Diamanten fuer die Braut
über und zog es bis über ihr rechtes Knie.
Es klopfte leise, und Molly kam herein, die ihren besten Hut trug und sich eine Blume an den Blazer gesteckt hatte. Sie berichtete, dass sowohl der Wagen für die Brautjungfer als auch der Wagen für die Braut warteten.
Lisa nahm ihren Strauß. „Ich muss vor dir losfahren, stimmt’s?“ Plötzlich wirkte sie unsicher. „Sehe ich gut genug aus?“
„Natürlich“, versicherte Bethany. „Bildhübsch!“
Lisa strahlte. „Ja, das Kleid ist wirklich schön. David holt mich ja nach der Trauung ab. Er kommt hoffentlich, bevor ich mich umgezogen habe.“
Als die junge Frau fröhlich und ein wenig aufgeregt davoneilte, verkündete Molly: „Senator Harvey ist gerade eingetroffen und wartet in der Eingangshalle.“
„Würden Sie ihm bitte ausrichten, dass ich gleich komme? Sie und Tom können dann schon losfahren.“
Nachdem Molly gegangen war, nahm Bethany ihren Brautstrauß, warf einen letzten Blick in den Spiegel und ging die Treppe hinunter.
Der Senator blickte ihr entgegen. Er trug einen eleganten grauen Nadelstreifenanzug und hatte sich eine cremefarbene Nelke ins Knopfloch gesteckt. „Meine Liebe, Sie strahlen ja geradezu!“
„Vielen Dank.“ Bethany schenkte ihm ein freudiges Lächeln. „Sie sehen auch sehr gut aus.“
Senator Harvey strich sich das Jackett glatt und fragte: „Sind Sie bereit?“
„Ja.“
„Dann sollten wir den Bräutigam nicht warten lassen.“ Er reichte ihr den Arm.
Es war ein klarer, kalter Tag. Die Wintersonne tauchte die kahlen Bäume in goldenes Licht und spiegelte sich auf den Windschutzscheiben der Autos, als sie zur Kirche fuhren.
Der wunderschöne alte Bau mit seinen eleganten Türmen und Steinmetzarbeiten stand zwischen zwei Wolkenkratzern, wo er eigentlich fehl am Platz hätte wirken müssen. Doch dank der zeitlosen Schönheit des Gebäudes war es nicht so.
Kaum hatte der Senator Bethany aus dem Wagen geholfen, erschien auch schon ein Fotograf, machte einige Bilder und eilte dann vor ihnen in die Kirche.
Drinnen war es trotz der brennenden Kerzen und des Lichtes, das durch die Buntglasfenster hereinfiel, dämmrig. Die friedliche Atmosphäre wurde durch den Duft von Blumen und leise Orgelmusik noch verstärkt.
Joel wartete neben den Stufen zum Altarraum. In seinem perfekt geschnittenen grauen Anzug und mit der cremefarbenen Nelke im Knopfloch sah er noch atemberaubender aus als sonst. Neben ihm stand Paul Rosco.
Aufgeregt ließ Bethany den Blick über die glänzenden Sitzbankreihen gleiten, die abgesehen von Molly und Tom leer waren. Im hinteren Teil der Kirche stand Lisa, zusammen mit Reverend John Daintree, der sie begrüßte und dann seinen Platz vor dem Altar einnahm.
Als der Organist ein Stück von Bach zu spielen begann und Bethany am Arm des Senators zum Altar schritt, drehte Joel sich um und lächelte sie an. Noch immer erfüllt von dem Gefühl zu träumen, reichte sie Lisa den Brautstrauß und stellte sich neben ihren zukünftigen Ehemann.
Die Musik verstummte, und der Reverend begann mit der Zeremonie. „Liebe Gemeinde …“
Später, obwohl der traumhafte Zustand noch andauerte,behielt Bethany jedes noch so kleine Detail der Trauung genau in Erinnerung: Joels Entschlossenheit bei seinen Antworten, seinen ernsten Gesichtsausdruck, als er ihr den goldenen Ehering ansteckte, die Freude, als sie zu Mann und Frau erklärt wurden, das Gefühl, zu Hause angekommen zu sein, als er ihren Schleier zurückschlug und sie küsste.
Ihre kostbarste Erinnerung jedoch war die an den Augenblick, als der Trauzeuge nicht einen Ring, sondern zwei hervorholte, und an die unsagbare Freude, mit der sie Joel den schweren goldenen Siegelring auf den Finger schob.
Nachdem die Heiratsurkunde von Eheleuten und Trauzeugen unterzeichnet worden war, umarmte man einander und schüttelte sich die Hand. Dann wurden weitere Fotos gemacht, bevor der Senator zum Flughafen fuhr, Paul Rosco in seine Kanzlei zurückkehrte und Reverend John Daintree sich auf seinen nächsten Termin vorzubereiten begann.
Draußen ließ man nach alter Tradition auf Braut und Bräutigam Reis niederregnen, bevor das Brautpaar mit seiner Hochzeitsgesellschaft in einem Konvoi zurück in die Mulberry Street fuhr.
Bei ihrer Ankunft wartete ein junger Mann mit hellem lockigem Haar und einem schmalen, intelligent wirkenden Gesicht vor dem Haus. „Verzeihung, ich bin ein bisschen zu früh dran“, entschuldigte David sich, nachdem Lisa ihn vorgestellt hatte.
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