«
Omasta kehrte zurück. »Das Zimmermädchen kommt gleich. Ist alles in Ordnung mit Euch, Lady?«
Er sah, dass Emêl Hedís Hand hielt, und die Sorge des Leutnants wich Argwohn. Wenige Sekunden später traf eine Bedienstete mit einem Krug voller Wasser und Handtüchern ein. Emêl wandte der Tür den Rücken zu, sah Hedí in die Augen und formte mit den Lippen lautlose Worte.
Geh, sagte er ohne einen Ton. Geh und bleib am Leben.
Allein in ihrem dunklen Zimmer sank Leesil auf die Bettkante. Er war wach, aber albtraumhafte Bilder zogen durch sein Bewusstsein. So viele Menschen waren gestorben, und anschließend hatte er jahrelang jeden Abend getrunken, um zu vergessen. Manchmal erinnerte er sich nicht mehr an alle Namen, nur an jene, die ihm der Schlaf zeigte.
Lord Baron Proga e … Lady Damili a … Feldwebel Latä z … der Schmied von Koiw a … Lady Kersten Petzkà … der alte Gelehrte Josia h …
Leesil sah sich nach etwas um, nach irgendetwas, auf das er den Blick fixieren konnte, damit er nicht mehr die grässlichen Erinnerungsbilder sehen musste. Magiere würde gleich kommen, aber er hoffte halb, dass sie wegblieb. Er brauchte seine ganze Kraft für den Kampf gegen jene Geiste r – wie sollte er sie von Magiere
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