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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Herrscher jeder Eurer edlen Provinzen …«
    Ein Raunen ging durch den hinteren Teil der Halle, als der Diener fünf weitere kleine Kästchen aus der großen Truhe holte. Hintereinander öffnete er sie, und jedes enthielt einen dünnen, silbernen Halsreif. Nur ein einziges Juwel fand sieh auf jedem von ihnen – ein einziges, aber nichtsdestotrotz atemberaubend. Irgendjemand hatte sich eingehend mit den Sechs Provinzen beschäftigt, denn jedes Juwel war von der Farbe des entsprechenden Herzogtums; selbst das Blassgelb von Bearns war deutlich von dem dunklen Gold von Farrow zu unterscheiden. Nachdem die Königin ihren Halsreif angenommen hatte, ging der vermummte Diener zu den versammelten Adeligen, um ihnen feierlich die Geschenke aus Bingtown zu überreichen. Trotz der ungewöhnlichen Kleidung des Mannes, bemerkte ich, dass niemand zögerte, das Geschenk anzunehmen.
    Während das vonstatten ging, musterte ich die anderen Gesandten von Bingtown. »Wer ist ihr Anführer?«, murmelte ich vor mich hin, da keiner von ihnen sich irgendwie von den anderen abhob. Der Narr dachte, ich hätte die Frage an ihn gerichtet.
    »Siehst du die Frau mit den grünen Augen? Die größere der beiden?«, flüsterte mir der Narr ins Ohr. »Ich glaube, ihr Name ist Serilla. Sie stammt ursprünglich aus Jamailia und war eine Gefährtin des Satrapen. Das heißt, sie war eine Ratgeberin des Herrschers von Jamailia und ein Meister auf ihrem selbstgewählten Gebiet. Ihres war Bingtown und Umgebung. Sie kam unter äußerst seltsamen Umständen nach Bingtown, und seitdem ist sie dort geblieben. Gerüchte besagen, dass sie beim herrschenden Satrapen in Ungnade gefallen sei und er sie ins Exil geschickt habe. Einige behaupten sogar, sie habe versucht, ihm die Macht zu entreißen. Aber anstatt ihr Exil als Strafe anzunehmen, hat sie Bingtown zu ihrer Heimat gemacht und ist zur professionellen Verhandlungsführerin des Rates aufgestiegen. Auch wenn es viel böses Blut zwischen ihr und dem Satrapen gibt, hat ihr Wissen sowohl über Bingtown als auch über Jamailia Bingtown einen Vorteil im Handel mit Jamailia verschafft.«
    »Schschsch«, brachte ich ihn rasch zum Schweigen. Ich fragte mich, woher er das alles wusste, und natürlich wollte ich mehr darüber hören, aber das konnte warten. Im Augenblick musste ich erst einmal auf jede Einzelheit da draußen achten. Der Narr gab nach, doch ich fühlte seine Unruhe. Seine kühle Wange war an die meine gepresst, während wir Seite an Seite durch den schmalen Schlitz spähten. Er legte die Hand auf meine Schulter, um sich abzustützen; dabei spürte ich deutlich seine unterdrückte Anspannung. Offensichtlich hatte diese Audienz eine tiefere Bedeutung für ihn. Später würde ich ihn fragen, wer die anderen Gesandten waren. Im Augenblick war ich aber erst einmal voll auf die Szene vor mir konzentriert. Ich wünschte nur, ich hätte auch die Königin, Chade und Prinz Pflichtgetreu sehen können.
    Ich hörte zu, als die Königin sich für die Geschenke bedankte und die Gesandten willkommen hieß. Ihre Worte waren einfach. Sie antwortete nicht mit extravaganten Komplimenten oder Titeln, sondern bot ihnen stattdessen schlichte Ehrlichkeit. Sie war freudig erregt ob der Überraschung ihres lang erwarteten Besuchs. Sie hoffte, dass sie ihren Aufenthalt in Bocksburg genießen würden, und dass diese Gesandtschaft der Anfang eines regeren Austausches zwischen den Sechs Provinzen und Bingtown war. Die große Frau, Serilla, stand feierlich ernst da und hörte den Worten der Königin aufmerksam zu. Die tätowierte Frau presste die Lippen aufeinander, während die Königin sprach; offensichtlich verkniff sie sich eine Erwiderung. Der Mann an ihrer Seite warf ihr einen besorgten Blick zu. Er besaß breite Schultern und sah sehr kräftig aus; sein Haar war kurz und lockig und umrahmte ein wettergegerbtes Gesicht. Offensichtlich war er körperliche Arbeit gewöhnt und pflegte Dinge einfach zu erledigen, anstatt sich durch irgendwelche protokollarischen Höflichkeiten zu kämpfen. Während er darauf wartete, dass die Königin ihre Rede beendete, ballte er immer wieder die Fäuste. Der Vogel auf seiner Schulter trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Der andre Mann, ein dünner, gelehrt aussehender Kerl, schien mehr von Serillas Art zu sein. Er würde Kettricken das Tempo für diese Begegnung bestimmen lassen.
    Serilla war diejenige, die sprach, als Kettricken schließlich wieder schwieg. Sie dankte der Königin und

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