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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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hat die hier vergangene Nacht getötet. Ich habe gefühlt, wie jemand ihren Tod betrauerte. Ich glaube, sie war das Geschwistertier von irgendjemandem in Bocksburg. Es könnte dieselbe sein, der ich am Abend der Verlobung auf dem Weg zur Burg begegnet bin.«
    Angewidert verzog Chade das Gesicht, beugte sich vor und stupste die tote Ratte an. »Gibt es irgendeine Möglichkeit festzustellen, zu wem sie gehört hat?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nicht mit Gewissheit; aber irgendjemanden wird das wirklich tief getroffen haben. Ich schätze, der- oder diejenige braucht mindestens ein, zwei Tage, um sich zu erholen. Sollte sich also irgendjemand überraschend für ein, zwei Tage vom gesellschaftlichen Trubel des Hofes zurückziehen, hielte ich es für angebracht, wenn du demjenigen einen Besuch abstatten würdest, um nachzusehen, wie es ihm geht.«
    »Ich werde Erkundigungen einziehen. Dann glaubst du also, dass wir diesen Spion unter den Adeligen suchen müssen?«
    »Das ist der schwierige Teil. Er könnte ein Mann oder eine Frau sein, Adeliger, Diener oder Barde. Es könnte jemand sein, der schon sein ganzes Leben hier verbracht hat, oder jemand, der erst zu den Feierlichkeiten eingetroffen ist.«
    »Hast du jemand Bestimmten in Verdacht?«
    Kurz runzelte ich die Stirn. »Wir sollten uns die Bresinga-Gruppe einmal genauer ansehen – aber nur weil wir wissen, dass einige von ihnen über die Alte Macht verfügen und anderen Zwiehaften freundlich gegenüber stehen.«
    »Das ist nur eine kleine Gruppe. Gentil Bresinga ist hier mit einem Leibdiener, einem Pagen und ich glaube noch einem Stallburschen. Ich werde mich über sie erkundigen.«
    »Ich finde es sehr interessant, dass er geblieben ist, nachdem so viele Adelige wieder abgereist sind. Könnten wir diskret herausfinden warum?«
    »Er ist ein enger Freund des Prinzen geworden. Es liegt im besten Interesse seiner Familie, diese Verbindung auszunutzen. Aber ich werde mich unauffällig erkundigen, wie die Dinge in Burg Tosen stehen. Ich habe da jemanden, musst du wissen.«
    Ich nickte ernst.
    »Sie hat gesagt, dass es seit gut einem Monat mit dem Haus bergab ginge. Alte Diener sind gegangen, und die neuen haben weder Manieren noch Disziplin. Sie hat von einem Vorfall erzählt, bei dem sich die neuen Gehilfen der Köchin selbst im Weinkeller bedient haben. Die Köchin hat sich wohl ziemlich aufgeregt, als er sie betrunken vorgefunden hat, und noch mehr, als er feststellen musste, dass sie den Keller schon seit einer Weile ausgeplündert hatten. Als Lady Bresinga die Schuldigen nicht Packen geschickt hatte, ist die Köchin gegangen, und die war schon seit Jahren dort. Offensichtlich werden dort inzwischen auch andere Gäste empfangen. Anstelle der höheren Bürger und niederen Adeligen, die früher dort ein und aus gingen, hat Lady Bresinga mehrere Jagdgruppen beherbergt, die von ihrer Beschreibung her doch recht einfach, ja rüpelhaft zu sein scheinen.«
    »Was, glaubst du, hat das zu bedeuten?«
    »Dass Lady Bresinga vielleicht neue Bündnisse schmiedet. Ich vermute, bei ihren Gästen handelt es sich im besten Fall um Zwiehafte und im schlimmsten um Gescheckte. Vielleicht macht sie das Ganze aber auch nicht freiwillig. Meine Augen und Ohren dort sagen, dass Lady Bresinga mehr und mehr Zeit allein in ihren Gemächern verbringt, selbst wenn ihre ›Gäste‹ speisen.«
    »Haben wir irgendwelche Briefe zwischen ihr und Gentil abgefangen?«
    Chade schüttelte den Kopf. »Nicht in den letzten beiden Monaten. Es scheint keine zu geben.«
    Ich schüttelte ebenfalls den Kopf. »Das kommt mir äußerst seltsam vor. Irgendetwas geht da vor. Wir sollten den jungen Bresinga mehr denn je im Auge behalten.« Ich seufzte. »Diese Ratte ist der erste Hinweis auf die Gescheckten, den wir seit Laurels kleinem Galgen mit dem Lorbeerblatt bekommen haben. Ich hatte schon gehofft, sie wären nicht mehr ganz so rastlos.«
    Chade atmete tief ein und langsam wieder aus. Dann kehrte er zum Tisch zurück und setzte sich. »Es hat noch andere Hinweise gegeben«, erwiderte er ruhig, »aber wie der Lorbeerzweig waren sie nicht offensichtlich.«
    Das war neu für mich. »Erzähl mir davon.«
    Er räusperte sich. »Der Königin ist es gelungen, den Hinrichtungen von Zwiehaften in den Bocksmarken ein Ende zu bereiten – zumindest den öffentlichen. Ich nehme an, in den kleineren Städten und Dörfern könnte so etwas geschehen, ohne dass wir je davon erfahren würden; oder man könnte ein anderes

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