Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr
hinwegkommen und zusammenarbeiten. Du musst bald beginnen. Der Prinz braucht irgendeine Art von Gabenkordiale, die ihn auf seiner Queste begleitet, selbst wenn sie nur aus einem Diener besteht, aus dem er Stärke beziehen kann. Du musst Dick hofieren, Fitz, und ihn für dich gewinnen. Wir brauchen ihn.« Als ich mit Schweigen auf seine Worte reagierte, seufzte er. Er schaute sich um und bot mir Wein an.
Ich deutete auf meinen Becher auf dem Tisch. »Nein, danke. Ich trinke heute Abend heißen Tee.«
»Oh. Sehr gut.« Chade ging um den Tisch herum, um zu sehen, woran ich gerade arbeitete. »Bist du mit den Eisfeuer-Schriftrollen schon fertig?«
Ich schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Ich glaube allerdings nicht, dass wir irgendetwas Nützliches in ihnen finden werden. Mit dem Drachen an sich scheinen sie sich nur sehr vage zu beschäftigen. Meist ist von Erdbeben die Rede, durch die der Drache jene bestraft hat, die Unrecht getan haben, damit sie wieder auf den Pfad der Tugend zurückfinden.«
»Nichtsdestotrotz solltest du sie bis zum Ende lesen. Vielleicht lässt sich doch irgendetwas in ihnen finden, irgendeine Kleinigkeit, die sich später als nützlich erweisen könnte.«
»Ich bezweifele es. Chade, glaubst du, es gibt da überhaupt einen Drachen? Könnte es nicht einfach ein Trick von Elliania sein, um die Hochzeit zu verzögern, indem sie ihn auf die Jagd nach irgendetwas schickt, das eigentlich gar nicht existiert?«
»Mir reicht, dass es wirklich irgendeine Kreatur im Eis der Aslevjal Insel zu geben scheint. In den sehr alten Schritten wird mehrmals nebenbei erwähnt, dass sie sogar zu sehen sei. Ein paar Winter mit starkem Schneefall und die ein oder andere Lawine haben sie wohl verdeckt. Aber eine Zeit lang nahmen Reisende große Umwege in Kauf, um in den Gletscher zu starren und darüber zu spekulieren, was sie da sahen.«
Ich lehnte mich auf meinem Stuhl zurück. »Oh, gut. Vielleicht wird das Ganze mehr eine Aufgabe für Schaufeln und Eispickel sein als für Prinzen und Schwerter.«
Ein Lächeln huschte über Chades Gesicht. »Nun, wenn es darum geht, Eis und Schnee rasch zu beseitigen, glaube ich, eine bessere Technik gefunden zu haben; aber sie muss noch verfeinert werden.«
»So. Dann warst das also du letzten Monat am Strand, hm?« Ich hatte Gerüchte über einen weiteren Blitzschlag gehört; dieser war von mehreren Schiffen draußen im Hafen beobachtet worden. Die Explosion hatte tief in der Nacht stattgefunden, während eines Schneesturms. Alle, die darüber sprachen, waren verwirrt. Niemand hatte den Blitz wirklich durch den Himmel zucken sehen, aber in solch einer Nacht hatte auch niemand einen erwartet. Doch den Knall konnte niemand leugnen. Eine beachtliche Menge an Sand und Stein waren durch ihn bewegt worden.
»Am Strand?«, fragte mich Chade, als stünde er vor einem Rätsel.
»Vergiss es«, beeilte ich mich zu sagen. Ich wollte nichts mit den Experimenten zu tun haben, die er mit dem explosiven Pulver veranstaltete.
»Ja, das müssen wir wohl«, räumte er ein; »wir haben nämlich andere Dinge zu besprechen, weit wichtigere Dinge. Wie kommt der Prinz mit seinem Gabenunterricht voran?«
Ich zuckte zusammen. Ich hatte Chade nicht darüber informiert, dass der Prinz nicht mehr gekommen war. Zuerst wich ich ihm aus, indem ich ihn erinnerte: »Ich wollte ihn die Gabe nicht anwenden lassen, solange der schuppige Bingtowner hier war. Also haben wir nur die Schriftrollen studiert …« Dann sah ich plötzlich keinen Sinn mehr darin, die Wahrheit zurückzuhalten, und Chade anzulügen, hatte ohnehin keine Zukunft. »Tatsächlich ist er seit dem Abschiedsbankett zu keiner Stunde mehr erschienen. Ich glaube, er ist noch immer wütend, weil er entdeckt hat, dass ich diesen Gabenbefehl über ihn verhangen habe.«
Chade verzog das Gesicht ob dieser Neuigkeit. »Nun. Ich werde Schritte einleiten, den jungen Mann wieder auf den rechten Weg zu führen. Egal wie zerzaust sein Gefieder auch sein mag, er sollte sich lieber der Aufgabe stellen. Morgen wird er dort sein. Ich werde dafür sorgen, dass er von jetzt an jeden Morgen eine Extrastunde Zeit hat, und dass er keine mehr davon versäumt. Nun. Was Dick betrifft … Du musst anfangen, ihn zu unterrichten, Fitz, oder ihn zumindest dazu bringen, dir zu gehorchen. Wie du das anstellst, überlasse ich dir, aber ich möchte erwähnen, dass ich glaube, Bestechungen funktionieren besser bei ihm als Drohungen oder Bestrafungen. Nun denn, zum nächsten
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