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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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unterschiedliche Richtungen, als hätten sie einen fernen Schrei gehört. Ich atmete tief durch, konzentrierte mich und griff mit der Gabe zu dem Jungen hinaus.
    Sei still. Beherrsche deine Gefühle, und mach das nicht noch einmal. Elliania kann unmöglich wissen, dass du sie nicht absichtlich gedemütigt hast, und sie ist mit Sicherheit nicht die Einzige, die so von dir denkt. Denk einmal über das Verhalten der jungen Frauen nach, die mit Gentil reiten; aber behalte diese Gedanken im Augenblick für dich. Wenn du so starke Empfindungen hegst, hast du die Gabe nicht mehr unter Kontrolle. Verzichte darauf, sie in solchen Augenblicken zu nutzen.
    Der Prinz senkte den Kopf ob meines strengen Tadels. Ich sah, wie er tief einatmete, anschließend die Schultern straffte und sich gerade aufsetzte. Schließlich schaute er sich um, als würde er die Schönheit des Tages genießen.
    Ich gab nach und bot ihm ein wenig Trost an. Ich weiß, dass du das nicht verdient hast. Aber manchmal muss ein Prinz, muss jeder Mensch, einmal etwas ertragen, das er nicht verdient. So wie Elliania es gestern Abend hat ertragen müssen. Ermahne dich zur Geduld, und übe dich darin.
    Er nickte wie zu sich selbst und antwortete auf einen der knappen Kommentare der Narcheska.
    Es war kein langer Ritt über die verschneiten Felder, aber ich bin sicher, dass er Pflichtgetreu wie eine Ewigkeit vorkam. Er ertrug seine Strafe wie ein Mann, doch als es an der Zeit war, wieder abzusitzen, trafen sich unsere Blicke für einen Augenblick, und ich sah die Erleichterung in seinen Augen. Es war vorbei. Er hatte Buße für seinen Fauxpas vom Vorabend getan, und jetzt würde alles wieder so sein wie vorher.
    Ich hätte ihm sagen können, dass das nie so war.
    Er saß ab, und die Narcheska ließ sich geschmeidig neben ihm herunter, bevor er ihr seine Hilfe anbieten konnte. Sie wandte sich von ihm ab, und er nahm die Zügel vom Pferd seiner Mutter, um diese erneute Demütigung zu überspielen. Davon unbeeindruckt, trat Elliania an den Steigbügel der Königin und bot ihr die Hand an, als sie sich anschickte abzusteigen. Kettricken konnte das ebenso wenig verweigern wie sie die junge Frau neben sich ignorieren konnte, als sie gemeinsam die Bockshalle betraten. Wieder blieb Pflichtgetreu nichts anderes übrig, als ihnen hinterher zu trotten. Selbst durch meine gewohnheitsmäßig errichteten Mauern hindurch fühlte ich seine Verzweiflung und seinen Frust. Ich empfand Mitleid für ihn, aber der Lehrer in mir wusste, dass ich ihm beibringen musste, seine Gedanken besser im Zaum zu halten.
    Für den Nachmittag war eine Unterhaltung geplant, ein Schauspiel, aufgeführt von Menschen in jamailianischen Kostümen anstatt von Puppen. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie das funktionieren sollte, doch Fürst Leuenfarb versicherte mir, dass er in den Städten des Südens schon viele solche Aufführungen gesehen hätte, und dass es durchaus möglich sei, mit diversen Tricks die Fehler in der Inszenierung vor den Zuschauern zu verbergen. Die Aussicht auf diese Ablenkung hatte ihn sehr gefreut, wie schon allein die Ankunft des Schiffs, das die Schauspieler hierher gebracht hatte. Bingtowns fortgesetzter Krieg mit Chalced beeinträchtigte den Schiffsverkehr drastisch. Im Augenblick war Chalceds Flotte offenbar zurückgeschlagen worden – jedenfalls besagten das Gerüchte, die heute mit zwei Schiffen aus dem Süden gekommen waren. Ich hatte gesehen, wie sich Fürst Leuenfarbs Gesicht bei der Neuigkeit erhellt hatte. Seinen Freunden gegenüber tat Fürst Leuenfarb den Krieg schlicht als Unannehmlichkeit ab, die den Nachschub von Aprikosenbrandwein behinderte, doch mir war aufgefallen, dass die Schiffe, die den Patrouillen aus Chalced folgten, oft Briefe und nicht nur Brandwein für ihn mitbrachten, die der Narr sofort in seine Gemächer trug. Ich vermutete, dass er sich nicht nur um seine Versorgung mit Brandwein und Geld den Kopf zerbrach. Aber er sagte mir nie, was in diesen Briefen stand, und ich wusste es besser, als dass ich ihn gefragt hätte. Offen Neugier zu zeigen, war schon immer die effektivste Methode gewesen, dafür zu sorgen, dass der Narr den Informationsfluss unterbrach.
    So verbrachte ich den Nachmittag an seiner Seite in der abgedunkelten Halle. Die Handlung des Stückes war sehr jamailianisch. Alles drehte sich um Priester, Edelleute und Intrigen, und am Ende erschien ihre doppelgesichtige Gottheit, um die Ordnung wiederherzustellen und der Gerechtigkeit zum Sieg

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