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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Harm und Svanja nicht hier waren. Es dauerte einen Augenblick, bis Jinna durch die Tür rief: »Wer ist da?«
    »Tom Dachsenbless«, antwortete ich. »Und Svanjas Vater. Wir suchen Harm und Svanja.«
    Jinna öffnete nur den oberen Teil der Tür, ein deutlicher Hinweis darauf, wie weit ich in ihrem Ansehen gesunken war. Sie blickte mehr zu Meister Hirschhorn als zu mir. »Sie sind nicht hier«, erklärte sie brüsk. »Auch habe ich ihnen nie erlaubt, hier Zeit zusammen zu verbringen. Aber natürlich kann ich Svanja nicht davon abhalten, hier zu klopfen und nach Harm zu fragen.« Tadelnd schaute sie zu mir. »Ich habe Harm heute Abend noch gar nicht gesehen.« Jinna verschränkte die Arme vor der Brust. Sie musste nicht aussprechen, dass sie mich gewarnt hatte, dass es soweit kommen würde. Der Vorwurf war ihr deutlich anzusehen. Plötzlich konnte ich ihrem Blick nicht mehr begegnen.
    »Dann sollte ich ihn wohl besser suchen gehen«, murmelte ich verlegen. Ich schämte mich ebenso für mein Verhalten wie für das meines Sohnes. Ich hatte Jinna verletzt, und heute Abend musste ich mich dem stellen. Die Wahrheit versetzte mir einen Stich. Ich war ihr nicht aus irgendeinem hochtrabenden moralischen Grund aus dem Weg gegangen. Ich hatte schlicht Angst gehabt, weil ich wusste, dass sie zu einer Facette meines Lebens gehörte, die ich nicht beherrschen konnte … genau wie Harm jetzt.
    »Verdammt soll er sein! Verdammt soll er sein, weil er mein Mädchen verdorben hat!«, tobte Hirschhorn plötzlich. Er wirbelte herum und stapfte in den Schneefall davon. Am Rand des Lichtkegels aus Jinnas Tür, drehte er sich noch einmal um und wedelte mit der Faust in meine Richtung. »Sorg dafür, dass er ihr fernbleibt! Halte deinen von Dämonen besessenen Sohn von meiner Svanja fern!« Dann drehte er sich wieder um. Nach ein paar Schritten verschwand er aus dem Lichtschein heraus in die Dunkelheit und Verzweiflung. Ich wollte ihm folgen, war vom Licht aber wie gefangen.
    Ich atmete tief durch. »Jinna, ich muss Harm noch heute Abend finden. Aber ich denke …«
    »Nun. Wir wissen beide, dass du ihn nicht finden wirst. Oder Svanja. Ich bezweifele, dass sie heute Nacht gefunden werden wollen.« Ich hielt kurz inne, aber bevor ich auch nur Luft holen konnte, fuhr sie in nüchternem Tonfall fort: »Und ich denke, Robert Hirschhorn hat Recht. Du solltest Harm von Svanja fernhalten. Das ist für uns alle das Beste. Aber wie du das machen sollst, weiß ich nicht. Es wäre besser gewesen, wenn du deinen Sohn nie so hättest verwildern lassen, Tom Dachsenbless. Ich hoffe, es ist noch nicht zu spät für ihn.«
    »Er ist ein guter Junge«, hörte ich mich selbst sagen. Das war eine armselige Entschuldigung; die Entschuldigung eines Mannes, der seinen Sohn vernachlässigt hatte.
    »Das ist er. Deshalb hat er auch etwas Besseres von dir verdient. Gute Nacht, Tom Dachsenbless.«
    Sie schloss die Tür und trennte mich so von Licht und Wärme. Ich stand im Dunkeln und in der Kälte. Schneeflocken fanden einen Weg in meinen Kragen.
    Irgendetwas Warmes stieß gegen meine Knöchel. Mach die Tür auf. Die Katze will rein.
    Ich bückte mich, um ihn zu streicheln. Kalter Schnee lag auf seinem Fell, doch die Wärme seines Körpers ließ ihn schmelzen. Du wirst dir selbst einen Weg rein suchen müssen, Finkel. Diese Tür öffnet sich nicht mehr für mich. Lebwohl.
    Das ist dumm. Du musst nur fragen. So etwa. Er richtete sich auf die Hinterbeine auf, kratzte eifrig am Holz und maunzte.
    Das Geräusch seines Bettelns folgte mir, als ich in die Dunkelheit und Kälte stapfte. Hinter mir hörte ich, wie die Tür sich einen Augenblick öffnete, und ich wusste, dass Jinna ihn hineingelassen hatte. Ich ging wieder zur Burg hinauf und beneidete den Kater.

Kapitel 11
Nachrichten aus Bingtown
    »Jenseits von Chalced setz alle Segel.« Dieses alte Sprichwort beruht auf soliden Beobachtungen. Ist Euer Schiff erst einmal an den Häfen und Städten von Chalced vorbei, die so alt sind wie das Böse selbst, setzt alle Segel und reist rasch. Die Verfluchte Küste südlich von Chalced trägt ihren Namen nicht zu Unrecht. Das Wasser des Regenflusses wird Eure Fässer verrotten lassen und in den Kehlen Eurer Mannschaft brennen. Die Früchte dieses Landes verätzen Mund und Hände. Jenseits des Regenflusses nehmt kein Wasser auf, das aus dem Landesinneren kommt. Nach nur einem Tag wird es sich grün verfärben und voller Ungeziefer sein. Es wird Eure Fässer faulen lassen, sodass

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