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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Aber hätte ich es nicht …«
    Er wartete.
    »Aber hätte ich es nicht getan, hätte ich sie nicht geschwängert, hätte sie Bocksburg nicht verlassen müssen, um ihre Schwangerschaft zu verbergen. Selbst als ich meinen anderen dummen Fehler begangen habe, wäre sie in der Lage gewesen, sich um sich selbst zu kümmern. Burrich hätte nicht das Gefühl gehabt, zu ihr gehen und über sie wachen zu müssen, bis ihr Kind zur Welt gekommen war. Sie hätten sich nicht ineinander verliebt und nie geheiratet. Als … Nach den Drachen hätte ich zu ihr zurückkehren können. Dann hätte ich jetzt etwas gehabt.«
    Ich weinte nicht. Für diesen Schmerz hatte ich keine Tränen mehr. Das einzig Neue war, dass ich es laut aussprach. »Ich habe mir das alles selbst eingebrockt. Das war alles meine Schuld.«
    Der Narr beugte sich über den Tisch und legte seine lange, kühle Hand auf meine. »Das ist ein dummes Spiel, Fitz«, sagte er in sanftem Ton. »Du schreibst dir selbst viel zu viel Macht zu und viel zu wenig dem Sog der Ereignisse. Und was Molly betrifft: Wenn du zurückkehren und diese Entscheidungen rückgängig machen könntest, wer weiß, welche anderen ihren Platz eingenommen hätten? Lass es, Fitz. Löse dich von der Vergangenheit. Was Harm jetzt tut ist keine Strafe für das, was du in der Vergangenheit getan hast. Du hast ihn nicht dazu gebracht, diese Wahl zu treffen. Aber das befreit dich auch nicht von deinen Pflichten als Vater, sprich, dass du versuchen musst, ihn von diesem Weg abzubringen. Glaubst du, ihm nichts sagen zu können, weil du die gleichen Fehler begangen hast?« Er atmete tief durch und fragte dann: »Hast du überhaupt je darüber nachgedacht, ihm von Molly und Nessel zu erzählen?«
    »Ich … Nein. Ich kann nicht.«
    »Oh, Fitz. Geheimnisse und Schweigen …« Traurig verhallte seine Stimme.
    »So wie die Drachen von Bingtown«, sagte ich in kühlem Tonfall.
    Der Narr nahm die Hand von meiner. »Was?«
    »Wir haben in jener Nacht getrunken, und du hast mir die Geschichte erzählt – die Geschichte über Schlangen, die sich wie Raupen einspinnen und als Drachen aus den Kokons kommen. Aber aus irgendeinem Grund kamen sie alle klein und krank heraus. Du glaubtest, dass sei irgendwie deine Schuld.«
    Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und blickte mich mehr blassgelb denn golden an. »Wir haben getrunken. Eine Menge.«
    »Ja, das haben wir. Du warst betrunken genug, um zu reden; aber ich war noch nüchtern genug, um dir zuzuhören.« Ich wartete, aber er blickte mich nur schweigend an. »Nun?«, verlangte ich schließlich.
    »Was willst du wissen?«, fragte er mit leiser Stimme.
    »Erzähl mir von den Drachen von Bingtown. Sind sie real?«
    Ich saß da und beobachtete, wie der Narr eine Entscheidung traf. Dann setzte er sich hin und schenkte uns beiden Brandwein nach. Er trank. »Ja. Sie sind genauso real wie die der Sechs Provinzen, nur anders.«
    »Wie?«
    Er seufzte. »Vor langer, langer Zeit haben wir darüber diskutiert. Erinnerst du dich? Ich habe gesagt, dass es zu irgendeiner Zeit Drachen aus Fleisch und Blut gegeben haben muss, welche die Gabenkordialen dazu inspiriert haben, solche aus Stein und Erinnerung zu schaffen.«
    »Das war vor Jahren. Ich kann mich kaum an das Gespräch erinnern.«
    »Das musst du auch gar nicht. Du musst nur wissen, dass ich Recht hatte.« Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. »Einst gab es echte Drachen, Fitz: die Drachen, die die Uralten inspirierten.«
    »Die Drachen waren die Uralten«, widersprach ich ihm.
    Er lächelte. »Da hast du Recht, Fitz, aber nicht auf die Art, die du meinst. Das Ganze ist wie ein zerbrochener Spiegel, den ich noch immer versuche zusammenzufügen. Die Drachen, die du und ich geweckt haben, die Drachen der Sechs Provinzen … Sie waren geschaffene Dinge, geschaffen von Kordialen oder den Uralten. Der Stein der Erinnerung hat die Form angenommen, die sie ihm gegeben haben, und ist zum Leben erwacht. Als Drachen. Oder als geflügelte Eber. Oder fliegende Hirsche. Oder als ein Mädchen-auf-einem-Drachen.«
    Er fügte das alles viel zu schnell zusammen, als dass ich ihm hätte folgen können. Nichtsdestotrotz nickte ich. »Sprich weiter.«
    »Warum haben die Uralten diese Steindrachen erschaffen und ihre Leben in sie transferiert? Weil sie von echten Drachen dazu inspiriert worden sind. Drachen, die wie Schmetterlinge zwei Zyklen in ihrem Leben durchlaufen. Sie schlüpfen aus Eiern als Seeschlangen. In dieser Gestalt ziehen sie

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