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Diamantene Kutsche

Diamantene Kutsche

Titel: Diamantene Kutsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Akunin
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proletarisches Arigato, Herr Samurai. Sie haben das Ihre getan, den Rest schaffen wir ohne Sie.«
    Gewichtig sprach Rybnikow die Hauptsache an.
    »Also. Der Streik muß spätestens in drei Wochen beginnen. Der Aufstand spätestens in anderthalb Monaten.«
    »Kommandieren Sie uns nicht herum, Marschall Ojama. Das können wir ganz gut ohne Sie entscheiden«, unterbrach ihn der Sozialrevolutionär. »Wir werden nicht nach Ihrer Pfeife tanzen. Ich denke, wir schlagen im Herbst zu.« Er bleckte die Zähne. »Bis dahin rupfen Sie unserem Nikolaus noch gehörig das Gefieder. Wenn er dann splitternackt vor seinem Volk steht, dann würgen wir ihm eins rein.«
    Rybnikow lächelte zurück. Drossel ahnte nicht einmal, daß in diesem Augenblick sein Leben und das seiner acht Genossen an einem seidenen Faden hing.
    »Das ist nicht schön, wirklich. Wir hatten doch eine Absprache.« Rybnikow schüttelte tadelnd den Kopf.
    Die Augen des Revolutionärs funkelten spitzbübisch.
    »Ein Wort zu halten, das man dem Vertreter einer imperialistischen Macht gegeben hat, ist ein bürgerliches Vorurteil.« Er zog paffend an seiner Pfeife. »Wie heißt in Ihrer Sprache ›bis dann‹?«
    Ein Arbeiter lud sich den letzten Karton auf und sagte erstaunt: »Der ist ja so leicht. Der ist doch nicht leer?«
    Er stellte ihn ab.
    »Nein«, erklärte Rybnikow und öffnete den Deckel. »Das sind Zündschnüre für verschiedene Zwecke. Das hier ist eine Bickford-Schnur, das eine Tarnschnur und die hier in der Gummihülle ist für Unterwasserbomben.«
    Das interessierte Drossel. Er nahm eine grellrote Rolle heraus und betrachtete sie. Mit zwei Fingern griff er nach dem Metallkern, der sich mühelos aus der wasserdichten Hülle ziehen ließ.
    »Schlau ausgedacht. Unterwasserbomben? Vielleicht jagen wir dieJacht des Zaren in die Luft? Ich habe da einen geeigneten Mann an Bord – ein verwegener Kopf. Wir sollten mal darüber nachdenken.«
    Der Packer hob den Karton auf und lief zum Kai.
    Inzwischen hatte Rybnikow eine Entscheidung getroffen.
    »Nun, dann eben im Herbst. Besser spät als nie«, sagte er. »Aber der Streik in drei Wochen. Wir hoffen auf Sie.«
    »Was bleibt Ihnen auch übrig?« sagte Drossel, den Kopf über die Schulter gewandt. »Das war’s, Samurai, wir trennen uns. Scheren Sie sich zu Ihrer japanischen Mutter.«
    »Ich bin Waise.« Rybnikow lächelte nur mit den Augen und dachte erneut, wie schön es wäre, diesem Mann den Hals umzudrehen – um zu sehen, wie ihm die Augen herausquollen und zu Glas erstarrten.
    In diesem Augenblick war es vorbei mit der Stille.
     
    »Herr Ingenieur, ich glaube, sie sind fertig«, flüsterte Smurow.
    Fandorin sah selbst, daß das Verladen beendet war. Der Kahn lag nun fast bis zur Wasserlinie im Wasser. Er war zwar nicht groß, aber offenbar sehr geräumig – tausend Kisten mit Waffen waren schließlich keine Kleinigkeit.
    Nun ging der letzte Mann an Bord – dem Gang nach zu urteilen, mit einer ziemlich leichten Last, und dann wurden nacheinander sieben, nein acht Zigarren angezündet.
    »Schicht. Sie rauchen noch eine, dann legen sie ab«, hauchte der Agent Fandorin ins Ohr.
    Kroschkin ist Viertel vor drei losgelaufen, Hilfe holen, überlegte Fandorin. Sagen wir, um drei war er am Telefon. Fünf, vielleicht auch zehn Minuten hat er gebraucht, um Danilow oder dem diensthabenden Offizier zu erklären, was los ist. Ach, ich hätte Smurow schicken sollen – der kann besser reden. Zehn nach drei, nein, sagen wir Viertel nach drei werden die Wachen alarmiert. Vor halb vier kommen sie nicht weg. Von Kalantschowka bis zur Koshuchowo-Brückebraucht man mit der Draisine mindestens eine halbe Stunde. Vor vier ist mit den Gendarmen nicht zu rechnen. Und jetzt ist es drei Uhr fünfundzwanzig.
    »Holen Sie Ihre Waffe raus«, befahl Fandorin und nahm seinen Browning in die Linke, Kroschkins Nagan in die Rechte. »Bei drei, vier schießen Sie auf den Kahn.«
    »Wozu?« fragte Smurow erschrocken. »Die sind doch so viele! Und auf dem Fluß entkommen sie uns sowieso nicht. Wenn die Verstärkung da ist, holen wir sie am Ufer ein!«
    »Woher wissen Sie, daß sie mit dem Kahn nicht aus der Stadt rausfahren und an einem menschenleeren Ort die Waffen auf Fuhrwerke laden, bevor es hell wird? Nein, nein, wir müssen sie aufhalten. Wie viele Patronen haben Sie?«
    »Sieben in der Trommel und sieben Reserve, das ist alles. Wir sind schließlich Agenten und keine wilden Baschibosuken 2 …«
    »K-kroschkin hat auch vierzehn. Ich

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