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Diamond Age - Die Grenzwelt

Titel: Diamond Age - Die Grenzwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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ursprünglichen Kopie der
Illustrierten Fibel für die junge Dame
wiedergab.
    Das Buch schien einige Zeit in einem Grünstreifen verbracht zu haben und war dann aufwärts getragen worden, in die ungefähre Richtung der Klave New Atlantis.
    Hackworth nahm den Füllfederhalter zur Hand und schrieb einen kurzen Brief an Lord Finkle-McGraw.
     
    Euer Gnaden, seit ich das Vertrauen akzeptiert habe, das Sie in mich setzen, habe ich mir rückhaltlose Offenheit geschworen, um als offene Leitung für alle Informationen zu dienen, soweit sie die vorliegende Aufgabe betreffen. In diesem Sinne muß ich Sie darauf hinweisen, daß ich vor zwei Jahren, in meiner verzweifelten Suche nach dem gestohlenen Exemplar der Fibel, ein Suchprogramm in den Leasing-Parzellen gestartet habe ... (&cet., &cet.)
    In der Anlage finden Sie eine Karte und andere Daten, die neuesten Bewegungen dieses Buches betreffend, dessen Schicksal mir bis gestern unbekannt gewesen ist. Ich habe keine Ahnung, in wessen Besitz es sich befindet, aber anhand der Programmierung des Buches erlaube ich mir die Vermutung, daß es sich um ein junges Thetemädchen handelt, zwischen fünf und sieben Jahren alt. Das Buch muß die vergangenen zwei Jahre in einem Haus gewesen sein, andernfalls hätte mein System es aufgespürt. Wenn diese Vermutungen korrekt sind und meine Erfindung das angestrebte Ziel nicht völlig verfehlt hat, kann man als sicher voraussetzen, daß das Buch eine wichtige Rolle im Leben des Mädchens spielt...
     
    Er fuhr fort, daß man dem Mädchen das Buch in diesem Fall unter keinen Umständen wegnehmen sollte; aber als er eingehender nachdachte, strich er diesen letzten Teil durch, worauf das Geschriebene von der Seite verschwand. Es stand Hackworth nicht zu, FinkleMcGraw zu sagen, wie er seine Angelegenheiten zu handhaben hatte. Er unterschrieb den Brief und schickte ihn ab.
    Eine halbe Stunde später klingelte sein Füllfederhalter erneut, und er sah nach seiner Post.
     
    Hackworth, Nachricht empfangen. Besser spät als nie. Kann es kaum erwarten, das Mädchen kennenzulernen.
    Ihr ergebener &cet.
    Finkle-McGraw
     
    Als Hackworth wieder zum Postamt kam und durch das Fenster des großen MaterieCompilers sah, konnte er erkennen, wie eine große Maschine im trüben roten Licht Gestalt annahm. Der Rumpf war bereits fertig und stieg langsam in die Höhe, als die vier Beine kompiliert wurden. Dr. X hatte Hackworth ein Chevalin geschenkt.
    Hackworth stellte fest, nicht ohne Anerkennung, daß die Ingenieure in diesem Fall höchsten Wert auf Einfachheit und Stärke, aber nur geringen Wert auf Komfort und Stil gelegt hatten. Ausgesprochen chinesisch. Niemand hatte versucht, es als echtes Tier zu verkleiden. Die Mechanik in den Beinen lag größtenteils frei, so daß man sehen konnte, wie die Gelenke und Stangen funktionierten, was etwa so war, als würde man die Räder einer alten Dampflokomotive betrachten. Der Rumpf sah hager und knochig aus. Er bestand aus sternförmigen Bindegliedern, bei denen fünf oder sechs zigarettengroße Stangen zusammenliefen; die Stangen und Bindeglieder bildeten ein unregelmäßiges Netz, das sich zu einem dreidimensionalen geodätischen Rahmen zusammenfügte. Die Länge der Stäbe war variabel. Hackworth, der diese Konstruktionsform schon an anderer Stelle gesehen hatte, wußte genau, daß das Netz in einem erstaunlichen Maße Größe und Form verändern konnte, aber jederzeit das Mischungsverhältnis von Starrheit und Flexibilität aufbrachte, das das System in einer bestimmten Situation brauchte. In dem dreidimensionalen Rahmen konnte Hackworth aluminiumbeschichtete Kugeln und Ellipsoiden sehen, zweifellos Vakuolen, die die Maschinen-Phasen-Eingeweide des Rosses enthielten: im Grunde genommen nichts weiter als einen Stabprozessor und eine Energiequelle.
    Die Beine wurden ziemlich schnell kompiliert, die komplizierten Füße dauerten etwas länger. Als es fertig war, füllte Hackworth das Vakuum und machte die Tür auf. »Zusammenfalten«, sagte er. Die Beine des Chevalin knickten ein; es legte sich auf den Boden des MC. Der dreidimensionale Rahmen zog sich so weit wie möglich zusammen, der Hals wurde kürzer. Hackworth bückte sich, streckte die Finger in den 3D-Rahmen und hob das Chevalin mit einer Hand hoch. Er trug es durch die Halle des Postamts, an aufmerksamen Kunden vorbei, und auf die Straße hinaus.
    »Aufsteigen«, sagte er. Das Chevalin erhob sich in eine geduckte Haltung. Hackworth schlug ein Bein über den

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