Diamanten und heiße Küsse
Ein paar Sekunden ließ er den Blick auf ihr ruhen, genoss den Anblick ihrer zierlichen Figur, der rosigen Wangen und ihrer klaren großen Augen, die ihn offen ansahen. Dann trat er auf sie zu.
„Ja, ich bin bereit.“
Eine Stunde später hatte Jake Mühe, seine Fassung zu bewahren. Sie hatten jedes einzelne Stockwerk und jede Abteilung besichtigt, und die genau zweiundsechzig Minuten in Hollys Gegenwart hatten ihn geschafft. Der zarte Duft ihres Parfums und ihre leise dunkle Stimme hatten ihn in ein Wechselbad der Gefühle gestürzt, Erregung und Frust wechselten sich ab. Und immer musste er auf den kleinen Leberfleck starren, wenn sie die Lippen zu einem sanften Lächeln verzog. Absichtlich ließ er sie vorgehen, damit er in Ruhe ihre aufregende Rückseite betrachten konnte, den weichen Schwung der Hüften, den kleinen runden Po.
Lediglich als sie an Howards Trophäenwand vorbeigingen, wurde er abgelenkt. Dieser eitle Kerl. Howard bei der Eröffnung eines Juweliergeschäftes. Howard bei irgendeiner öffentlichen Veranstaltung. Howard zusammen mit dem Premierminister. Mit der Queen von England. Mit vier verschiedenen US-Präsidenten.
Mit Mühe hatte er sich zurückhalten können, eine spöttische Bemerkung zu machen. Offenbar hatte Howard es geliebt, sich mit Berühmtheiten zu umgeben und mit seiner Macht und seinem Reichtum zu prahlen. Sofort sah Jake wieder Ursula vor sich mit ihrem traurigen Blick, um den Hals das unschätzbar wertvolle Collier, das sie an diesen Mann kettete.
So etwas wie Ekel stieg in ihm auf. Er war anders als Howard. Auf jeden Fall.
„Lassen Sie uns weitergehen.“
„Gern.“ Doch nur schwer konnte er sich von Hollys Anblick lösen. Der enge graue Rock brachte ihre femininen Rundungen perfekt zur Geltung. Die Farbe ihrer Augen wurde durch die blaue Bluse noch betont, und an den leicht gebräunten Armen klirrten schmale Goldreifen.
Ob sie geschminkt war? Ihr Gesicht sah so natürlich aus, dass er es am liebsten gestreichelt hätte.
Um nicht in die Versuchung zu kommen, Holly zu berühren, schob er die Hände tief in die Taschen. Wie sie wohl die Wahrheit über seine Identität aufnehmen würde? Wahrscheinlich blieb sie ruhig und gelassen wie meist, nur ihre blauen Augen würden verraten, was sie dachte.
Blaue Augen? Nein, eher grün, blaugrün wie der Ozean. Verärgert presste er die Lippen aufeinander. Das war einfach lächerlich. Seit wann machte er sich Gedanken über die Augenfarbe einer Frau?
Dennoch war er, besser gesagt sein Körper, immer noch mit der hübschen Assistentin beschäftigt, als er nach der Führung den Fitnessraum des Unternehmens betrat. Leider war er nicht allein im Raum. Und wer trainierte auf dem Laufband?
Holly McLeod.
Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Den Gedanken, sich durch einen harten Lauf von allen unwillkommenen Gelüsten zu befreien, konnte er sich wohl aus dem Kopf schlagen.
Sie trug knappe Radlerhosen und dazu ein enges Top, das sich über ihren Brüsten spannte, wenn sie tief Atem holte. Die schlanken muskulösen Beine waren braun gebrannt, und der lange Pferdeschwanz schlug rhythmisch auf den schweißnassen Rücken.
Jake stand da und starrte sie an. Seine Sporttasche fiel zu Boden, er merkte es kaum. Weg, nur weg, bevor sie mich sieht, war alles, was er denken konnte. Doch irgendwie schien sie seine Anwesenheit gespürt zu haben. Denn sie wandte sich zu ihm um, nahm die Kopfhörer aus den Ohren, während sie von dem Band sprang, und griff nach einem Handtuch. Ihr Brustkorb hob und senkte sich schnell, und ein Schweißtropfen lief langsam den Ausschnitt hinab.
Nur mit reiner Willenskraft löste Jake den Blick von diesem verführerischen Anblick und sah Holly ins Gesicht. „Wollen Sie schon gehen?“, fragte er.
„Ja.“ In Windeseile hatte sie sich ein Sweatshirt über den Kopf gezogen, nahm ihre Tasche und stürzte zur Tür.
Wie erstarrt stand er da. Dann hörte er, wie die Tür zufiel, und eine kalte Leere machte sich in ihm breit.
Als die Tür hinter ihr zugefallen war, rieb Holly sich fröstelnd die Arme. Dass Jake so plötzlich aufgetaucht war, hatte sie vollkommen verwirrt. Bloß raus, war alles, was sie hatte denken können. Sie hatte sich noch nicht einmal die Zeit genommen, ihre lange Jogginghose anzuziehen. Hastig zog sie den Reißverschluss der Sporttasche auf, da öffnete sich die Tür, und Jake stand im Raum.
„Der gehört wohl Ihnen“, sagte er mürrisch und hielt ihren iPod hoch. Sie blickte auf seine Hand, dann in
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