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Diaspora

Diaspora

Titel: Diaspora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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Skalen völlig unabhängig voneinander, die beiden Rollen waren völlig voneinander getrennt. Die einfachste Möglichkeit zur Veranschaulichung des neuen Modells bestand sogar darin, das gesamte vier-plus-zwölf-dimensionale Universum ganz ähnlich wie das zehndimensionale Universum der ursprünglichen Kozuch-Theorie aufzuteilen – allerdings mit drei statt zwei Levels. Die kleinsten sechs Dimensionen spielten dieselbe Rolle wie schon immer: Jeder Punkt in der vierdimensionalen Raumzeit gewann sechs submikroskopische Freiheitsgrade dazu. Doch die sechs größeren Dimensionen waren wesentlich sinnvoller, wenn die Rollen umgekehrt wurden: Statt einer separaten sechsdimensionalen ›Makrosphäre‹ für jeden Punkt im vierdimensionalen Universum – gab es ein separates vierdimensionales Universum für jeden Punkt in einer einzigen, riesigen sechsdimensionalen Makrosphäre.
    Blanca wandte sich wieder dem Wurmloch-Diagramm des Avatars zu. Es war jetzt leichter zu interpretieren, wenn der Raum entfaltet und flach ausgebreitet war, denn er ließ sich nun als Schnitt durch einen kleinen – und damit annäherungsweise flachen – Teil der Makrosphäre vorstellen. Ein Schnitt durch einen Stapel von Universen. Blanca ersetzte die einzelne Mikrosphäre im Zentrum des Wurmlochs durch eine lange Kette von Mikrosphären, die sich von einer Öffnung zur anderen zog und eine Aufreihung virtueller Wurmlöcher aus dem Vakuum benachbarter Universen darstellte. Ein Elementarteilchen besaß eine konstante Wurmloch-Länge, die im Augenblick seiner Erschaffung fixiert wurde, doch ein passierbares Wurmloch besaß die Freiheit, sich einen beliebigen Weg oder Umweg von beliebiger Größe zu schaffen. Für die Femto-Wurmlöcher, die im Lift produziert worden waren, stand das Urteil damit fest: Sie hatten genügend Vakuum aus anderen Universum gestohlen – sie hatten sich weit genug in die Extra-Dimensionen der Makrosphäre hinausgeschoben –, um ihre Länge an die externe Entfernung zwischen ihren Öffnungen anzugleichen.
    Natürlich würde niemand in C-Z auch nur ein Wort davon glauben, denn diese Theorie war der Exzeß des Abstraktionismus. Diese hypothetischen ›benachbarten Universen‹ – ganz zu schweigen von der ›Makrosphäre‹, die sie in ihrer Gesamtheit bildeten – würden sich niemals beobachten lassen. Selbst wenn ein Wurmloch so erweitert werden konnte, daß es für einen winzigen Roboter passierbar war, würde ein Blick zur Seite lediglich ein verzerrtes Bild des Roboters offenbaren, da das Licht um den Querschnitt des Tunnels wanderte. Die anderen Universen befanden sich wie immer in einem Winkel von neunzig Grad zu jeder Richtung, in die man schauen oder reisen konnte.
    Dennoch war das Distanzproblem gelöst, und zwar mit einem Modell, das Renata Kozuchs Arbeit nur erweiterte und keinen ihrer Triumphe ruinierte. Sollten die C-Z-Leute auf der Erde nur versuchen, das zu übertreffen! Weder hie noch Gabriel ließen dort ihre Versionen laufen – sie hatten Snapshots zurückgelassen, die nur dann aktiviert werden sollten, wenn der unwahrscheinliche Fall eintrat, daß die gesamte Diaspora ausgelöscht wurde. Aber Blanca überlegte es sich noch einmal und entschied sich dann doch, ein Bulletin nach Hause zu schicken, in dem heine Resultate zusammengefaßt wurden. Immerhin hielt hie sich auf diese Weise an das Protokoll. Es spielte keine Rolle, ob diese Arbeit ausgelacht und vergessen wurde, denn hie konnte darüber in C-Z Fomalhaut diskutieren, sobald jemand erwacht war, mit dem sich die Diskussion lohnte.
    Blanca beobachtete, wie die silbernen Wolken kreisten. Es stand ein größeres Beben bevor, aber hie hatte das Interesse an Seismologie verloren. Und obwohl es im erweiterten Kozuch-Modell noch tausend Dinge zu erforschen gab – wie beispielsweise die vierdimensionalen Universen, die die Rolle der ›Standard-Faser‹ für die Makrosphäre spielten, ihre eigene fremdartige Teilchenphysik bestimmten –, wollte hie auf jeden Fall Arbeit für Gabriel übriglassen. Sie konnten diese reale, aber unerreichbare Welt gemeinsam kartographieren, als Physiker und Landschaftskünstler mit der Mathematik als gemeinsamer Schnittmenge.
    Blanca desaktivierte die Glasebene, den orangenen Himmel und die silbernen Wolken. In der Dunkelheit konstruierte hie eine Hierarchie aus leuchtenden Sphären und ließ sie neben sich rotieren. Dann gab hie heinem Exo-Ich den Befehl, hie einzufrieren, bis sie Fomalhaut erreicht hatten.
    Hie starrte

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