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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Pflichtgetreus Besuch auf den Äußeren Inseln sein; fast hatte er ausgesehen, als hätte er es am Liebsten verhindert, wenn er gekonnt hätte. Der Prinz und sein Gefolge sollten im Frühling zu den Äußeren Inseln aufbrechen. Meine persönliche Meinung dazu war, dass Chade somit nur wenig Zeit blieb, Informationen zu sammeln.
    Ich war weder bei dieser eilig zusammengerufenen Verhandlungsrunde dabei, noch bei den Abschiedsfeierlichkeiten. Fürst Leuenfarb mied aus gesundheitlichen Gründen und sehr zu Chades Verärgerung noch immer die Öffentlichkeit. Ich wiederum war eigentlich ganz froh, nicht dabei sein zu müssen. Ich war vollkommen steif, nachdem ich einen ganzen Abend hinter einem Guckloch eingeklemmt gewesen war. Einen schön stürmischen Ritt nach Burgstadt und wieder zurück empfand ich da nicht als sonderlich verlockend.
    Nach der Abreise der Outislander verließen auch viele niedere Adelige der Sechs Provinzen den Hof. Die Festivitäten zur Verlobung des Prinzen waren vorbei, und sie hatten den Daheimgebliebenen viel zu erzählen. Die Bocksburg wurde so schnell leerer wie eine auf den Kopf gestellte Flasche. Ställe und Dienerquartiere wurden plötzlich weit geräumiger, und das Leben folgte wieder dem üblichen, langsamen Rhythmus des Winters.
    Zu meiner großen Bestürzung blieben die Bingtown-Händler noch, und das bedeutete, dass Fürst Leuenfarb weiter in seinen Gemächern blieb, um nicht erkannt zu werden, und dass ich ständig Gefahr lief, auf Jek zu treffen, wenn sie ihn besuchte. Anstand bedeutete ihr gar nichts. Als Tochter einer Fischerfamilie war sie rau aufgewachsen und hatte sich die sorglose Art dieser Menschen bewahrt. Mehrere Male traf ich sie auf den Gängen der Bocksburg, und jedes Mal grinste sie mich an und wünschte mir fröhlich einen guten Tag. Einmal, als unsere Wege in dieselbe Richtung gingen, klopfte sie mir auf den Arm und sagte, ich solle nicht immer so ernst sein. Ich erwiderte irgendetwas Unverbindliches darauf, doch bevor ich entkommen konnte, packte sie mich am Unterarm und zog mich zur Seite.
    Jek schaute sich um, um sicherzugehen, dass außer uns niemand da war, und sagte dann leise: »Ich nehme an, ich werde mir damit jetzt Ärger einhandeln, aber ich kann euch zwei nicht so sehen. Ich weigere mich einfach zu glauben, dass du ›Fürst Leuenfarbs Geheimnis‹ nicht kennst. Und da du es kennst …« Sie hielt einen Augenblick inne und flüsterte dann drängend weiter: »Mach deine Augen auf, Mann, und schau dir an, was dir gehören könnte. Warte nicht länger. Liebe, wie du sie haben könntest, wächst nicht …«
    Ich fiel ihr ins Wort. »Vielleicht ist ›Fürst Leuenfarbs Geheimnis‹ nicht das, was du glaubst, dass es ist. Oder vielleicht hast du auch einfach nur zu lange unter Jamailianern gelebt«, fügte ich beleidigend hinzu.
    Auf meinen säuerlichen Blick hin lachte sie nur. »Schau mal«, sagte sie, »du kannst mir ruhig vertrauen. ›Fürst Leuenfarb‹ tut das schon seit Jahren. Glaub an meine Freundschaft zu euch beiden, und denk immer daran, dass ich genau wie du, die Geheimnisse eines Freundes bewahren kann, wenn sie es verdienen.« Sie drehte den Kopf und schaute mich an wie ein Vogel den Wurm. »Manche Geheimnisse schreien jedoch förmlich danach, verraten zu werden. Das Geheimnis einer unerklärten Liebe gehört zu dieser Art von Geheimnissen. Amber ist eine Närrin, dass sie ihren Gefühlen für dich keinen Ausdruck verleiht. Es tut keinem von euch beiden gut, solch ein Geheimnis zu ignorieren.« Ernst blickte sie mir in die Augen; sie hielt mich noch immer fest.
    »Ich weiß nicht, von welchem Geheimnis du sprichst«, erwiderte ich steif, während ich mich gleichzeitig nervös fragte, wie viele Geheimnisse der Narr wohl mit ihr geteilt hatte. In diesem Augenblick erschienen zwei Dienerinnen am Ende des Gangs und kamen fröhlich plappernd auf uns zu.
    Jek hatte mein Handgelenk losgelassen, seufzte und schüttelte in spöttischem Mitleid den Kopf. »Natürlich tust du das nicht«, erwiderte sie, »und du willst noch nicht einmal sehen, was man genau vor dir auf dem Tisch angerichtet hat. Männer! Würde es Suppe regnen, du stündest mit einer Gabel da.« Sie schlug mir auf den Rücken; dann trennten wir uns sehr zu meiner Erleichterung.
    Ich sehnte mich danach, reinen Tisch mit dem Narren zu machen. Wie bei einem schmerzenden Zahn, an dem man ständig wackelt, ging ich immer und immer wieder die Dinge durch, die ich ihm sagen würde. Frustrierend war

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