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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Avantage, aber sie hält ihn für zu lang. Sie ist sehr freundlich, erzählt lustige Geschichten und … Ich weiß nicht, sie ist mir angenehmer als die meisten anderen Mädchen. Manchmal scheint sie sich gar nicht bewusst zu sein, dass sie ein Mädchen ist, weißt du? Sie benimmt sich nicht so. Lord Shemshy von Shoaks ist ihr Onkel.« Er zuckte mit den Schultern. »Wie auch immer … Sie wollte also spielen, und als ich sie gewarnt habe, dass sie die ersten Partien vermutlich verlieren würde, sagte sie, das sei ihr egal; tatsächlich wolle sie sogar wetten, dass sie mindestens zwei von fünf Partien gewinnen würde. Eine ihrer Freundinnen hörte das, kam zu uns an den Tisch und fragte, um was wir denn wetten würden. Lady Vance antwortete, wenn ich verlieren würde, müsse ich morgen mit ihr ausreiten – das ist heute –, und sollte ich gewinnen, nun, dann könnte ich verlangen, was ich wollte. Und die Art, wie sie das sagte, vermittelte mir den Eindruck, als … nun ja … als wäre ihr Einsatz nicht ganz sittsam gemeint, als könnte ich …«
    »Ihr einen Kuss stehlen?«, schlug ich vor. »Oder sonstwas in der Art?«
    »Du weißt, dass ich nicht so weit gehen würde!«
    »Wie weit bist du gegangen?« Wusste Chade davon? Oder Königin Kettricken? Wann war das vergangene Nacht passiert? War Wein im Spiel gewesen?
    »Ich habe gesagt, wenn sie verlieren würde, müsse sie Gentil und mir im Spiegelsaal das Frühstück servieren und eingestehen, dass Mädchen das Steinspiel nicht meistern könnten.«
    »Was? Pflichtgetreu, eine Frau hat mir das Spiel beigebracht!«
    »Nun …« Er besaß den Anstand, verlegen dreinzublicken. »Das habe ich nicht gewusst. Du hast gesagt, es sei Teil deiner Ausbildung in der Gabe gewesen. Ich dachte, mein Vater hätte es dir beigebracht. Also … Warte. Dann hat dir also eine Frau bei der Ausbildung in der Gabe geholfen? Ich dachte, nur mein Vater hätte dich sie gelehrt.«
    Ich verfluchte meine Sorglosigkeit. »Lassen wir das jetzt«, befahl ich ihm gereizt. »Erzähl erst einmal deine Geschichte zu Ende.«
    Er schnaufte und warf mir einen Blick zu, der verhieß, dass er später wieder auf dieses Thema zu sprechen kommen würde. »Nun gut. Außerdem war nicht ich es, der das zu Elliania gesagt hat, es war Gentil, und …«
    »Der was zu Elliania gesagt hat?« Mir sträubten sich die Nackenhaare.
    »Das es kein Spiel für den Verstand eines Mädchens sei. Gentil hat das zu ihr gesagt. Gentil und ich haben gespielt, und sie kam zu uns und hat gesagt, dass sie es gerne lernen würde. Aber … Nun, Gentil mag Elliania nicht sonderlich. Er sagt, sie sei genau wie Sydel, dass das Mädchen ihn beleidigt hätte und auf seinen Gefühlen herumgetrampelt sei, dass Elliania nur an einer guten Partie interessiert sei. Deshalb mag er es nicht, wenn sie neben uns steht, wenn wir uns unterhalten oder spielen.« Er zuckte unwillkürlich zusammen, als er mein finsteres Gesicht bemerkte und fuhr unleidlich fort: »Nein, sie ist nicht wie Lady Vance. Elliania ist immer ein Mädchen, sie ist immer so auf Höflichkeit und dergleichen bedacht. Sie ist so korrekt, dass sie immer falsch liegt, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Das klingt für mich, als wäre sie eine Fremde bei Hofe, die lediglich versucht, sich unseren Sitten und Gebräuchen anzupassen. Aber sprich weiter.«
    »Nun. Gentil weiß das – dass sie immer in allem so schrecklich korrekt ist, meine ich. Also wusste er auch, dass er sie am schnellsten loswerden konnte, indem er ihr sagte, in den Sechs Provinzen sei das Steinspiel den Männern vorbehalten. Er erklärte es ihr auf eine Art, die sie als freundlich empfinden musste; sie beherrscht unsere Sprache nicht gut genug und weiß zu wenig über unsere Sitten, als dass sie hätte bemerken können, dass er sich auf übelste Art über sie lustig machte … Schau mich nicht so an, Tom. Ich habe das nicht gemacht. Nachdem er damit angefangen hatte, konnte er auch nicht einfach so damit wieder aufhören, ohne es schlimmer zu machen. Wie auch immer. Er hatte ihr gesagt, das Steinspiel sei nur etwas für Männer, und Elliania ist zu ihrem Onkel gegangen. Er würfelte mit ihrem Vater an einem Tisch auf der anderen Seite der Halle. So war sie nicht in unserer Nähe, als Lady Vance sich gesetzt hat. Die ersten beiden Partien verliefen genauso, wie ich erwartet hatte. Bei der dritten Partie habe ich einen dummen Fehler begangen, und sie hat gewonnen. Das vierte Spiel habe ich dann wieder gewonnen.

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