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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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mit einem großen Messer tot. Er schneidet mir den Bauch auf, und alles, was da drin ist, fällt in den Dreck.« Im Geiste stand er auf der Straße nach Bocksburg und betrachtete seine eigenen Eingeweide im Straßenstaub. »Wie bei einem Schwein.«
    »Das werde ich nicht zulassen«, versprach ich ihm.
    Stur schüttelte Dick den Kopf. Er atmete kurz und flach durch die Nase. »Er hat gesagt: ›Niemand kann mich aufhalten. Ich werde dich töten.‹ Wenn ich von ihm erzähle, wird er mich töten. Wenn ich den goldenen Mann, den alten Mann und dich nicht beobachte, wird er mich töten. Wenn ich nicht durchs Schlüsselloch schaue, an der Tür lausche und ihm alles sage, wird er mich töten. Alles in meinem Bauch im Dreck.«
    Dank unserer Gabenverbindung wusste ich, dass Dick fest davon überzeugt war. Im Augenblick würde ich die Sache auf sich beruhen lassen müssen. »Nun gut«, sagte ich, lehnte mich auf meinem Stuhl zurück und konzentrierte mich wieder auf meine Arbeit. »Denk nicht mehr an ihn«, schlug ich ihm vor. »Nur an die anderen. Die, mit denen du dich immer triffst.«
    Nachdenklich nickte er mit seinem schweren Kopf und starrte weiter in die Flammen. Nach einer Weile setzte seine Musik wieder ein. Ich passte meine Atmung ihrem Rhythmus an und schließlich auch meine Arbeit. Nach und nach schob ich meinen Geist näher an Dicks heran und berührte ihn schließlich.
    Ich wagte kaum zu atmen. Ich führte meine Nadel durch den Stoff hindurch und den langen Faden hinterher. Dick atmete langsam und durch die Nase. Ich stellte keine Fragen, sondern ließ seine Gabe durch mich hindurch fließen. Das erste Treffen hatte ihm nicht gefallen, nicht im Mindesten, vor allem nicht der lange Fußmarsch nach Burgstadt und die Art, wie sein Gefährte ihn die ganze Zeit über am Ärmel gepackt hatte. Er war größer als Dick und machte längere Schritte, sodass Dick viel zu schnell gehen musste. Dicks Beine schmerzten, und sein Mund war trocken von dem langen Marsch, den er gar nicht gewollt hatte. In seiner Erinnerung schüttelte ihn der Mann, der ihn aus der Burg begleitet hatte, so lange am Arm, bis Dick jede Frage der Leute im Raum beantwortet hatte.
    Dicks Erinnerungen waren nicht vage. Tatsächlich waren sie sogar zu detailliert. Er erinnerte sich ebenso an die Blase an seiner Ferse wie an die Worte des Mannes. Irgendwo meckerte eine Ziege, und das Klappern der schweren Wagenräder draußen auf der Straße war so schwer wie die Stimme dessen, der ihn befragte. Dick wurde wiederholt geschüttelt, um eine Antwort aus ihm rauszubekommen, und er erinnerte sich noch sehr gut an seine Furcht und seine Verwirrung ob dieser Behandlung.
    Dicks Antworten auf diese Fragen waren vage. Das lag sowohl an seinem mangelhaften Wissen als auch an seinem seltsamen Sinn für Prioritäten. Er erzählte den Männern von seiner Arbeit in der Küche. Sie fragten ihn, welche Edelleute er bediente. Dick war unsicher, was ihre Namen betraf. Die Männer waren ungeduldig und murrten, und einer verfluchte den Mann, der Dick hierher gebracht hatte, weil er ihre Zeit verschwendete. Dann beschwerte sich Dick über all die zusätzliche Arbeit, die er für den großen, alten Mann mit dem fleckigen Gesicht die Treppe rauf tun musste. »Chade, Lord Chade, der Ratgeber der Königin«, zischte irgendjemand, und alle rückten sie näher an Dick heran.
    So hatten sie erfahren, dass Chade kleinere Holzscheite auf der einen Seite des Kamins und die größeren auf der anderen gestapelt haben wollte, und dass Dick das Wasser wegwischen musste, dass er auf der Treppe verschüttete. Berühre niemals Chades Schriftrollen. Verschütte keine Asche auf dem Boden. Öffne nicht die kleine Tür, wenn jemand dich sehen kann. Nur die letzte Tatsache schien sie zu interessieren, doch als ihre weiteren Fragen keine Ergebnisse brachten, bemerkte Dick die Unzufriedenheit in ihren Stimmen. Er war davor zurückgezuckt, doch der Mann, der ihn hergebracht hatte, erklärte, das sei erst das erste Mal, und dass man dem Trottel schon beibringen könne, worauf er zu achten habe. Dann hatte ein anderer Dick neue Ziele genannt, die er im Auge behalten sollte: »Ein überkandidelter jamailianischer Adeliger mit gelbem Haar und dunkler Haut. Er reitet ein weißes Pferd und hat einen stinkenden Hund als Diener mit krummer Nase und einer Narbe im Gesicht.«
    Dick hatte weder Fürst Leuenfarb noch mich gekannt; doch der Mann, der Dick am Armel hielt, hatte uns nach der Beschreibung erkannt und

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