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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Beherrschung ringt. Blinzelnd hob er den Blick, und es zerriss mir das Herz zu sehen, dass seine Wimpern feucht von Tränen waren. »Ihr sprecht seinen Namen aus«, sagte er mit heiserer Stimme, »und doch versteht Ihr nicht, dass er der Grund für meine Standhaftigkeit in dieser Sache ist? Meine Königin, wäre die Alte Macht nicht gewesen, Fitz hätte die Gabe gut beherrschen gelernt. Die Alte Macht hat ihn zum Tod verdammt, und das noch nicht einmal als Mensch … sondern als Tier.« Zitternd sog er die Luft ein. Seine Stimme klang krächzend, doch er hielt sich aufrecht und bewahrte die Fassung. »Ich muss jeden Tag mit meinem Fehler leben. Mein Prinz, Prinz Chivalric, hat mir sein einziges Kind anvertraut und den Auftrag erteilt, es gut zu erziehen. Ich habe das Vertrauen meines Prinzen enttäuscht. Ich habe vor Fitz und auch mir selbst versagt. Weil ich schwach war. Weil ich nicht die Willensstärke besessen habe, hart zu dem Jungen zu sein, wenn Härte vonnöten war. Und so ist er dieser üblen Magie verfallen, und er hat sie praktiziert, und sie hat zu seinem Untergang geführt. Er hat den Preis für meine unangebrachte Weichheit bezahlt. Er ist auf schreckliche Art gestorben, allein und als Tier.
    Meine Königin, ich habe Fitz geliebt: zuerst als Sohn meines Freundes und dann als meinen Freund. Ich habe ihn genauso geliebt, wie ich meinen Sohn jetzt liebe, und ich werde nicht noch einen Jungen an diese niedere Magie verlieren. Niemals!« Erst mit den letzten Worten begann seine tiefe Stimme zu zittern. Immer wieder ballte er die Fäuste und schaute Kettricken und Chade mit seinen getrübten Augen an.
    »Burrich. Alter Freund.« Chades Stimme klang belegt. »Vor langer Zeit hast du mir die Nachricht geschickt, Fitz sei tot. Damals habe ich sie bezweifelt. Das tue ich immer noch. Wie kannst du dir seines Todes so sicher sein? Erinnere dich daran, was er uns beiden gesagt hat: er beabsichtigte, nach Süden zu gehen, nach Chalced und noch darüber hinaus. Vielleicht hat er das auch getan, und …«
    »Nein. Das hat er nicht.« Burrichs Hände wanderten langsam zu seiner Kehle. Er öffnete seinen Kragen und holte ein kleines, schimmerndes Ding hervor. Mein Herz setzte einen Schlag lang aus, und die Tränen traten mir in die Augen. Burrich zeigte das Ding Kettricken und Chade. »Erkennt Ihr das? Das ist die Anstecknadel, die ihm König Listenreich gegeben hat, als er den Jungen für sich beanspruchte.« Er schniefte laut und räusperte sich. »Als ich seinen Leib gefunden habe, war Fitz schon lange tot. Viele Tiere hatten bereits an ihm genagt; aber die hier steckte noch immer in dem Hemd, in dem er gestorben war. Er ist als Tier im Kampf mit anderen Tieren gestorben. Er war der Sohn eines Prinzen, der Sohn des edelsten Mannes, den ich je gekannt habe, und er ist wie ein Hund gestorben.« Unvermittelt schloss er die Hand um die Anstecknadel. Schweigend befestigte er sie wieder an seinem Kragen.
    Ich saß in der Dunkelheit hinter der Wand und hatte die Hand vor den Mund geschlagen. Ich versuchte, nicht zu schluchzen und mich so zu verraten. Ich musste mein Geheimnis bewahren. Ich musste tot für Burrich bleiben. Nie hatte ich darüber nachgedacht, was mein Tod für ihn bedeuten könnte, und nur wenige Gedanken hatte ich darauf verschwendet, welche Schuldgefühle die Umstände meines vermeintlichen Todes in ihm wecken könnten. Burrich glaubte noch immer, dass ich der Alten Macht erlegen war, das Leben eines Tiers angenommen und als Tiermensch in den Wäldern gelebt hatte, bis die Gewandelten mich angegriffen und erschlagen hatten. So weit war das von der Wahrheit nicht entfernt. Einige Zeit war ich tatsächlich ein Wolf in Menschengestalt gewesen; aber ich hatte mich selbst davon befreit und mich gezwungen, wieder Mensch zu sein. Als die Gewandelten mein Heim überfallen und mich angegriffen hatten, war ich geflohen. Burrich hatte die Leiche eines der Gewandelten gefunden, den ich getötet hatte. Diese Leiche hatte das Hemd mit der Anstecknadel getragen, und so hatte er angenommen, es sei mein toter Körper gewesen. All diese Jahre lang war es meinen Zwecken dienlich gewesen, ihn glauben zu lassen, dass ich tot war. Ich hatte das für uns alle für das Beste gehalten. Er und Molly hatten sich ineinander verliebt und ein gemeinsames Leben begonnen. Wenn sie herausfinden würden, dass ich noch lebte, könnte das ihrer Verbindung nicht wiedergutzumachenden Schaden zufügen. Alles musste so bleiben, wie es war. Es

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