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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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sprechen. Ich werde deiner Tochter, Nessel Weitseher, gestatten zu bleiben, wo sie ist, in der Obhut von Burrich, solange das für uns sicher ist. Wirst du akzeptieren, dass ich mich an das Wort halte, das ich dir gegeben habe?«
    Noch ein Tadel. Hatte ich mit meinen fortgesetzten Bitten, Nessel in Ruhe zu lassen, Kettrickens Gefühle verletzt? Vielleicht. »Das werde ich«, antwortete ich leise.
    »Gut«, sagte sie, und die Spannung zwischen uns verschwand. Schweigend saßen wir noch eine Zeit lang beieinander, als würde dieses Schweigen die Abmachung besiegeln. Dann, ohne ein Wort, schenkte Kettricken mir Wein ein und stellte ein Stück Gewürzkuchen vor mich hin. Wir aßen und redeten, doch nur über unbedeutende Dinge. Ich erwähnte ihr gegenüber nicht, dass Pflichtgetreu mich brüskierte. Das würde ich mit dem Prinzen persönlich regeln. Irgendwie.
    Als ich mich zum Gehen erhob, blickte sie zu mir hinauf und lächelte. »Es ist eine Schande, FitzChivalric, dass ich nur so selten mit dir reden kann. Ich bedauere den Schein, den wir bewahren müssen, denn er hält uns voneinander fern. Ich vermisse dich, mein Freund.«
    Ich verabschiedete mich von ihr, doch als ich ging, nahm ich diese letzten Worte wie einen Segen mit.

Kapitel 16
Väter
    Wenn der Kapitän eines Kauffahrers ausreichend gute Kontakte in Jamailia besitzt, wird er seinen Laderaum mit vielen wertvollen Gütern aus aller Herren Länder füllen können. Er hat so Zugriff auf exotische Waren, für die andere Kapitäne Schiff und Mannschaft bei einer Fahrt über das offene Meer aufs Spiel setzen müssen. Für das, was der Kauffahrer Dank seiner Verbindungen an Sorgen spart, wird er natürlich in barer Münze zahlen müssen. Aber diese Art von Handel schließt der weise Kaufmann gerne ab.
    Jamailia ist nicht nur der nördlichste Hafen, den die Händler von den Gewürzinseln anfahren, es ist auch der einzige Hafen an unserer Küste, den die Großsegelflotte ansteuert. Diese Schiffe besuchen Jamailia (das sie in ihrer barbarischen Sprache ›Westhafen‹ nennen) stets im Flottenverband, allerdings nur einmal alle drei Jahre. Die Gefahren der Überfahrt, die sie hinter sich haben, kann man sowohl ihrer zerschundenen Takelage als auch ihren erschöpften Seeleuten ansehen. Die Güter, die sie bringen sind exotisch und teuer. Diese Schiffe stellen die einzige Quelle für Rotwürze und Sedgummi dar. Da der Großteil ihrer Ladung stets sofort vom Palast des Satrapen aufgekauft wird und nur wenig davon wieder auf den freien Markt gelangt, können wir davon ausgehen, dass diese Waren für den normalsterblichen Kaufmann unerreichbar sind. Andere Gegenstände wiederum, die sie mitbringen, sind für den scharfsinnigen Kaufmann durchaus interessant, der klug genug ist, Jamailia zum Erscheinen der Großsegelflotte zu besuchen.
    KAPITÄN BANROPS
    »RATSCHLÄGE FÜR KAUFFAHRER«
     
    Die Tage kamen und gingen. Fürst Leuenfarb verließ sein Schlafgemach gestriegelt und poliert wie eh und je, um allen und jedem zu verkünden, dass er sich wieder hervorragender Gesundheit erfreue. Seine jamailianische Schminke, die er jeden Morgen sorgfältig auftrug, war sogar noch extravaganter geworden. Manchmal trug er die aufgemalten Schuppen sogar bei Tageslicht. Ich vermutete, dass er damit davon ablenken wollte, dass seine Haut dunkler geworden war. Offenbar gelang ihm das auch, denn niemand verlor ein Wort darüber. Der Hof reagierte mit großem Enthusiasmus auf seine Genesung, und seine Popularität war unvermindert.
    Ich nahm wieder meine Pflichten als sein Leibdiener auf. Manchmal unterhielt Fürst Leuenfarb nachmittags Gäste in seinen Gemächern mit Glücksspielen oder Barden. Der junge Adel, Männlein wie Weiblein gleichermaßen, wetteiferte darum, von ihm eingeladen zu werden. Ich hielt mich bei solchen Gelegenheiten zu seiner Verfügung, blieb aber meist in meiner Kammer, oder er entließ mich ganz. Weiterhin begleitete ich ihn auf Ausritten mit anderen Edelleuten oder stand bei offiziellen Diners hinter seinem Stuhl. Solche Ereignisse waren nun jedoch rar gesät. Nach der Abreise sowohl der Outislander als auch der Bingtown-Händler hatte sich die Bevölkerung der Burg drastisch verringert, und inzwischen war wieder so etwas wie Alltag eingekehrt. Es gab immer weniger Spielabende, Puppenspiele und andere Amüsements. Die Abende wurden länger und ruhiger. Wenn ich abends eine Stunde frei hatte, verbrachte ich sie oft in der Großen Halle. Die Burgkinder lernten wieder

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