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DHAMPIR - Blutsverrat

DHAMPIR - Blutsverrat

Titel: DHAMPIR - Blutsverrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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hinter seiner Stirn, und ihm brach der Schweiß aus. War dies Byrds Gasthof? Oder befand er sich noch immer im Keller?
    Leesil wich unsicher vom Bett zurück. Es ergab keinen Sinn. Magiere war nicht im dunklen Keller bei ihm gewesen, und er hörte nicht, wie Chap über ihm an der Luke kratzte. Er sah zur Holzdecke hoch. Der Boden zu seinen Füßen bestand aus Brettern, nicht aus festgetretener Erde.
    Trotzdem konnte er in dem Keller sein, wo es ihm möglich war, in Taubheit zu verweilen. Ihm war so heiß, und er sehnte sich nach Kälte. Er zerrte an dem Hemd, das an der schweißnassen Haut klebte, bis es sich schließlich löste, und dann saß er mit bloßem Oberkörper da.
    Der Raum war finster, und seine Elfenaugen bemerkten nur wenige Details.
    Was er sah, stimmte nicht. Es gab keine Kiste und kein Fass, und es fehlten auch die Säcke mit dem Gemüse. Doch das Bett, in dem er mit Magiere geschlafen hatte, war ebenfalls nicht mehr da. Dafür sah er die dunklen Säulen eines großen Himmelbetts und hörte die regelmäßigen Atemzüge eines Schlafenden.
    Er musste das Leben seiner Eltern schützen, und das bedeutete: Er musste tun, was nötig war. Er hockte in der Ecke und fragte sich, warum die Wände so nahe waren. Aber er wusste, warum er im Dunkeln hockte und den letzten Atemzügen eines Schlafenden lauschte.
    Es spielte keine Rolle, was mit Hedí Progae geschah. Es spielte keine Rolle, was mit der Mutter und den beiden jüngeren Töchtern passierte. Er würde immer tun, was nötig war.
    Leesil zog ein Stilett aus der Unterarmscheide.
    Mit einer kleinen Lampe in der Hand stand Magiere im oberen Flur des Gasthofs. Es drang kein Licht durch den schmalen Spalt unter der Tür; Leesil hatte also darauf verzichtet, Kerzen anzuzünden. Wenn er bereits schlief, wollte sie ihn nicht wecken. Der Schlaf brachte ihm nur selten wahren Frieden, aber nach all dem, was er in den vergangenen Tagen durchgemacht hatte, wäre er eine Erleichterung für ihn.
    Sie schloss die Klappe der Lampe, um ihr Licht zu dämpfen, und öffnete die Tür einen Spaltbreit. Im matten Lampenschein sah sie das leere Bett im dunklen Zimmer.
    »Leesil?«, flüsterte Magiere.
    Links von ihr bewegte sich etwas. Jemand huschte geduckt zum Bett.
    Sofort machte sich Magieres Dhampir-Instinkt bemerkbar, und plötzlich nahm sie durch ihre Nachtsicht mehr Einzelheiten wahr. Was vorher nur ein Schemen gewesen war, verwandelte sich in einen Mann.
    Leesil hockte dort, nackt bis zur Taille, mit einem Stilett in der Hand. Ruckartig drehte er den Kopf, als er ihre Stimme hörte. Der Blick seiner bernsteinfarbenen Augen richtete sich auf sie, ohne sie zu erkennen, und Schweiß glänzte auf seiner dunklen Haut.
    In Magieres Magengrube krampfte sich etwas zusammen.
    Er drehte sich in der Hocke, mit gesenktem Kopf, wie ein Raubtier.
    »Du warst nicht dabei«, hauchte er. »Ich muss dies zu Ende bringen. Ich muss.«
    »Leesil!« Magiere öffnete die Klappe und hob die Lampe.
    Er zuckte zurück, als ihn das Licht traf, hob einen Arm und schirmte sich damit die Augen ab. Leesil wich zur Ecke zurück, bis seine Schultern dort gegen die Wand stießen, und er hielt das Stilett bereit.
    »Du warst nicht d a … nicht hier«, krächzte er. »Meine Elter n … warten auf mich.«
    MagieresBlickglittkurzzuderschmalenKlinge,derenSpitzeaufsiezeigte,kehrtedannzuLeesilsGesichtzurück.MitjederverstreichendenSekundewuchsihreSorge,währendsieihnbeobachtete.SeineBrusthobundsenktesichschnell;erwarvollständigaußerAtem.
    Sie sah kurz zum Bett.
    Was sah er dort, das ihr verborgen blieb? Außer ihnen beiden befand sich niemand im Zimmer.
    Ihr Blick strich noch einmal durchs Zimmer, ganz schnell, als fürchtete sie, Leesil aus den Augen zu lassen. Sie erinnerte sich an die Nacht, als sie beide in den dröwinkanischen Wald gelaufen waren. Der untote Zauberer namens Vordana hatte sie mit ihren eigenen Ängsten angegriffen und sie in Trugbildern gefangen, die die Realität von ihnen fernhielten.
    Aber Leesil sah sie hier und wusste, wer sie war, obgleich er nicht zu glauben schien, dass sie tatsächlich vor ihm stand.
    »Noch einmal«, flüsterte Leesil und stach mit dem Stilett in ihre Richtung. »Immer wieder noch einmal . Immer tun, was nötig ist!«
    Leesil blickte zum Bett, als müsste er es unbedingt erreichen, um jeden Preis. Und doch verharrte er an Ort und Stelle, in die Ecke geduckt.
    Dies war weder Zauberei noch Magie, sondern Wahnsinn, und das hielt Magiere für viel schlimmer. Leesil

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