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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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laut, und ich erkannte plötzlich, wie sorglos ich in seiner Gegenwart gesprochen hatte. Zum Glück nahm er an, ich hätte einen Scherz gemacht. Ich rang mir ein Lächeln ab. »Ich werde diese Sachen jetzt zu Dick raufbringen und mal sehen, was er mir zu sagen hat. Vergiss nicht, so normal wie möglich weiterzumachen.«
    Das erfreute Pflichtgetreu nicht gerade, aber er erkannte die Notwendigkeit dieses Verhaltens. Ich verließ den Raum durch die Kamintür. Während ich mich durch die engen Gänge zwängte, dachte ich darüber nach, welche Bedeutung Lutwins Anwesenheit in Burgstadt für mich hatte. Kettricken hatte die Zwiehaften aufgerufen, mit ihr zu verhandeln. Da Lutwin das Oberhaupt der Fraktion der Gescheckten war, ergab es durchaus Sinn, dass er in dieser Eigenschaft vortrat, um seine Position zu erklären. Aber dass jemand, der den Prinzen entführt und versucht hatte, dessen Leben zu übernehmen, es wagte, vor die Königin zu treten; das überraschte mich. Sie mochte ihn ja nicht dafür aufhängen, dass er über die Alte Macht gebot, aber für seine Verbrechen gegen die Weitseher verdiente er den Tod. Aber da war ein Problem: Kettricken konnte keine Anklage gegen ihn erheben, ohne zu enthüllen, dass auch ihr Sohn zu den Zwiehaften zählte. Sämtliche Ereignisse in Zusammenhang mit Pflichtgetreus Verschwinden waren heruntergespielt oder vollends verdeckt worden. Die Adeligen bei Hofe glaubten, dass er sich einfach nur für eine Weile zur Meditation zurückgezogen hatte. Ich fragte mich, ob Lutwin diesen Umstand als Waffe gegen die Weitseher nutzen würde. Ich seufzte und hoffte, es würden sich noch andere, vernünftigere Leute vom Alten Blut melden. Menschen wie Lutwin waren daran schuld, dass wir so verhasst und gefürchtet waren. Sollte er vortreten und für sich in Anspruch nehmen, für alle Zwiehaften zu sprechen, würden diese Vorurteile weiterleben.
    Als ich Chades Turmkammer erreichte, schob ich diese Gedanken beiseite. Ich trat ein und fand Dick untröstlich vor dem herunterbrennenden Feuer sitzend. Er starrte in die Flammen und hatte die Zunge rausgeschoben. »Hast du etwa geglaubt, ich hätte dich vergessen?«, fragte ich und schloss die Tür wieder hinter mir.
    Dick drehte sich zu mir um, und als er die Dinge in meinen Armen sah, ging eine schreckliche Welle der Dankbarkeit von ihm aus und hüllte mich ein. Zitternd vor Aufregung stand er auf. »Lass uns die Sachen erst einmal auf den Tisch legen«, schlug ich vor. Dick hatte es vor Staunen die Sprache verschlagen. Wie ein aufgeregter Welpe trat er von einem Fuß auf den anderen, während ich vorsichtig die Schriftrollen und Tintenfässer beiseite schob und die Gegenstände einen nach dem anderen ablegte. »Prinz Pflichtgetreu hat mir geholfen, diese Dinge für dich zu besorgen«, erklärte ich ihm. »Siehst du, hier ist der rosa Zuckerkuchen. Er ist noch ofenwarm. Und hier ist eine Schüssel Rosinen mit kandierten Nüssen. Der Prinz glaubte, dass du die Nüsse mögen würdest. Und die Pfauenfeder, die Feder mit dem Auge. Alles für dich.«
    Dick versuchte nicht, irgendetwas davon zu berühren. Er stand einfach nur da und starrte, die Hände vor dem runden Bauch verschränkt. Sein Mund arbeitete, während er überlegte, was er sagen sollte. »Prinz Pflichtgetreu?«, fragte er schließlich.
    Ich zog einen Stuhl für ihn heran. »Setz dich, Dick. Dein Prinz schickt dir diese Dinge, damit du dich an ihnen erfreuen kannst.«
    Langsam ließ sich Dick auf den Stuhl nieder. Seine Hände krochen über den Tisch, und schließlich wagte er es mit einem Finger die Pfauenfeder zu berühren. »Mein Prinz. Prinz Pflichtgetreu.«
    »Das ist richtig«, sagte ich.
    Ich hatte erwartet, dass er sich den Kuchen und die Rosinen sofort in den Mund stopfen würde. Stattdessen saß er einfach nur da und strich mit dem fetten Finger über den Federkiel. Dann griff er nach dem rosa Zuckerkuchen und betrachtete ihn von allen Seiten. Vorsichtig legte er ihn wieder auf den Tisch zurück. Schließlich zog er die Schüssel mit den Rosinen zu sich heran. Er nahm eine Rosine heraus, betrachtete sie, schnüffelte daran und steckte sie sich schließlich in den Mund. Langsam kaute er darauf herum und schluckte sie dann hinunter, bevor er sich noch eine nahm. Ich fühlte die Konzentration, mit der er dabei zu Werke ging. Es war, als würde er jede einzelne Rosine mit der Gabe ›abtasten‹, um sie vollständig zu verstehen, bevor er sie aß.
    Die Geschenke nahmen Dicks

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