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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Angebot mit ihren Edlen diskutieren. Gemächer sind für Euch vorbereitet worden. Genießt unsere Gastfreundschaft.« Ich konnte das Lächeln hören, das sich in seine Stimme mischte, als er hinzufügte: »Jeder unserer Barden wird Euch mit Freuden in Wort oder Gesang von den Drachen der Sechs Provinzen berichten. Wenn wir uns dann das nächste Mal treffen und Ihr ausgeruht seid, wird sich Eure Laune vielleicht ein wenig gebessert haben.«
    So streng entlassen blieb den Gesandten von Bingtown nichts anderes übrig, als sich zu verneigen und sich zurückzuziehen. Die Königin und Prinz Pflichtgetreu gingen als nächste. Chade hielt sich noch ein wenig bei den Edelleuten auf; er schien einen Termin mit ihnen abzusprechen, wann sie sich zusammensetzen und das Angebot bereden könnten. Der Herzog von Shoaks ging sichtlich erregt auf und ab, während die Herzogin von Bearns schweigend dastand, die Arme vor der Brust verschränkt, als interessiere sie das alles gar nicht. Ich lehnte mich zurück und ließ die Lederklappe über das Guckloch fallen. »Lass uns gehen«, flüsterte ich dem Narren zu, und er nickte stumm.
    Ich nahm unsere Kerze wieder, und wir suchten uns unseren Weg durch das Labyrinth in den Mauern der Bocksburg. Ich führte den Narren nicht direkt in meine Kammer zurück, sondern legte einen Zwischenhalt in Chades altem Turmzimmer ein. Kaum waren wir in dem Raum, da blieb der Narr unvermittelt stehen. Kurz schloss er die Augen und atmete dann tief durch. »Es hat sich nicht viel verändert, seit ich zum letzten Mal hier gewesen bin«, sagte er mit erstickter Stimme.
    Mit meiner Kerze zündete ich jene auf dem Tisch an. Dann legte ich ein Stück Holz im Kamin nach. »Ich nehme an, Chade hat dich in der Nacht von König Listenreichs Ermordung hergebracht.«
    Der Narr nickte langsam. »Ich hatte Chade schon vorher kennen gelernt und mich über die Jahre hinweg immer wieder mit ihm unterhalten. Das erste Mal habe ich ihn getroffen, kurz nachdem ich zu König Listenreich gekommen bin. Chade kam immer nachts, um mit dem König zu sprechen. Manchmal haben sie zusammen gewürfelt … Hast du das gewusst? Die meiste Zeit saßen sie jedoch am Feuer, tranken guten Brandwein und unterhielten sich über die Gefahren, die dem Königreich im Augenblick drohten. So habe ich auch zum ersten Mal von deiner Existenz erfahren: in einem Kamingespräch der beiden. Mein Herz pochte, bis ich verstand, was ihre Worte für mich bedeuteten. Sie bemerkten kaum, dass ich ihnen zuhörte. Sie sahen mich nur als Kind, dem es an echtem Verstand mangelte, und ich hatte alles daran gesetzt, es so aussehen zu lassen, als würde ich eure Sprache kaum verstehen.« Er schüttelte den Kopf. »Das war so eine seltsame Zeit in meinem Leben. So bedeutsam und voller Vorahnungen, und doch bin ich einer echten Kindheit nie so nahe gekommen wie damals unter den Fittichen von König Listenreich.«
    Ich fand zwei Becher und Chades Brandweinflasche. Die stellte ich auf den Tisch und schenkte uns ein. Der Narr hob eine Augenbraue. »So früh am Tag?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Mir kommt es später vor, als es vermutlich ist. Mein Tag hat früh begonnen. Mit Harm.« Ich ließ mich auf den Stuhl fallen, als diese spezielle Sorge wieder mein Herz bedrückte. »Narr. Hast du dir je gewünscht, noch einmal im Leben zurückkehren und etwas anders machen zu können?«
    Er setzte sich ebenfalls, fasste seinen Becher aber nicht an. »Das tun alle Menschen. Das ist ein dummes Spiel, was wir da spielen. Was bereitet dir solche Sorgen, Fitz?«
    Ich erzählte es ihm. Ich schüttete mein Herz aus wie ein Kind, erzählte ihm von all meinen Ängsten, meinen Enttäuschungen, als könnte mir das helfen, einen Sinn in alledem zu sehen. »Ich blicke zurück, Narr, und manchmal erscheint es mir so, dass ich meine größten Fehler begangen habe, als ich vollkommen sicher gewesen bin, das Richtige zu tun. Justin und Serene zu jagen und sie vor den versammelten Herzögen zur Strecke zu bringen, nachdem sie meinen König gemeuchelt hatten. Schau, was das ausgelöst hat, die ganzen Ereignisse, die darauf folgten.«
    Er nickte und hakte mit einem »Und?« nach, während ich mir nachschenkte.
    Ich leerte meinen Becher und beschloss dann, davon zu sprechen. »Und mit Molly ins Bett zu gehen«, sagte ich. Ich seufzte, doch das erleichterte mich nicht. »Es kam mir so richtig vor. Es war so süß, so echt, so wertvoll. Es war das Einzige in meiner Welt, was nur mir allein gehörte.

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