Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr
Geschenk, als dass ich ihm dafür hätte danken können. Der Narr beobachtete, wie ich es mir umschnallte, und mich damit zu sehen, schien ihn ebenso sehr zu freuen, wie mich, es tragen zu dürfen.
Als wir in den Hof hinuntergingen, um den Prinzen zu treffen, warteten dort bereits mehr Edelleute, als ich erwartet hatte. Auch der junge Gentil Bresinga war dort und unterhielt sich angeregt mit Lady Vance. Alle begrüßten sie Fürst Leuenfarb warmherzig, als er sich zu ihnen gesellte. Mir fiel auf, dass er im Vergleich zu den jungen Leuten nur wenige Jahre älter wirkte, ein gutaussehender, wohlhabender, exotischer Edelmann Anfang Zwanzig. Sofort drängten sich die Frauen um ihn, während drei junge Edelmänner in der Nähe lungerten – einer von ihnen ein Shemshy, den Ohren nach zu urteilen. Lady Vance stand offenbar im Mittelpunkt ihres kleinen Hofstaats. Sollte es ihr gelingen, den Prinzen für sich zu gewinnen, würden ihre treuen Begleiter mit ihr die gesellschaftliche Leiter rauffallen.
Diener hielten die Pferde bereit. Der Polstersitz hinter Gentils Sattel, wo für gewöhnlich seine Katze saß, war leer. Insgeheim bezweifelte ich allerdings, dass er sie in Burg Galeton gelassen hatte, wie er behauptete; kein Zwiehafter würde sich freiwillig über so einen langen Zeitraum von seinem Geschwistertier trennen. Vermutlich streunte das Tier durch die Hügel um Bocksburg. Gentil musste es regelmäßig besuchen. Ich beschloss, ihn bei einer dieser Gelegenheiten auszuspionieren. Vielleicht würde ich bei einer Konfrontation mit ihm und seiner Katze ja mehr über die Gemeinschaft jener vom Alten Blut herausbekommen und seine Verbindungen zu den Gescheckten.
Ich hatte nicht lange Zeit, darüber nachzudenken. Ich nahm einem Stallburschen Meine Schwarze und Malta ab und hielt sie an den Zügeln, während Fürst Leuenfarb sich unter die anderen Leute mischte, die auf den Prinzen warteten. Die Adeligen konnte ich schlecht anstarren – das wäre für einen Diener unangemessen gewesen –, aber ich konnte mir ihre Pferde ansehen und daran ableiten, wer sich zu uns gesellen würde. Einer Stute hatte man eine derart prächtige Schabracke angelegt, dass sie nur für die Königin persönlich sein konnte. Chades Pferd erkannte ich ebenfalls. Es gab auch noch andere prachtvoll gezäumte Tiere. Arkon Blutklinge und Onkel Peottre würden scheinbar ebenfalls an dem Ausritt teilnehmen. Die braune Stute mit den Glöckchen in der Mähne war sicherlich für die Narcheska bestimmt.
Dann war Plappern und Lachen von der Tür her zu hören, und die Hauptgruppe traf ein. Der Prinz war prachtvoll in Bocksburgblau gekleidet mit Kragen und Manschetten in weißem Wolfspelz, den Farben seiner Mutter. Die Königin hatte ebenfalls Blau und Weiß gewählt, nur dass ihr Mantel noch mit Gold durchwirkt war. Aber trotz der leuchtenden Farben, besonders an diesem grauen Wintertag, wirkte ihre Kleidung im Vergleich zu ihrem Hofstaat eher schlicht. Chade war elegant in Blau und Schwarz gekleidet, und all sein Schmuck bestand aus Silber. Der Prinz lächelte, aber ich wusste, dass er es als Strafe empfand, dort oben stehen und mit Chade und seiner Mutter sprechen zu müssen, anstatt sich zu seinen jungen Gefährten gesellen zu dürfen. Niemandem gab er durch Gesten oder Worte zu verstehen, dass dieser Ausritt das Ergebnis einer unüberlegten Wette war. Er erwähnte es einfach nicht und hoffte vermutlich, dass es auch die anderen nicht weiter kümmern würde. Lady Vance lächelte zu ihm hinauf, und einen Augenblick lang erregte sie sogar seine Aufmerksamkeit. Er nickte höflich, dann wanderte sein Blick jedoch zu Gentil weiter. Ihm nickte er auf die gleiche Art zu wie der jungen Frau. Waren Lady Vances Wangen ein wenig röter als zuvor? Erst als Chade und die Königin sich in Bewegung setzten, stieg auch Pflichtgetreu die Stufen hinunter; die ganze Zeit über blieb er neben seiner Mutter.
Mehrere Outislander-Handelsfürsten erschienen als nächste, zusammen mit Arkon Blutklinge. Sie hatten sich die extravaganteste Mode von Bocksburg angeeignet. Spitzen und Schleifen flatterten wie Banner um sie herum, und die schweren Pelze ihres Heimatlandes waren mit edlen Stoffen aus Bingtown, Jamailia oder noch weit entfernteren Häfen ersetzt worden. Kettricken, Chade und Pflichtgetreu begrüßten sie überschwänglich. Höflichkeiten wurden ausgetauscht, Bemerkungen über das schöne Wetter und Komplimente für die Kleidung des jeweils anderen. So ging es weiter,
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