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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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wie du sie dir nur vorstellen kannst. Sie ging auf die Suche nach anderen ihrer Art. Schließlich gab sie die Suche jedoch auf. Stattdessen fand sie Schlangen. Sie waren alt und riesig, denn – und wieder spekuliere ich, Fitz – was für ein Kataklysmus die erwachsenen Drachen auch immer vernichtet haben mochte, er hatte auch die Welt genug verändert, um die Schlangen davon abzuhalten, an jenen Ort zu gehen, wo sie sich normalerweise einsponnen. Jahrzehnt für Jahrzehnt, vielleicht Jahrhundert für Jahrhundert, haben sie sporadisch versucht, wieder zurückzukehren, doch viele von ihnen sind dabei ums Leben gekommen. Aber diesmal, da Tintaglia sie führte und das Volk von Bingtown die Flüsse aushob, sodass sie durchschwimmen konnten, haben einige Schlangen die Wanderung überlebt. Mitten im Winter haben sie ihre Kokons gesponnen. Sie waren alt und schwach und kränklich, und sie hatten nur einen Drachen, der sie hegte und ihnen beim Spinnen half. Wieder kamen viele auf der Reise um, während andere in ihren Kokons in Schlaf versanken, ohne jemals zu erwachen. Als der Sommer kam, waren jene, die schlüpften, Schwächlinge. Vielleicht waren die Schlangen zu alt, vielleicht befanden sie sich nicht mehr in ausreichend gutem Zustand, als die Zeit ihrer Verwandlung gekommen war. Wie auch immer, es sind bemitleidenswerte Kreaturen. Sie können weder fliegen, noch für sich selbst jagen. Sie treiben Tintaglia in den Wahnsinn, denn es ist die Art der Drachen, Schwäche zu verachten und jene sterben zu lassen, die nicht stark genug zum Überleben sind. Aber wenn sie sie sterben lässt, wird sie vollkommen allein sein, für immer, die Letzte ihrer Art, ohne Hoffnung, ihre Rasse wieder zum Leben zu erwecken. Also verschwendet Tintaglia all ihre Zeit und Energie darauf, für sie jagen zu gehen. Sie glaubt, dass sie doch noch zu echten Drachen heranwachsen werden, wenn sie sie nur ausreichend füttert. Sie wünscht, nein, sie verlangt, dass die Händler der Regenwildnis ihr dabei helfen. Aber die Händler müssen ihre eigenen Jungen füttern, und ein Krieg hindert sie daran, Handel zu treiben. Also kämpfen sie alle. So war es, als ich zum letzten Mal in der Regenwildnis gewesen bin, vor zwei Jahren. Ich nehme an, es ist immer noch so.«
    Eine Zeit lang saß ich einfach nur schweigend da und versuchte, die exotische Geschichte in meinem Kopf zu ordnen. Ich konnte nicht an seinen Worten zweifeln; in all den Jahren, die wir uns nun kannten, hatte der Narr mir schon viele seltsame Geschichten erzählt. Und doch … ihm zu glauben ließ so viele meiner eigenen Erinnerungen und Erfahrungen neue Formen und Bedeutungen annehmen. Ich versuchte, mich darauf zu konzentrieren, was seine Geschichte jetzt für Bingtown und die Sechs Provinzen bedeutete.
    »Wissen Chade und Kettricken irgendetwas von dem, was du mir gerade erzählt hast?«
    Langsam schüttelte er den Kopf. »Zumindest nicht von mir. Vielleicht hat Chade andere Quellen. Aber ich habe nie mit ihm darüber gesprochen.«
    »Bei Eda und El, warum nicht? Sie verhandeln wie Blinde mit den Händlern Bingtowns, Narr.« Ein noch weit schlimmerer Gedanke kam mir. »Hast du irgendeinem von ihnen von unseren Drachen erzählt? Kennen die Händler die wahre Natur der Drachen der Sechs Provinzen?«
    Wieder schüttelte er den Kopf.
    »Dank sei Eda dafür. Aber warum hast du darüber nicht mit Chade geredet? Warum hast du allen gegenüber Schweigen bewahrt?«
    Wortlos blickte mich der Narr so lange an, dass ich schon dachte, er würde mir nicht mehr antworten. Als er dann doch wieder sprach, war es widerwillig. »Ich bin der Weiße Prophet. Mein Zweck in diesem Leben ist es, die Welt auf einen besseren Weg zu führen. Doch … Ich bin nicht der Katalyst, derjenige, der die Veränderungen in Gang setzt. Das bist du, Fitz. Chade zu erzählen, was ich weiß, würde mit Sicherheit direkt die Richtung beeinflussen, in die sich die Verhandlungen mit den Bingtownern entwickeln. Ich kann nicht sagen, ob diese Veränderungen mir bei dem, was ich tun muss, helfen würden oder nicht. Im Augenblick bin ich mir unsicherer, was meinen Weg betrifft, denn je zuvor.«
    Er hörte auf zu sprechen und wartete, als hoffte er, ich würde ihm etwas Hilfreiches sagen. Ich wusste jedoch nicht, was ich hätte sagen sollen. Das Schweigen zwischen uns dehnte sich aus. Der Narr verschränkte die Hände im Schoß und blickte auf sie hinunter. »Ich denke, dass ich vielleicht einen Fehler begangen habe, und ich fürchte,

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