Diamanten und heiße Küsse
sein Gesicht, und ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. Selten hatte sie jemanden gesehen, der so gefühllos und abweisend wirkte.
Als sie den iPod entgegennahm, fiel ihr auf, dass Jake jeden Hautkontakt vermied. „Danke“, sagte sie knapp, hängte sich die Tasche über die Schulter und ging zum Fahrstuhl. Ohne etwas zu sagen, trat er neben sie.
„Arbeiten Sie noch so spät?“, fragte sie schließlich.
„Das ist früh für mich.“
„Aha …“
„Und?“
„Was und?“
„Wollten Sie nicht noch etwas sagen?“
Langsam schüttelte sie den Kopf. „Eigentlich nicht. Ich frage mich nur … Nehmen Sie nie mal einen Tag frei?“
„Zu viel zu tun.“
„Aber was hat es für einen Sinn, so viel Geld zu verdienen, wenn Sie nie Zeit haben, es auch auszugeben?“
„Ich bin durchaus zufrieden mit dem, was ich erreicht habe“, sagte er und sah sie stirnrunzelnd an. „Geld macht doch nicht unglücklich, Holly.“
„Nein, dafür sorgen die Menschen schon ganz allein.“
Die Türen öffneten sich, und zu Hollys Überraschung trat Jake hinter ihr in den Fahrstuhl. Doch sowie sich die Türen wieder geschlossen hatten, drückte er auf den Halteknopf.
„Und um Ihre Frage zu beantworten, ich genieße mein Leben durchaus.“
Erschreckt sah sie ihn an. Was sollte das? Warum hatte er den Fahrstuhl gestoppt? Doch als sie das Glitzern in seinen Augen bemerkte, wich die Angst einer starken Erregung. Ihr Atem kam stoßweise, der Herzschlag dröhnte ihr in den Ohren. Was hatte er vor?
Seltsamerweise reagierte ihr Körper nicht mit kaltem Entsetzen auf das Unbekannte, das auf sie zukam. Stattdessen wurde ihr von innen her warm, geradezu heiß, und sie spürte ein erregendes Kribbeln in den Gliedern. Als er auf ihren Mund sah, öffnete sie unwillkürlich die Lippen. Wollte er sie etwa küssen?
Schon trat er dicht vor sie hin, legte ihr eine warme Hand um den Hinterkopf und verschloss ihre Lippen mit einem Kuss. Es war Wahnsinn. Plötzlich konnte sie die Glieder nicht mehr bewegen, ihr Puls raste, und sie wusste nur eins: So war sie noch nie geküsst worden.
Sein Kuss wurde fordernder, und er schob ihr die Finger ins Haar, sodass sie ihm nicht entkommen konnte, selbst wenn sie gewollt hätte. Leise stöhnte sie auf. Nein, sie wollte ihn ja, wollte sich seinem Kuss ausliefern. Alle Vorbehalte waren verschwunden. Es gab nur noch Jake und seinen Kuss, dessen Forderungen sie nur zu gern erfüllte.
Während sie sich an ihn schmiegte, schloss sie die Augen. Wie wunderbar er roch, so ganz anders als alle anderen Männer, die sie je geküsst hatte. Aber war er nicht auch vollkommen anders? Als er jetzt mit beiden Händen ihr Gesicht umschloss, legte sie ihm die Arme um den Nacken und erwiderte seinen Kuss mit einer Leidenschaft, die sie bisher noch nie empfunden hatte.
Das hatte Jake nicht erwartet. Seit er diesen kleinen Leberfleck so dicht über ihren verführerischen Lippen entdeckt hatte, wollte er sie küssen. Aber die Leidenschaft, mit der sie seinen Kuss erwiderte, die hatte er sich in seinen wildesten Fantasien nicht vorstellen können. Ihre Haut schien zu brennen, und sofort wusste er, ein Kuss konnte ihn nicht befriedigen. Er wollte sie ausziehen, ihre helle glatte Haut spüren.
Ohne nachzudenken, schob er die Hände unter ihr Sweatshirt. Da war sie, die heiße, feuchte Haut, nach der er sich so sehnte. Aber wie ein Süchtiger konnte er auch damit nicht zufrieden sein. Er wollte mehr, sein Körper forderte mehr …
Hastig ließ er die Hände unter das knappe Top gleiten, spürte schon die Rundungen der Brüste … Da ließ Hollys lautes Keuchen ihn innehalten. Er löste sich von ihrem Mund und sah sie an. Was tue ich da?
„Jake …“, stieß sie leise hervor, die großen Augen auf ihn gerichtet, der Blick verschleiert vor Leidenschaft.
Sein Verstand schien ausgeschaltet zu sein, sein Körper war nur allzu bereit. Doch mit letzter Anstrengung schaffte Jake es, einen Schritt zurückzutreten und Holly loszulassen.
„Zieh dein Sweatshirt aus.“ Das klang wie ein Befehl und vollkommen anders, als er beabsichtigt hatte, aber er konnte nicht anders. Wie er befürchtet hatte, blickte Holly ihn entsetzt an.
Er verachtete sich für seine Worte. Er hatte vollkommen die Kontrolle verloren. Schon seit Jahren war ihm so etwas nicht mehr passiert. Am liebsten hätte er sie in die Arme genommen und sich entschuldigt. Aber würde sie seine Entschuldigung akzeptieren? Wahrscheinlich nicht. So wie sie dastand,
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