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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Punkt: Wie, schlägst du vor, sollen wir nach weiteren Gabenkandidaten suchen?«
    Ich verschränkte die Arme vor der Brust und versuchte, meine Wut im Zaum zu halten, als ich fragte: »Dann hast du also einen Gabenmeister gefunden, um andere Kandidaten zu unterrichten?«
    Er zog die Augenbrauen zusammen. »Wir haben dich.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Ich unterrichte den Prinzen auf seine Bitte hin, und du hast mich dazu verleitet, es auch bei Dick zu versuchen. Aber ich bin kein Gabenmeister. Selbst wenn ich das Wissen von einem hätte, wäre ich keiner. Ich kann das nicht. Du verlangst von mir, eine Lebensaufgabe zu übernehmen. Du verlangst von mir, irgendwann einen Lehrling anzunehmen, der nach meinem Tod die Pflichten eines Gabenmeisters übernimmt. Es ist unmöglich für mich, Schüler anzunehmen, ohne ihnen früher oder später enthüllen zu müssen, wer ich wirklich bin. Das werde ich nicht tun.«
    Chade starrte mich an, den Mund in unterdrücktem Zorn leicht geöffnet. Das verlieh meinen Worten Schwung.
    »Außerdem würde ich es vorziehen, wenn du mich meinen Streit mit dem Prinzen auf meine Art bereinigen lassen würdest. So wird es besser gehen. Das ist eine persönliche Angelegenheit zwischen ihm und mir. Was das Wann und Wo betrifft, da ich Dick unterrichten werde … Niemals und nirgendwo«, sagte ich knapp. »Er mag mich nicht. Er ist unangenehm, rüpelhaft, und er stinkt … und falls du es bis jetzt noch nicht bemerkt haben solltest, er ist nicht ganz bei Verstand. Es könnte sich als ein wenig gefährlich erweisen, ihn mit der Weitsehermagie vertraut zu machen. Aber selbst wenn er all das nicht wäre, er hat all meine Versuche abgewehrt, ihm irgendwas beizubringen.« Das entsprach der Wahrheit, verteidigte ich mich selbst. Dick hatte mich bei jedem meiner halbherzigen Versuche, ein Gespräch mit ihm zu beginnen, in eine Wolke von Gabenbeleidigungen gehüllt. »Und er ist stark. Wenn ich ihn unter Druck setze, könnte sein Missfallen gegen mich in Gewalt umschlagen. Offen gesagt, jagt er mir Angst ein.«
    Falls ich geglaubt haben sollte, Chade zu provozieren, so war ich gescheitert. Langsam setzte er sich mir gegenüber und nippte an seinem Weinglas. Schweigend betrachtete er mich einen Augenblick und schüttelte dann den Kopf. »Das wird nicht reichen, Fitz«, sagte er mit leiser Stimme. »Ich weiß, dass du daran zweifelst, in der Zeit, die wir haben, den Prinzen unterrichten und eine Kordiale für ihn aufbauen zu können, aber das ist etwas, das wir schlicht tun müssen. Ich habe vollstes Vertrauen in dich.«
    »Du bist überzeugt davon, dass der Prinz eine Kordiale an seiner Seite braucht, bevor er zu seiner Queste aufbricht. Ich bin noch nicht einmal sicher, ob es überhaupt eine richtige Queste ist, ganz zu schweigen davon, ob eine Kordiale ihm mehr helfen wird als ein Trupp Soldaten mit Schaufeln.«
    »Nichtsdestotrotz wird der Prinz früher oder später eine Kordiale brauchen. Da kannst genauso gut jetzt damit beginnen, eine aufzubauen.« Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich habe schon eine Idee, wie wir geeignete Kandidaten für diese Kordiale finden können.«
    Ich starrte ihn schweigend an. Unbekümmert ignorierte Chade meine Weigerung, Gabenmeister zu werden. Seine nächsten Worte entfachten meine Wut.
    »Ich könnte schlicht Dick fragen. Nessel zu finden, ist ihm leicht gefallen. Wenn er sich darauf konzentriert und man ihn für jeden Erfolg belohnt, könnte er vielleicht noch weitere finden.«
    »Ich will wirklich nichts mit Dick zu tun haben«, sagte ich in verhaltenem Tonfall.
    »Das ist schade«, erwiderte Chade ebenso leise, »denn ich fürchte, das steht zwischen dir und mir nicht mehr zur Diskussion. Lass mich offen zu dir sein: Das hat deine Königin uns befohlen. Heute Morgen haben wir mehrere Stunden über Pflichtgetreu und seine Queste gesprochen. Sie teilt meine Meinung, dass ihn eine Kordiale begleiten sollte. Sie hat mich gefragt, welche Kandidaten wir dafür hätten. Ich habe ihr geantwortet: Dick und Nessel. Sie will, dass du sofort mit ihrer Ausbildung beginnst.«
    Kurz verschränkte ich ebenfalls die Arme vor der Brust und schwieg. Ich war entsetzt und das nicht nur, weil Nessel dazu gehören sollte. Ich wusste, dass man im Bergreich Kinder, die drohten, so wie Dick zu werden, schon kurz nach der Geburt aussetzte. Ich hatte geglaubt, Kettricken würde bestürzt auf den Gedanken reagieren, dass solch ein Mensch

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