Dhampir
zurückverlangt hatte. Für Magiere schien die Debatte noch nicht vorbei zu sein.
»Es reicht jetzt!«, knurrte sie. »Gib uns die Waffe n – sofort!«
Sgäile atmete tief durch. »Ich verstehe deine Besorgnis, aber wenn ihr heute bewaffnet gewesen wärt, wäre es vielleicht zu Gewalt gekommen. Ich habe euch mein Wort gegeben. Wir beschützen euch.«
»Ihr könnt uns nicht beschützen«, erwiderte Magiere. »Das haben wir heute gesehen. Was, wenn jene Leute nicht auf euch gehört hätten? Ich möchte die Personen, an denen mir etwas liegt, nicht verlieren. Es geht nicht um deine Bereitschaft, dein Wort zu halten. Es geht darum, dass uns trotzdem jemand angreift.«
Sgäile wusste nicht genau, wie viel Beleidigung in diesen Worten lag. Es gab Sitten und Traditionen, die er beachten musste, und hinzu kam das Schutzversprechen. Wenn er dieser Frau ihre Waffen zurückgab, wurde seine Aufgabe nicht einfacher.
»Du konntest nicht einmal Leanâlhâms Sicherheit gewährleisten«, flüsterte Magiere.
Sgäile rang aufsteigenden Zorn nieder. Es erklang keine Boshaftigkeit in Magieres Stimme, doch an ihrem Ärger bestand nicht der geringste Zweifel.
»Gib mir meine Waffe, oder ich nehme sie mir selbst«, sagte Magiere. »Was ist dir lieber?«
Sgäile zögerte zu lange, und Magiere trat einen Schritt auf ihn zu. Ein Grollen ließ sie innehalten.
Chap stand zwischen ihnen, direkt vor Magiere, aber der Blick seiner hellen Augen galt Sgäile.
»Aus dem Weg!«, zischte Magiere.
Der Majay-hì grollte erneut und rührte sich nicht von der Stelle.
Sgäile spürte einen Hauch von Erleichterung darüber, dass dieses von den Feen berührte Geschöpf seine Sorgen teilte. Dann lief der Hund um ihn herum und an Urhkarasiférin vorbei zum Bündel mit den Waffen. Sgäile fühlte Kälte in seinem Innern, als Chap sich neben das Bündel setzte und ihn ansah.
Verstand er nicht, dass es besser war, wenn diese leicht aufbrausende Menschenfrau unbewaffnet blieb? Es schien jetzt, als würde er für sie Partei ergreifen.
Seit Sgäile aufgebrochen war, um ein als Verräter geltendes Halbblut zu töten, hatte ihn dieses einzigartige Geschöpf mehrmals veranlasst, die Gepflogenheiten seines Volkes infrage zu stellen.
Ein Erinnerungsbild formte sich in seinen Gedanken und zeigte ihm Magiere: Ihr bleiches Gesicht schien zu leuchten, als sie zusammen mit ihren Begleitern im Wald stand, in jener Nacht, als Sgäile und seine Gefährten gekommen waren, um sie zu holen. Mit gezogenem Schwert war sie bereit gewesen, ihre Gruppe zu verteidigen.
Die Erinnerung verschwand und wich einer anderen: Die verängstigte Leanâlhâm kniete neben Wynn vor den Äruin’nas.
Der Majay-hì hob die Pfote und stieß damit das Bündel an.
»Was macht er?«, flüsterte Urhkarasiférin auf Elfisch.
Sgäile zögerte noch immer und sah Magiere an. Sie verschränkte die Arme, als erforderte das Verhalten des Hunds keine Erklärung.
Wie sollte Sgäile Urhkarasiférin zu verstehen geben, was er sah und fühlte? Wie konnte er es rechtfertigen, dem Drängen des Majay-hì nachzugeben?
Sgäile musste einräumen, dass Magiere vielleicht recht hatte.
Sie waren dem gerechten Zorn der Äruin’nas entkommen, aber fast wäre Blut geflossen. Leanâlhâm hatte gelitten, obwohl Gewalt ausgeblieben war.
Sgäile ging unsicher vor dem Hund in die Hocke, öffnete das Bündel und entnahm ihm Magieres schwere Klinge und auch die anderen Waffen. Er streckte ihr das in der Scheide steckende Schwert entgegen, und sie griff sofort danach.
Sgäile hielt die Waffe fest, und sein Blick ging über die Lichtung zu Leanâlhâ m – sie half Osha dabei, Kaninchenfleisch auf Spieße zum Braten zu stecken.
Magiere folgte seinem Blick und wandte sich dann wieder an ihn.
»Niemand wird sie anrühren«, sagte sie. »Das verspreche ich.«
Sgäile ließ Magieres Schwert los.
9
Wynn lief neben Osha, und Leanâlhâm befand sich in der Nähe, als sie einen Espenhain durchquerten. Magiere stapfte durchs niedrige, von Löwenzahn durchsetzte Gras; sie trug jetzt wieder ihr Lederhemd mit den Nieten, und das Falchion baumelte an ihrem Gürtel. Auch Leesil hatte seine Waffen und trug das aus Stahlringen bestehende Kettenhemd. Wynn wusste noch immer nicht, wie Magiere ihre Ausrüstung zurückbekommen hatte, aber ein Teil von ihr war froh darübe r – bis sie an den Kampfdolch dachte, den sie am Gürtel ihres kurzen Umhangs trug. Magiere hatte darauf bestanden.
Zum letzten Mal hatte Wynn eine Waffe
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