Diamonds & Rust
durch Gedanken an die letzten Tage.
Der unbequeme Sessel, in den sie sich zusammengekauert hatte, den Laptop auf den Knien balancierend, hatte auch nicht gerade zu ihrer Inspiration beigetragen.
»Ich brauche unbedingt einen Schreibtisch«, dachte sie seufzend, als sie ihren Laptop weglegte und sich streckte.
Am liebsten wäre sie in ihrem Zimmer geblieben; die Aussicht auf Antonia und ihre bösen Blicke erschien ihr nicht gerade prickelnd, doch sie freute sich auf Danny und gab sich einen Ruck.
Es war perfektes Timing, denn gerade, als sie unten angekommen war und erleichtert festgestellt hatte, dass Antonia wohl gegangen war, ging die Haustür auf und Danny stürmte herein. Sie drückte ihn kurz zur Begrüßung, und noch bevor sie ihn nach seinem Schultag fragen konnte, kam auch schon David aus seinem Arbeitszimmer, gefolgt von Jeremy.
Danny eilte auf seinen Vater zu, der ihn liebevoll umarmte, während Jeremy lächelnd auf Vanessa zuging.
»Hi«, begrüßte er sie mit einem jungenhaften Grinsen, »Wie ich sehe, hat sich ja doch noch alles geregelt – es tut mir leid, dass ich so viel Verwirrung gestiftet habe.«
Verlegen winkte Vanessa ab.
»Schon gut, ja es war alles etwas chaotisch, aber das hat sich ja glücklicherweise nun geklärt.«
Während David das Essen aufwärmte, das Antonia bereits vorbereitet und in den Kühlschrank gestellt hatte, deckte Vanessa mit Dannys Hilfe den Tisch. Er zeigte ihr, wo sie Teller, Gläser und Besteck finden konnte, und kurz darauf saßen alle vier am Tisch und genossen ihre Mahlzeit.
Sie plauderten über dieses und jenes; Danny erzählte seinem Vater von der Schule, und Jeremy klärte Vanessa reumütig auf, wie es zu den ganzen Verwicklungen bei ihrem Eintreffen hier gekommen war. Nachdem sie nun die Zusammenhänge kannte, fiel ihr ein großer Stein vom Herzen. Trotz der rasch gewonnen Gefühle für Danny hatte sie ihre Zweifel nicht ganz beiseiteschieben können, doch jetzt war sie erleichtert, dass es für alles doch eine ganz vernünftige Erklärung gab.
Nach dem Essen zog David sich sofort wieder ins Büro zurück, und Danny verschwand nach oben, nachdem sie ihm versichert hatte, dass sie gleich nachkommen und ihm bei den Hausaufgaben helfen würde.
Vanessa räumte den Tisch ab, und begann das Geschirr abzuwaschen. Jeremy griff sich ein Handtuch und trocknete ab, während sie weiter miteinander plauderten.
»Jeremy, ich brauche dich hier«, wurden sie nach kurzer Zeit von David unterbrochen, und Vanessa glaubte, in seiner Stimme einen leicht gereizten Unterton zu hören.
Sie wandte den Kopf und sah für den Bruchteil einer Sekunde ein ärgerliches Blitzen in seinen Augen, doch da hatte er sich auch schon wieder umgedreht und war im Arbeitszimmer verschwunden.
Einen Augenblick stutzte sie, aber dann war sie sich sicher, dass sie sich diesen seltsamen Blick nur eingebildet hatte, und wandte sich wieder Jeremy zu.
»Geh nur, ich mache den Rest hier schnell alleine fertig«, forderte sie ihn auf.
Mit einem bedauernden Blick folgte er David daraufhin ins Arbeitszimmer, nicht ohne sich noch einmal nach ihr umzudrehen und ihr ein Lächeln zuzuwerfen.
Der restliche Tag verlief angenehm. Zunächst half Vanessa Danny bei den Hausaufgaben, wobei sie sehr schnell feststellte, dass er für sein Alter sehr intelligent und selbstständig war, und eigentlich gar keine Unterstützung benötigte.
Die übrige Zeit verbrachten sie mit Spielen, und die Zeit verging wie im Flug.
Jeremy war zwischenzeitlich gegangen, und so nahmen sie das Abendessen zu dritt ein.
»Vanessa bringt dich ins Bett, ich komme dann gleich noch mal nach oben und sage dir Gute Nacht«, entschied David und begann den Tisch abzuräumen.
Danny nickte, griff nach Vanessas Hand und gemeinsam gingen sie nach oben. Kurz darauf lag er in seinem Bett, gewaschen und mit geputzten Zähnen, und Vanessa setzte sich zu ihm auf die Bettkante.
»Ich weiß, ich bin eigentlich schon zu alt dafür, aber kannst du mir noch etwas vorlesen?«, fragte der Kleine treuherzig. »Meine Mama hat mir früher auch immer vorgelesen«, fügte er dann noch hinzu.
Für ein paar Sekunden stutzte Vanessa. Sie hatte inzwischen bereits vermutet, dass Danny anscheinend mit seinem Vater alleine lebte, und da niemand auch nur ansatzweise von der Mutter des Jungen gesprochen hatte, hatte sie es sich verkniffen, nachzufragen. Selbst jetzt, nachdem er sie erwähnt hatte, wollte sie Danny nicht danach fragen, vielleicht war seine Mutter gestorben, vielleicht
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