Dhampir
Passagieren getrennt.
Tag und Nacht trieben sie den Hâjh hinab, und Wynn verbrachte die Zeit damit zu beobachten, wie eine fremde Welt an ihnen vorbeizog.
Bäume unterschiedlicher Art und Größe, Blumen in allen Farben, ein kleiner Wasserfall, ein bunter Vogelschwar m … Immer wieder gab es etwas, das die Aufmerksamkeit der jungen Weisen weckte. Zwei Fra’cise tranken am Ufer, und als sie den Kahn sahen, sprangen sie umher und planschten im Wasser. Ein Teil des Waldes wurde dicht und dunkel, und dann kamen sie an einer weiten Wiesenlandschaft vorbei, die bis ans Ufer reichte und in der Wynn grasende Antilopen beobachtete. Bei einer anderen Gelegenheit sah sie eins der großen hirschartigen Geschöpfe und erinnerte sich daran, wie laut diese Tiere brüllen konnten.
Trotzdem machte sich nach einer Weile Enttäuschung in ihr breit.
All dies Wundervolle glitt an ihr vorbei, ohne dass sie es erreichen konnte. Nur selten steuerte der Kahn das Ufer an. Sie aßen kalte Mahlzeite n – das einzige Feuer brannte in der großen Laterne, die sie jeden Abend in den Bug hängten. Ihre Kost war einfach, aber reichlich: Obst aller Art und geräucherter Fisch. Der Fluss lieferte ihnen frisches Trinkwasser, und sie konnten auch ihre Kleidung darin waschen. Doch als Wynn weiterhin das Ufer beobachtete, machte sich eine gewisse Benommenheit in ihr breit.
Osha blieb gut gelaunt, obwohl er Tag für Tag an der gleichen Stelle saß.
Er erklärte, dass der Kahn Rohmaterial geladen hatte. Kânte würde einen Teil davon in Crijheäiche entladen, mit den Handwerkern jener Gemeinschaft tauschen und dann für die Weiterfahrt zur Bucht andere Materialien oder Waren an Bord nehmen: Keramik, Gewürze, Werkzeuge, Stoffe, Kleidung und so weiter. Ein Teil davon diente ihm als Handelsware für die Bewohner der Stadt namens Ghoivne Ajhâjhe, Vor der Tiefe. Den Rest wollte er gegen Waren tauschen, die Schiffe von Siedlungen entlang der Küste brachten.
Während sie sprachen, klang ein fast schrilles Jaulen vom Ufer, und mit einem leisen Winseln blickte Chap in die entsprechende Richtung.
Das ganze Majay-hì-Rudel kam am schilfigen Ufer aus dem Wald und platschte durchs seichte Wasser. Wynn sah Schattierungen von Silberblau, Stahlgrau und Grauschwarz.
»Sieh nur, Magiere!«, rief die junge Weise. »Sie folgen uns.«
Die Weiße bellte einmal. Chap winselte erneut, und Magiere streckte die Hand aus, kraulte ihn am Kopf.
Und vier weitere Tage und Nächte glitten sie den Fluss hinab.
Als sie an einem riesigen Ahorn vorbeikamen, dessen Wurzeln bis in den Fluss reichten, sah Wynn einen gewölbten Eingang im Stamm des Baumes. Fast hätte sie ihn übersehen und den grauen Vorhang darin für Teil der Rinde gehalten.
»Wir sind Crijheäiche nahe«, sagte Leanâlhâm.
Wynn spürte, wie etwas in ihr taub wurde. Sie wusste nicht, was sie fühlen sollte, Erleichterung oder Sorge.
»Wie nahe?«, fragte Leesil und hielt Ausschau.
Leanâlhâm deutete auf zwei große Ulmen.
In den Stämmen der Bäume, die nun am Ufer vorbeizogen, sah Wynn weitere Eingänge. Die Eichen, Zedern und Tannen wurden immer größer und standen weiter auseinander.
Sgäile erhob sich, als voraus fünf lange Anlegestellen erschienen, mit Kähnen und Booten, die daran festgemacht hatten. Etwas in seinem Gesicht verriet Freude.
Soweit Wynn wusste, erreichten sie jetzt einen der größten Orte im Reich der Elfen. Aber Sgäile schien nicht nervös zu sein. Machte er sich keine Sorgen hinsichtlich ihres Empfangs?
Er steckte zwei Finger in den Mund und pfiff.
Kânte stand im Bug und steckte seine Stange ins Wasser. Die vier Besatzungsmitglieder folgten seinem Beispiel, und der Kahn änderte den Kurs, glitt dem Hafen entgegen. Wo die fünf Anlegestellen an Land trafen, versperrten keine Bäume die Sicht, und Wynn warf einen ersten Blick auf Crijheäiche.
Die Eingänge in diesen Bäumen waren größer als die, die sie woanders gesehen hatte, und manche Baumstämme wiesen unten unmöglich scheinende Verdickungen auf. Wynn sah Buden aus Brettern, verknüpften Gewächsen und gespannten Tüchern. Die Menschen darin gingen verschiedenen Arbeiten nach, und in einem Fall glaubte sie zu erkennen, dass Bienenwachs gereinigt wurde. Sie hörte rhythmisches metallisches Pochen, ohne dass sie eine Schmiede bemerkte. Fischhändler boten ihre Waren feil.
Während sich der Kahn einer der Anlegestellen näherte und langsamer wurde, nahm Wynn ein Durcheinander aus Gerüchen wahr. Es roch nicht nur
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