Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr
nickten ernst. Alle wussten sie, dass das die Art der Händler war. Sie erwarteten, dass Chade feilschte, und das würde er auch tun.
»Gnädigste Königin, edler Prinz, weiser Ratgeber, edle Herzöge und Herzoginnen, wir bieten Euch …« Serilla hielt inne; offensichtlich hatte sie Chades direkte Frage ein wenig aus der Fassung gebracht. »Unser Angebot ist äußerst delikat. Vielleicht wäre es klüger, erst einmal allein darüber nachzudenken, bevor Ihr es Euren Edlen präsentiert. Vielleicht wäre es besser …« Serilla blickte nicht zu den Edelleuten im hinteren Teil des Saals, doch was sie mit ihrer Pause sagen wollte, war offensichtlich.
»Bitte, Serilla von Bingtown. Sprecht offen. Unterbreitet uns allen Euer Angebot, damit meine Edelleute und Ratgeber es frei diskutieren können.«
Serilla riss entsetzt die Augen auf. Ich fragte mich, was für eine Art von Ort Jamailia sein mochte, dass sie die direkte Antwort meiner Königin so überrascht hatte. Sie hatte sich noch nicht wieder gefasst, da räusperte sich der Mann mit dem Vogel auf der Schulter. Serilla warf ihm einen warnenden Blick zu, doch der Mann trat trotzdem vor. »Gnädigste Königin, gestattet Ihr mir, mich direkt an Euch zu wenden?«
Kettrickens Antwort klang verwirrt. »Natürlich. Ihr seid Händler Jorban, glaube ich.«
Der Mann nickte ernst. »Das ist korrekt. Gnädigste Königin Kettricken, Herrscherin der Sechs Provinzen und Erbin des Bergthrons.« Ich empfand Mitleid für den jungen Mann. Offensichtlich waren ihm solch blumige Titel nicht vertraut, aber trotz Serillas wütendem Blick sprach er weiter. »Ich glaube, Ihr seid ein Mensch, eine Königin, die Direktheit zu schätzen weiß. Ich habe mich über diese Verzögerung geärgert; aber nun, da ich heute gehört habe, dass, Ihr Chalced ebenso wenig liebt wie wir, wage ich zu hoffen, dass Ihr über unser Angebot nachdenken werdet, sobald Ihr hört, was wir Euch bieten.«
Er räusperte sich und fuhr dann fort: »Wir sind zu Euch gekommen, um ein Bündnis gegen einen gemeinsamen Feind zu schmieden. Seit drei Jahren liegen wir nun im Krieg mit Chalced. Das hat uns ausgelaugt, und unsere Hoffnungen auf ein frühes Ende dieses Konflikts sind dahin. Die Chalcedier sind ein stures Volk. Jede Niederlage, die wir ihnen beibringen, scheint sie nur in ihrer Entschlossenheit zu stärken, uns Leid anzutun. Sie gedeihen im Krieg; anders als wir lieben sie die Zerstörung. Bingtown braucht Frieden, um zu blühen, Frieden und ein freies Meer. Wir sind vom Handel abhängig, nicht nur für unseren Gewinn, sondern auch um unsere Grundbedürfnisse befriedigen zu können. Wir mögen ja Magie und Wunder in Bingtown besitzen, und doch können wir davon nicht unsere Kinder füttern. Wir haben keine großen Felder, auf denen Korn gedeiht, keine Weide für unser Vieh. Chalced will uns aus purer Gier überrennen. Sie würden uns alle töten, nur um zu besitzen, was wir haben, und ohne zu verstehen, was dieser Besitz von uns verlangt. Sie werden zerstören, was sie suchen, allein schon durch den Versuch, es besitzen zu wollen. Was wir haben, kann uns nicht abgenommen werden, und es existiert immer noch. Es … Es ist …« Der Mann kam stotternd zum Stillstand wie ein Schiff, das eine Sandbank umrundet.
Kettricken wartete eine Zeit, um dem Mann Gelegenheit zu geben, seine Zunge wiederzufinden, doch der breitete nur hilflos die Hände aus. »Ich bin Kaufmann und Seefahrer, Ma'am … gnädigste Königin.« Fast hätte er den Ehrentitel vergessen. »Ich spreche von unserer Not, und doch erkläre ich mich selbst nicht gut genug.«
»Was wollt Ihr von uns, Händler Jorban?« Königin Kettrickens Frage war ebenso einfach wie elegant.
Plötzlich keimte Hoffnung in den Augen des Mannes auf, als hätte ihre Offenheit ihn beruhigt. »Wir wissen, dass das Volk des Herzogtums Shoaks seine Grenzen gegen Chalced verteidigt. Eure Wachsamkeit beansprucht viel von ihrer Aufmerksamkeit.« Plötzlich drehte er sich um und deutete auf die versammelten Edelleute. »Dafür danken wir Euch.«
Der Herzog von Shoaks nickte ernst als Anerkennung für diesen Dank. Händler Jorban wandte sich wieder an die Königin. »Aber wir müssen Euch um mehr als das bitten. Wir bitten Euch um Kriegsschiffe und Krieger, um Chalced von Eurer Seite aus unter Druck zu setzen. Jagt, und versenkt die Schiffe, die uns beim Handel mit Euch behindern. Damit würden wir dem Streit ein Ende setzen, den Chalced uns seit Generationen aufbürdet.« Er
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