Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr
bekommen hatte, konnte er es mir nicht wirklich sagen. Ich vermutete, er war eines Tages einfach hierher gewandert, und in all dem Durcheinander von Frühlingsfest und Verlobungsfeierlichkeiten hatten die Menschen der Burg ihn einfach als irgendjemandes Diener aufgenommen. Ich beschloss, Chade zu fragen, wie Dick sein persönlicher Diener geworden war.
Während Dick mit Wasser und Seife experimentierte, nähte ich rasch so viel von seiner Kleidung wie ich konnte. Dort, wo Nähte nachgegeben hatten, war das Nähen trotz des dreckverkrusteten Stoffes einfach. An Knien und Ellbogen war der Stoff jedoch durchgescheuert, und ohne Flicken war da nichts zu machen.
Als Dicks Fingerhaut sich kräuselte, holte ich ihm ein Handtuch und sagte ihm, er solle sich vors Feuer stellen. Dann warf ich die Kleider ins Wasser und schrubbte sie rasch. Schließlich wrang ich sie aus und hing sie über die Stühle. Sauber waren sie noch immer nicht, aber zumindest nicht mehr ganz so dreckig wie zuvor.
Dick davon zu überzeugen, sich zu setzen und mich die Knoten aus seinen Haaren machen zu lassen, war genauso schwierig wie ihn dazu zu bewegen, ins Bad zu steigen. Er war dem Kamm gegenüber misstrauisch, auch noch als ich ihm einen Spiegel gab, sodass er sehen konnte, was ich tat. Einer solch herausfordernden Aufgabe hatte ich nicht mehr gegenüber gestanden, seit ich Harm bei mir aufgenommen und ihm erklärt hatte, dass Läuse und Nissen nicht natürliche Bestandteile des menschlichen Haares waren.
Während ich Dick also kämmte, saß er lethargisch mit einem von Chades Quilts über den Schultern vor dem Feuer. Ich glaube, das warme Bad hatte ihn erschöpft. Ich drehte einen seiner kaputten Schuhe in meiner Hand. Das war etwas, das Burrich mir beigebracht hatte. »Ich kann dir ein paar neue Schuhe machen, sobald ich in die Stadt komme, um etwas Leder zu besorgen«, sagte ich. Dick nickte verschlafen; diese Großzügigkeit erschreckte ihn nicht länger. Ich schob die Stühle mit seinen Kleidern zum Trocknen näher an den Kamin. »Ich weiß nicht, was wir im Augenblick wegen neuer Kleider für dich unternehmen sollen. Meine Nähkünste beschränken sich aufs Flicken, aber uns wird schon etwas einfallen.« Er nickte wieder. Ich dachte nach und ging dann zu Chades altem Kleiderschrank in der Ecke. Ein paar seiner alten, wollenen Arbeitsroben waren noch immer da. Eine war an verschiedenen Stellen verbrannt, und fast alle anderen waren voller Flecken, hauptsächlich Tinte. Ich bezweifelte, dass er eine davon in den letzten Jahren getragen hatte. Wie auch immer, auf jeden Fall waren sie sauberer und in besserem Zustand als Dicks Lumpen. Ich holte eine heraus, hielt sie in die Höhe, um die Länge abzumessen, und schnitt sie dann erbarmungslos ab. »Damit hast du erst einmal was zum Tragen, bis wir neue Kleider für dich haben machen lassen.« Wieder nickte Dick und starrte leicht dösend in die Flammen. Als er sich entspannte, breitete sich seine Gabenmusik immer mehr aus. Zunächst befestigte ich meine Mauern zum Schutz dagegen, dann öffnete ich sie jedoch.
Ich nahm das Gewand und setzte mich mit Nadel und Faden bewaffnet auf einen Stuhl. Dann schaute ich zu Dick. Er schien fast zu schlafen. Ich nähte einen neuen Saum für die abgeschnittene Robe und fragte Dick: »So. Sie nennen mich also ›Stinkehund‹, ja?«
»Hmmm.« Die Musik veränderte sich ein wenig. Die Töne wurden schärfer. Es war das Klingen eines Schmiedehammers auf heißem Eisen. Das Schlagen einer Tür. Irgendwo meckerte eine Ziege, und eine andere antwortete ihr. Ich ließ Dicks Musik in meinen Geist, während ich meine Nadel dabei beobachtete, wie sie durch den Stoff hindurchfuhr.
»Dick. Kannst du dich daran erinnern, wie du sie das erste Mal getroffen hast? Die, die mich ›Stinkehund‹ nennen?« Bitte, zeig es mir. Ich ließ die Gabenfrage mit meinen Worten und den rhythmischen Bewegungen der Nadel fließen. Ich lauschte dem leisen Reiben des Fadens, der durch den Stoff glitt, und dem sanften Knistern des Kaminfeuers; all diese Geräusche wurden eins mit meiner Frage.
Für einen langen Moment schwieg Dick bis auf die Gabenmusik, die er verströmte. Dann hörte ich, wie die Nähgeräusche und das Knistern der Flammen Teil davon wurden.
»Er hat gesagt: ›Stell den Eimer ab, und komm mit mir.‹«
»Wer hat das gesagt?«, fragte ich ein wenig zu eifrig.
Dicks Musik hörte auf. Laut sagte er: »Ich darf nicht über ihn reden, sonst macht er mich tot. Macht mich
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