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Dhampir

Dhampir

Titel: Dhampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Hendee
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Anmaglâhk sah Sgäile empört an. Osha, der in Anwesenheit der Älteren sonst immer schwieg, überraschte Wynn mit seiner scharfen Stimme.
    »Er ist Träger der Toten«, wandte er sich auf Elfisch an die anderen. »Léshil, Nachkomme von Eillean.«
    Der junge Anmaglâhk vor Sgäile blinzelte zweimal. Er sah zu Leesil und Magiere, die noch immer sehr wachsam und zu einem Kampf bereit waren.
    »Ich bitte um Verzeihung«, sagte er.
    »Kümmere dich um deine Pflichten«, wies Urhkar ihn an.
    Die vier Anmaglâhk nahmen das Gepäck. Keiner von ihnen sprach ein weiteres Wort.
    Das feste Holz des Piers und dann der Boden unter Wynns Füßen waren sehr willkommen, doch Sgäile trieb sie zur Eile an. Vielleicht befürchtete er einen unfreundlicheren Empfang als erwartet. Oder er sehnte das Ende seiner Mission herbei.
    Wynn hätte sich gern die Buden aus der Nähe angesehen und den Elfen bei ihren Gesprächen zugehört, aber sie musste rennen, um nicht den Anschluss zu verlieren. Um sie herum hielten Männer und Frauen inne, als sie Magieres dunkles Haar und bleiche Haut sowie die kleine Wynn mit ihrem runden, olivfarbenen Gesicht bemerkten. Die vier Anmaglâhk, die das Gepäck trugen, teilten sich auf; jeweils zwei gingen links und rechts von ihnen. Niemand stellte sich ihnen in den Weg. Niemand fragte, warum sie Menschen an diesen Ort brachten.
    Ein Stück hinter dem Markt am Ufer verharrte Sgäile vor einer riesigen Ulme, strich den Vorhang im Eingang beiseite und deutete hinein. Nur Wynn, Magiere, Leesil und Chap betraten den Wohnbaum; Sgäile blieb draußen stehen.
    »Richtet euch ein«, sagte er. »Hier seid ihr siche r – meine Kaste schützt euch. Aber verlasst diesen Wohnbaum nicht ohne Osha oder jemand anders, den ich zu euch schicke. Ich lasse euch so schnell wie möglich zu essen und zu trinken bringen.«
    Leesil trat verärgert auf ihn zu, aber Sgäile kam ihm zuvor.
    »Bald«, sagte er knapp. »Du wirst bald mit dem Ältesten Vater sprechen. Aber ich bitte dich, Léshil, verlass diese Unterkunft nicht vor meiner Rückkehr.«
    Er ließ den Vorhang los und ging.
    Magiere legte Leesil die Hand auf die Schulter und zog ihm dann die Truhe vom Rücken.
    Wynn glaubte, dass Sgäile sein Wort halten würde, doch Leesils Ungeduld wuchs immer mehr. Sie wusste, dass sie ihm nicht helfen konnte, und sah sich in ihrem neuen Quartier um.
    Das Innere des Baumstamms enthielt einen großen Raum, der mehr Platz bot als Gleanns Gemeinschaftsraum. Auf der einen Seite lagen Kissen und ein zusammengerollter himmelblauer Teppich. Der Boden bestand aus festgetretener Erde und war nicht von Moos bedeckt. Aus den Wänden ragten Vorsprünge für Betten oder Sitze, und darauf bemerkte Wynn zusammengefaltete cremefarbene Wolldecken. Ein graugrüner Vorhan g – die gleiche Farbe wie die Kleidung der Anmaglâh k – hing hinten an einer Stange aus Eichenholz. Wynn zog ihn beiseite und sah ein kleines Steinbecken, das dem in Gleanns Wohnbaum ähnelte.
    »Unser Gästehaus ist gut vorbereitet«, sagte sie.
    In Leesils bernsteinfarbenen Augen blitzte es, als er sich zu ihr umdrehte. »Dies ist kein Gästehaus, sondern ein Gefängnis.«
    Am frühen Abend wanderte Leesil unruhig durch den großen Raum im Stamm der Ulme und verfluchte seine Dummheit.
    Magiere, Wynn und er waren gefangen, und dafür trug allein er die Schuld. Ein hölzernes Tablett mit Obst und einem Krug, der Wasser enthielt, war gebracht worden, aber er rührte nichts davon an. Von einer gläsernen Laterne, in der schon bei ihrer Ankunft eine kleine Flamme gebrannt hatte, ging ein Duft wie von Fichtennadeln aus. Ein Teil des Gepäcks lag neben dem Eingang, aber ihre Waffen fehlten.
    Was alles noch schlimmer machte: Magiere beobachtete ihn mit der stillen Anspannung, die er während ihrer Zeit in Venjètz bei ihr gesehen hatte. Sie behielt ihn im Auge und fragte sich vermutlich, ob er erneut die Kontrolle über sich verlor.
    Nur Chap konnte den Wohnbaum verlassen, wann er wollt e – keiner der Elfen versuchte, ihn daran zu hindern. Aber der Hund machte von seiner Freiheit keinen Gebrauch und lag auf dem Boden, den Kopf auf den Vorderpfoten.
    Die erzwungene Tatenlosigkeit setzte Leesil am meisten zu, und von seinen Begleitern kamen keine nützlichen Vorschläge. Immer wieder überlegte er, ob er Nein’a jemals finden würde.
    »Was passiert jetzt?«, fragte Magiere.
    Sie saß auf einem Wandsims, das eine Bein angezogen, und der Klang ihrer Stimme nahm Leesil einen Teil seines

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