Diadem von den Sternen
sie sich ein bißchen weniger einsam - als hätte sie einen Gefährten gefunden, vielleicht sogar einen Freund.
6
Der Haken mit dem Wurmfragment schnellte hoch und fiel mit einem winzigen Platschen ins Wasser, wo ihn die Strömung am Rande des Strudels erfaßte und flußabwärts tanzen ließ. Ein schlanker Schatten flitzte aus dem Strudel und schnappte nach dem Wurm.
Als der Fisch den Köder nahm, holte Aleytys den Haken mit einem schnellen Ruck an der Leine ein. Blitzendes Silber-Kupfer im rötlichen Morgenlicht, so sprang er aus dem Wasser, platschte in einer Kaskade kristallener Tropfen zurück - und sprang wieder. Die Leine glitt durch ihre Finger.
Mit einem Lächeln krabbelte sie auf die Füße und fing den Fisch mitten im Sprung mit einer flinken Drehung der Leine. Sie riß ihn über das Ufer heraus, stürzte sich auf den zappelnden Fisch, ließ ihn aber sofort wieder fallen, schrie, als er in ihren zupackenden Händen herumfuhr und nadelspitze Flossengräten in den weichen Hautlappen zwischen ihrem Daumen und Zeigefinger stach.
Sie kniete sich hin und stieß die Hand ins Wasser, dann, nachdem der Schmerz abgekühlt war, untersuchte sie die Wunde. Eine Reihe blau-purpurner Einstiche verlief am inneren Rand ihrer Händfläche entlang; unmittelbar unter dem ersten Knöchel ihres Zeigefingers endeten sie. Sie saugte an den Einstichen, bis sie den schwachen Salzgeschmack des Blutes schmecken konnte. Die Steifheit verging, und sie schloß ihre Hand zur Faust, lachte triumphierend.
Der Fisch zuckte noch schwach. Sie zog ihre Nase kraus, hob ihn hoch; ihre Finger klemmte sie direkt unter dem aderdünnen Schwanz zusammen. Sie nestelte den Haken aus seinem Maul, fröhlich summte sie, während sie arbeitete. Und schließlich sang sie sogar ein kleines Lied. „Da da dada di da da, süßer kleiner Teufel.” Sie warf den Haken fort und schob die Nadel durch seine Kiemen; dann ließ sie den winzigen Fisch wieder ins Wasser fallen.
Sie kauerte sich wieder auf dem Felsen nieder, spießte einen anderen Wurm halb auf den Haken und warf ihn ins Wasser zurück. Sie schnellte ihr Haar aus dem Gesicht und lehnte sich auf den warmen Granit zurück. Ihre Augen in träger Zufriedenheit halb geschlossen, kratzte sie den Tars zwischen den Rippen, was ein Rumpel-Pumpel hervorrief und ihren Kopf auf und ab schnellte und kleine Gelächterwellen durch ihren Körper schickte. Nach einer Weile gähnte der Tars weit und streckte sich aus, den Bauch nach oben gereckt, damit sie ihn dort streicheln konnte. Wieder gähnte er, polterte in tiefem Wohlbehagen, als sie ihre Finger durch den zottigen Pelz wühlte, der in der Mitte über seinen Leib verlief. Sie wandte ihr Gesicht um und starrte in eine weit offen klaffende rote Höhle, die von knochenweißen, entsetzlichen Reißzähnen gesäumt war.
Glucksend schlug sie ihm mit dem Handrücken gegen den Kiefer.
„Mach dein Maul zu, Daimon, bevor du mich zu Tode ängstigst.”
Ein Zucken der Angelschnur ließ ihren Kopf wieder herumfahren. Sie rutschte zum Rand des Felsens hinüber und starrte ins Wasser. Wieder knabberte ein Fisch am Köder. Sie steckte ihre Haarsträhnen hinter die Ohren. Da schoß der Fisch vor und stieß an den Haken. „Ah! Der ist für dich, Daimon, Liebling.” Sie ließ den Fisch einen Augenblick lang zappeln, dann zog sie ihn aus dem Wasser.
Als sie den Haken gelöst hatte, warf sie den Fisch zu dem Tars hin
über. Er riß seinen Schädel hoch und schnappte zu. Mit einem schnellen, doppelten Knirschlaut verschwand die Beute, und Daimon verwandelte sich wieder zu einem faulen Haufen schwarzen Pelzes.
Später, als Horli den Himmelsbogen hinabglitt und die Große Hitze abnahm, richtete sich Aleytys in ihrem Bett auf und gähnte.
Obwohl jede Tür und jedes Fenster der Hütte offenstand, war die Luft stickig und heiß, so daß sie sich vor lauter Schweiß klebrig vorkam und ihr Kopf von einem allzu tiefen Schlaf schmerzte.
Seufzend rieb sie sich die Augen und fegte feuchte Haarsträhnen aus ihrer Stirn.
„Ich schlafe zu viel. Werde damit aufhören müssen”, murmelte sie. „Ich müßte meine Gymnastik machen, mehr reiten …
Andernfalls wird es mir wieder so ergehen wie nach meinem Aufbruch.” Sie seufzte wieder und schwang ihre Füße über den Bettrand.
Ein scharrendes Geräusch an der Tür peitschte Adrenalin durch ihren schwerfälligen Körper, ließ sie hochfahren und zum anderen Fenster springen. Ein dreieckiger, schwarzer Schädel stieß durch die
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