Dhampir
verloren. Sie verstanden nicht ganz, was sie war, aber eine Erklärung nützte nichts. Für sie unterschied sich eine Dhampir kaum von einer echten Untoten.
Nach all ihren Anstrengungen und nach all dem vergossenen Blut war Nein’a nicht einmal bereit, mit Leesil zu sprechen.
Magiere vermied es, zu den Bäumen zu sehen. Jedes Mal, wenn ihr Blick in jene Richtung wanderte, entstanden vor ihrem inneren Auge Bilder von den dunklen Flecken, die sie an der Birkenrinde hinterlassen hatte. Flecken, die außer ihr niemand bemerkt zu haben schien. Und die Vision von den Untoten, die über ein Zeltlager herfielen, setzte ihr noch immer zu.
Elfen, Zwerge und Menschen hatten Seite an Seite als Verbündete gekämpft, obwohl das unmöglich zu sein schien, zumindest in der Magiere bekannten Welt. Wynn sprach manchmal von Elfen in der Nähe ihrer Heimat, aber es schienen ganz andere zu sein als diese.
Wenn es stimmte, wenn es wirklich geschehen wa r … wo und wann? Und wie hatte sie es durch die Berührung einer Birke sehen können?
Wynn fröstelte in der kühler werdenden Luft und drückte sich an Chap, auf der Suche nach Wärme. Selbst Leesil kauerte sich zusammen, als wäre ihm kalt.
»Wir sollten ein Feuer anzünden«, sagte Magiere. »Brot’a n … hilf mir, Feuerholz zu sammeln.«
»Ich gehe«, sagte Leesil, sah Brot’an dabei aber nicht an. »Du brauchst Ruhe.«
Brot’an schien widersprechen zu wollen, aber Magiere schüttelte andeutungsweise den Kopf und neigte ihn dann in Leesils Richtung. Brot’an schwieg verwundert.
»Bleib hier«, sagte sie zu Léshil. »Lass dir von Wynn erzählen, wie sie versucht hat, Nein’a von der Lichtung zu führen. Vielleicht gibt es irgendetwas, das wir übersehen haben.«
Sie stand auf und ging los, gefolgt von Brot’an. Als sie außer Hörweite der anderen waren, fragte er: »Was hast du vor?«
»Du hast beim Kampf in der Gruft meine Veränderung gesehen, aber niemandem davon erzählt?«
Brot’an zögerte kurz. »Es ging niemanden etwas an«, antwortete er dann.
»Weiß sonst noch jemand, dass Leesil Darmouth getötet hat?«
Brot’an blieb stehen. »Ich habe meine Mission als erfolgreich abgeschlossen gemeldet. Es wurden keine Fragen gestellt, und deshalb habe ich keine Einzelheiten genannt.«
»Hast du darauf hingewiesen, dass Leesil Grôyt getötet hat?«
»Eine Leiche erfordert eine Erklärung«, erwiderte Brot’an ruhig. »Ich brachte Grôyt’ashia zu seiner Familie zurück. Er war ein Anmaglâhk, und seine Kehle war durchgeschnitten. Ich musste die Wahrheit sagen. Nur einer von uns, ein Anmaglâhk wie er, war eine glaubwürdige Erklärung.«
Magiere verabscheute es, wenn einer dieser Schlächter Leesil als einen der Ihren bezeichnete.
»Was immer du von Leesil willst, vergiss es«, warnte sie. »Wir gehen, und auf die eine oder andere Weise nehmen wir Leesils Mutter mit. Er hat wegen euch genug durchgemacht. Er wird das Leben führen, das er sich wünscht, und ich werde ihm dabei helfen. Verstanden?«
Eine seltsame Müdigkei t – oder vielleicht Traue r – erschien kurz in Brot’ans narbigem Gesicht. »Du hast dich mit Léshil gepaart.«
Für einen Moment war Magiere so verblüfft, dass es ihr die Sprache verschlug. »Versuch nicht, dich in mein Leben einzumischen. Was zwischen Leesil und mir ist, geht dich nichts an.«
»Es geht mich sehr wohl etwas an, mehr als du ahnst«, sagte Brot’an. »Ich verstehe deine Absichten, aber du verstehst nicht die ganze Situation und die Bedeutung von Léshils Abstammung.«
Magiere verzog das Gesicht, obwohl in Brot’ans Worten mehr Bedeutung lag, als sie erfassen konnte. Sie begann zu ahnen, dass Leesils Verbindung mit ihr in den kommenden Tagen vielleicht zu einer zusätzlichen Belastung für ihn wurde.
Sie versuchte es auf andere Weise. »Tu mir einen Gefallen«, sagte Magiere.
»Wenn ich kann.«
»Ich muss allein mit Nein’a sprechen. Nur kurz.«
Brot’ans Wachsamkeit kehrte zurück, und er schüttelte den Kopf.
»Die anderen erfahren nichts davon«, fuhr Magiere fort. »Ich muss Nein’a etwas fragen, bevor ich entscheiden kann, was es als Nächstes zu tun gilt. Un d … dafür stünde ich in deiner Schuld.«
Diesem Mann etwas zu schulden war fast mehr, als Magiere ertragen konnte, aber sie musste wissen, was Leesil erwartete. Wenn sie in der Lage gewesen wäre, in der Zeit zurückzukehren und ihre Mutter zu retten, so hätte sie um jeden Preis von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht. Magelia war
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