Diamanten und heiße Küsse
vor?“
Als sein prüfender Blick sie traf, zuckte sie leicht zusammen. Vielleicht hätte sie lieber nichts sagen sollen, denn so war er erst richtig auf sie aufmerksam geworden. Und dieser Blick war alles andere als kühl. Er war wissend und berührte sie bis ins Mark. Schnell richtete sie die Augen wieder auf die Stockwerkanzeige. Wenn sie ihn nicht ansah, dann würden sich ihre Nerven schon beruhigen.
„Ich habe ein paar Besprechungen“, sagte er. „Du, Holly, noch mal zu gestern Abend …“
Als ob sie das nicht gewusst hätte! Hätte sie bloß nichts gesagt! Heftig schüttelte sie den Kopf. Glücklicherweise öffneten sich gerade die Fahrstuhltüren. Hoffentlich sah Jake nicht, wie ihre Wangen glühten vor Verlegenheit. Leider blieb er ihr dicht auf den Fersen, als sie den Fahrstuhl verließ. „Du brauchst nichts …“
„Es war …“
Beide schwiegen, während Holly die Glastür zu ihrem Büro aufschloss. „Es war nichts. Wirklich“, stieß sie schließlich hervor.
„Nichts? Ich glaube, es war mehr, als du zugeben willst.“
Sie stieß die Tür auf und trat ein. „Woher willst du das wissen?“, fragte sie leichthin und legte ihre Tasche auf den Schreibtisch.
„Weil ich sehr genau beobachten kann. Und ich habe gemerkt, dass du den Kuss durchaus erwidert hast.“
„Ist das dein Erfolgsrezept? Du findest heraus, was in den Menschen vorgeht, und wendest dieses Wissen dann gegen sie an?“
„Nicht ganz. Ich mache ihnen ein Angebot, das sie nicht ablehnen können.“
Bei jedem anderen Mann hätte sie sich über diese Überheblichkeit aufgeregt. Bei Jake war es anders. Er stellte lediglich Tatsachen fest.
Leicht neigte sie den Kopf zur Seite. „Dann gibt es also nichts, was du nicht haben kannst, wenn du es willst.“
Oh … das hätte sie nicht sagen sollen. Das war ihr sofort klar, als sie den Ausdruck in seinen Augen sah. Nach einem kurzen Schweigen erwiderte er: „Es gibt durchaus noch … einiges, was ich erreichen möchte.“
Dabei sah er sie unentwegt an, bis sie schließlich die Augen abwandte. Was meinte er damit? Hatte das etwas mit ihr zu tun? Und einer gemeinsamen Zukunft? Tapfer nahm sie all ihren Mut zusammen. „Vielleicht denkst du dabei an eine Frau? Und an ein Kind, dem du all deinen Reichtum hinterlassen kannst?“
„Das auch.“ Kurz presste er die Lippen aufeinander, als wollte er vermeiden, etwas Bestimmtes zu sagen. Dann war sein Gesichtsausdruck wieder undurchschaubar.
Also hatte er durchaus schon mal an eine Familie gedacht. Und dass er ihr das verriet, war ihm im Grunde nicht recht. Aber warum nicht? Betrachtete er diesen Wunsch als ein Zeichen von Schwäche? Vielleicht dachte er auch an Mia, mit der er diesen Traum vielleicht schon einmal geträumt hatte?
Nachdem Jake seine Bürotür hinter sich zugezogen hatte, fiel Holly auf, dass sie nicht mehr über die Geschehnisse vom Vortag gesprochen hatten.
Und das beunruhigte sie irgendwie.
5. KAPITEL
„Jedes normale Mädchen hat am Samstagabend etwas vor“, sagte Holly zu sich selbst, als sie das Gebäude von Blackstone Diamonds betrat. Und was tat sie? Sie arbeitete, wenn man ihr Ausspionieren von Jake Vance als Arbeit bezeichnen konnte. Weil sie herausfinden sollte, was Jake im Schilde führte, um dem Unternehmen zu schaden, musste sie selbst in ihrer freien Zeit noch arbeiten.
Vorsichtig sah sie sich um und ging dann schnell zum Fahrstuhl. Während sie in den obersten Stock fuhr, musste Holly wieder an die vergangene Stunde denken.
Kimberley hatte ihr zwei Karten für die Alex-Perry-Modenschau geschenkt, wahrscheinlich um sich bei ihr für die Hilfe bei den Vorbereitungen zu bedanken. Allerdings hatte die Abschlussshow, in der traditionsgemäß Brautkleider vorgestellt wurden, Holly nicht besonders interessiert. Aber als sie Jake Vance in der ersten Reihe sitzen sah, war sie mit einem Mal hellwach.
Neben ihm saß einer der Hauptanteilseigner von Black stone Diamonds. Obgleich beide sich lebhaft unterhielten, schien Jake plötzlich Hollys Anwesenheit zu spüren. Er hob den Kopf, drehte sich um und sah sie lange an.
Ihr wurde plötzlich sehr warm. Er schien sie geradezu mit seinen Augen auszuziehen. Verdammt noch mal, er hatte kein Recht, sie so anzusehen!
Hastig stand sie auf, sagte etwas von „frischer Luft“, woraufhin ihre Freundin Miko sie fassungslos ansah, und stürzte in Richtung Ausgang. Sie spürte, dass Jake ihr hinterhersah und sich sicher an ihrer Rückseite ergötzte. Warum hatte sie auch
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