Diadem von den Sternen
Türöffnung, ein Grollen, wie eine Art verführerischen Fragens, wurde laut.
„Daimon.” Sie tappte zu ihm hinüber. „Du hast mich fast zu Tode erschreckt.” Sie blieb vor ihm stehen, die Hände in die Hüften gestemmt. „Du bist noch nie ins Haus gekommen, Mi-Muklis. Was könntest du denn jetzt wollen, frage ich mich.”
Behutsam auftretend, glitt der Tars um sie herum, die Spitzen seiner eingezogenen Krallen tickten niedlich auf dem Bretterboden.
Er kam von hinten an sie heran und stieß seinen Kopf gegen ihre Beine. Sie taumelte ein paar Schritte nach vorn; beinahe wäre sie auf die Knie gefallen. Wieder stieß er sie an, um sie weiter zur Tür zu drängen.
„Hai, was …” Sie hörte das tiefe Brummen, das er immer ausstieß, wenn er sich über irgend etwas freute, und legte ihre Hand auf seinen breiten Schädel. „Warte eine Minute, Abru Sar. Mir wächst kein Fell so wie dir.” Sie zeigte zu dem Haken hinüber, an dem ihre Abba hing.
„Für heute hatte ich genug Sonne auf meiner Haut.” Sie kratzte ihn hinter den Lauschern, dann schob sie sich schnell an ihm vorbei. Der Tars knurrte, ließ sie jedoch gehen.
Während sie die Abba um sich schlang und die Bänder befestigte, blickte sie ihn stirnrunzelnd und nachdenklich an. „Ein Tier? Was bist du wirklich, mein hübscher Freund?” Sie strich den Stoff an ihrem Körper glatt. „Haia, geh’n wir.”
Er führte sie in den Wald und auf einen gewundenen, verdrehten Weg durch die Sinaubar-, Wildpflaume- und Badmaha-Dickichte, vorbei an erschreckenden Gewirren von Dornbüschen und Raus-hani, bis sie sich in dem schrecklichen Zwielicht gründlich verirrt hatte.
Voller Neid beobachtete sie ihn, wie er sich anmutig durch böswillige natürliche Hindernisse bewegte, die ihre Freude daran zu haben schienen, daß sie sich tolpatschig und schwachsinnig vorkam. Dornige Ranken rissen an ihrer Abba, wickelten sich um ihre Fußgelenke, stie
ßen Krallen in ihr Haar; ein kleiner Schnitt über ihrem linken Auge, von einer knorrigen Kletterpflanze gerissen, juckte wahnsinnig. Sie schwitzte übermäßig, ihre Augen tränten, die Nase lief. Eine demütigende Erfahrung, die sie da machte.
Alle paar Schritte drehte sich der Tars herum, um sicherzugehen, daß sie ihm noch folgte, und sein Maul öffnete sich zu einem - sie hätte es schwören mögen! - Grinsen. Aber der mächtige Wissensdurst, den sie mit dem Tars gemeinsam hatte und der eine der treibenden Kräfte ihres Lebens war, ließ sie weitergehen. Obwohl völlig verschieden in Körperbau und Lebensweise, machte sie diese seltsame Ähnlichkeit zu Freunden; eine Freundschaft, wie sie sie noch mit keinem Menschen geteilt hatte. Manchmal fragte sich Aleytys in ihrer Einsamkeit, ob sie sich nicht selbst zum Narren hielt, indem sie sich etwas einzureden begann, um ihre geistige Gesundheit zu retten. Aber dann kam wieder diese Geistberührung, jene warme, Anteil nehmende Partnerschaft, und ihre Zweifel vergingen.
Der Tars drehte sich quer über den Pfad vor ihr. Sie riß die Schlingpflanze von sich weg und schaute sich um. Hinter einem Raushani-Gestrüpp erhob sich eine Wand aus grau-grün-bernsteinfarbenem Gestein, höher und höher, bis sie sich im Blätterdach verlor. Sie wischte sich Schweiß und Staub mit dem Ärmelende vom Gesicht und ließ sich auf eine Eisenholzwurzel nieder, lehnte sich gegen den Stamm zurück und war ziemlich froh, eine Ruhepause zu haben.
Der Tars wackelte mit seinen Lauschern in ihre Richtung und knurrte vergnüglich. Dann glitt er wie ein schwarzer Schatten in die hohen Farne und Gräser zwischen den Raushani-Ballen hinein. Noch immer sehr neugierig, behielt sie einen Geistfühler mit ihm in Kontakt, und so folgte sie ihm zur Klippe. Als sie die maunzenden Kätzchen im Dunkel der Lagerstatt ertastete, gluckste sie dunkel. In diesem Augenblick war sie vollkommen glücklich. Er hat mich hierhergebracht, um mir seine Familie zu zeigen. Sie wischte die Kapuze zurück, ließ den schwachen Windhauch ihr Haar zerzausen, und die Zufriedenheit floß in einem warmen Strom durch ihren Körper.
Nach einer kurzen Wartezeit kam der Tars zurück. Ungeduldig stand er vor ihr, mit zuckenden Lauschern; seinen Körper verlagerte er von links nach rechts und wieder nach links. Sie stand auf und strich die Abba über ihrem Körper glatt. Sie hätte schwören können, es sei ihm wichtig, daß sie ihr bestes Aussehen präsentierte. Er stieß einen zufriedenen, schnurrenden Laut aus, drehte sich um,
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