Diamanten fuer die Braut
meinst, eine wahrheitsgemäße?“
Sie spürte, wie ihre Wangen zu brennen begannen, denn natürlich wollte sie Michael auf keinen Fall die Wahrheit über sich und Joel erzählen.
„Meinst du nicht auch, er wäre sicher etwas beunruhigt über die Nachricht, dass die Frau, die er heiraten möchte, mit seinem Bruder nach New York fährt?“, fragte Joelleicht sarkastisch.
Bethany biss sich auf die Lippe. Es widerstrebte ihr, andere Menschen zu belügen oder zu hintergehen. Doch jetzt fand sie sich plötzlich in einer Situation wieder, auf die sie überhaupt nicht vorbereitet war. Die Ereignisse der vergangenen Tage schienen ihr noch immer wie ein Traum: einerseits wunderschön, andererseits zutiefst beunruhigend. Sie war so durcheinander, dass sie sich noch nicht einmal gefragt hatte, warum Joel eigentlich das Wochenende mit ihr verbringen wollte.
„Übrigens“, fuhr Joel fort, „wann hat Michael dir eigentlich den Heiratsantrag gemacht?“
„Als er mich gestern Abend nach Hause gebracht hatte.“
„Nicht vor der Fahrt nach Cumbria?“
„Nein. Glaubst du etwa …“ Sie unterbrach sich.
„Was glaube ich? Sprich weiter“, forderte er Bethany auf.
Sie atmete tief ein und erwiderte: „Dass ich, wenn Michael mir damals schon einen Heiratsantrag gemacht und ich auch nur die geringste Absicht gehabt hätte, ihn anzunehmen, trotzdem …“
„Dass du trotzdem mit mir geschlafen hättest?“, führte Joel ihren Satz zu Ende. „Du wusstest ja noch nicht, dass Michael und ich verwandt sind. Was für einen Grund hättest du also haben sollen, nicht mit mir ins Bett zu gehen?“
Bethany war wie vor den Kopf geschlagen. Er glaubte also tatsächlich, sie hätte überhaupt keine Moral. Tief in ihrem Innern schien etwas abzusterben, vielleicht die Hoffnung auf die Zukunft.
Als der Wagen vor dem Flughafenterminal hielt, stellte Joel zufrieden fest: „Wir liegen ziemlich gut in der Zeit und können in aller Ruhe die Formalitäten erledigen. Wenn wir in Manhattan eintreffen, wird dort früher Nachmittag sein.“
„Ich … habe es mir anders überlegt“, sagte Bethany stockend. „Ich fliege nicht mit dir nach New York.“
Joel schien völlig ungerührt zu sein. „Du kannst deine Meinungjetzt leider nicht mehr ändern.“ Er lächelte kühl. „Warum dieser plötzliche Sinneswandel?“
„Ich finde die Vorstellung unerträglich, für ein Flittchen gehalten zu werden“, platzte sie heraus. Als Joel etwas sagen wollte, rief sie mit funkelnden Augen: „Du brauchst gar nicht abzustreiten, dass du so über mich denkst. Deswegen bist du doch in Dunscar ohne ein Wort gegangen!“
„Das stimmt nicht“, entgegnete Joel. „Übrigens finde ich es unerträglich, für einen gemeinen Schuft gehalten zu werden.“
Verwirrt blickte sie ihn an. „Was meinst du damit?“
„Nur ein gemeiner Schuft hätte sich nach der gemeinsamen Nacht in Dunscar einfach davongestohlen.“
Seine Worte weckten eine kühne Hoffnung in Bethany. „Warum bist du dann …“, begann sie, doch er fiel ihr ins Wort.
„Weil etwas Unerwartetes passiert ist. Ich werde es dir später erklären. Jetzt ist dafür keine Zeit, da kommt nämlich schon unser Empfangskomitee.“
Das „Empfangskomitee“ bestand aus einem eleganten jungen Mann, der sie ehrerbietig begrüßte, und einem anderen Bediensteten, der Bethanys kleinen Koffer und Joels lederne Aktentasche aus dem Kofferraum nahm.
Während ihre Gedanken sich wie wild im Kreis drehten, ließ Bethany widerspruchslos zu, dass Joel ihr den Arm um die Taille legte und sie ins Flughafengebäude führte.
Nachdem alle Sicherheitschecks und die übrigen Formalitäten abgeschlossen waren, wurden sie an Bord des glänzenden, hochmodernen Jets von einem zurückhaltenden Steward mittleren Alters mit französischem Akzent begrüßt, den Joel mit „Henri“ ansprach.
Während Bethanys Gepäck verstaut und die Tür geschlossen und gesichert wurde, nahmen sie ihre Plätze ein und schnallten sich an. Dann rollte das Flugzeug auf die Startbahn.Leicht und mühelos hob die Maschine ab. Nach steilem Flug waren sie schon bald über der Wolkendecke, wo strahlend die Sonne schien.
Als sie ihre normale Flughöhe erreicht hatten, löste Joel seinen Sicherheitsgurt und sagte höflich: „Würdest du mich bitte entschuldigen? Ich möchte kurz mit dem Piloten sprechen.“
„Natürlich.“
„In der Zwischenzeit könntest du dich ja ein wenig umsehen. Und falls du irgendeinen Wunsch hast, wende dich an
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