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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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wünschte sich, irgendwo anders zu sein.
    Geduldig erklärte Chade es erneut. »Es ist egal, dass du nicht weißt wie. Er wird sterben, wenn wir nichts tun. Wenn du es versuchst, und er stirbt dabei, nun … zumindest wäre das schneller als das, was er jetzt ertragen muss. Jetzt möchte ich, dass du dir diese Zeichnungen hier gut ansiehst. Ich selbst habe sie vor Jahren angefertigt. Das zeigt dir, wie diese Organe aussehen und zwar intakt …«
    Ich löste mich wieder von ihnen. Barmherzige Dunkelheit hüllte mich ein. Kaum hatte ich die verschneiten Hügel gefunden, da zogen sie mich auch schon wieder weg. Ihre Hände waren an mir. Meine Kleider wurden weggeschnitten. Irgendjemand würgte, und Chade sagte, sie sollten verschwinden, bis sie gerufen würden. Dann kam Wasser auf meine Wunde, kalt und heiß, und ganz in der Nähe sagte eine Frau traurig: »Sie ist hoffnungslos faul. Können wir ihn nicht einfach friedlich einschlafen lassen?«
    »Nein!« Ich glaubte, das sei die Stimme von König Listenreich. Dann wusste ich, dass das unmöglich sein konnte. Es musste Chade gewesen sein, der ganz wie sein Bruder klang. »Holt den Prinzen wieder rein. Es ist Zeit.«
    Dann spürte ich die eisigen Hände des Prinzen auf meinem heißen Fleisch, links und rechts von der Wunde. »Greif mit der Gabe in seinen Leib«, wies ihn Chade an. »Greif in ihn hinein, schau nach, was falsch ist, und repariere es wieder.«
    »Ich weiß nicht wie«, wiederholte der Prinz, doch ich fühlte, wie er es versuchte. Sein Geist flatterte gegen den meinen wie eine Motte gegen den Lampenschirm. Er versuchte, meine Gedanken zu erreichen, nicht meinen Körper. Schwach stieß ich nach ihm. Das war ein Fehler.
    Einen Augenblick lang berührten sich unsere Geister und verbanden sich. Nein, sagte ich ihm. Nein. Lass mich in Ruhe.
    Er nahm die Hände weg. »Er will nicht, dass wir das tun«, berichtete Pflichtgetreu verunsichert.
    »Das ist mir egal!« Chade klang wütend. »Es ist ihm nicht gestattet zu sterben. Ich werde das nicht zulassen.« Plötzlich waren die Worte lauter, er schrie mir ins Ohr. »Fitz, hörst du mich? Hörst du mich, mein Junge? Ich werde dich nicht sterben lassen, also kannst du ruhig mitmachen. Hör auf, dich selbst zu bemitleiden, und kämpfe um dein Leben.«
    »Fitz?« Überraschung und Entsetzen lagen in Pflichtgetreus Stimme.
    Schweigen folgte diesen Worten. Dann erklärte Chade in hartem Tonfall: »Er ist als Bastard geboren worden, genau wie ich. Wir haben oft gescherzt, dass das Wort nur wehtut, wenn es von jemandem kommt, der es selbst nicht trägt.«
    Schwach, Chade, wirklich sehr schwach, wollte ich ihm sagen, und Pflichtgetreu kennt dich zu gut, als dass du ihn so leicht ruhigstellen könntest.
    Irgendjemand strich mir das Haar aus der Stirn und ergriff meine Hand. Ich glaubte, das war der Narr. Ich versuchte meine Finger um seine schlanke Hand zu schließen, ihn irgendwie wissen zu lassen, dass ich ihn um Verzeihung bat. Plötzlich dachte ich an all die Menschen, denen ich nicht hatte Lebewohl sagen können: Harm, Kettricken, Burrich und Molly. Ich hatte mir immer vorgenommen, vor meinem Tod alles in Ordnung zu bringen. »Philia, Mutter«, sagte ich, doch niemand hörte mich. Vielleicht hatte ich gar nicht laut gesprochen.
    »Zeig mir das Bild«, sagte Fürst Leuenfarb. Er ließ meine Hand los, und ich versank wieder in Dunkelheit. Ich fiel, bis ich starb. Von der verschneiten Kuppe eines Hügels aus erblickte ich das Sommerland. Etwas Graues bewegte ich im hohen Gras. Nachtauge!, rief ich ihm zu. Er drehte sich um und blickte zu mir zurück. Dann fletschte er die Zähne und warnte mich zu bleiben, wo ich war. Ich versuchte, vorwärts zu gehen, wurde aber wieder zurückgezogen. Hilflos schlug ich um mich wie ein Fisch an der Angel, doch mein Körper bewegte sich nicht.
    »… schon mal gemacht. Zumindest so etwas Ähnliches. Ich war dabei, als er seinen Wolf mit der Gabe geheilt hat, und vor Jahren habe ich studiert, wie der Leib eines Menschen zusammengesetzt ist. Ich selbst verfügte zwar nicht über die Gabe, aber ich kenne Fi … Tom. Wenn Ihr die Gabe durch mich benutzen könnt, wäre ich bereit, Euch das zu gestatten.« Der Narr war hartnäckig.
    »Ich muss auf Klo.«
    »Dann geh, Dick, aber komm sofort wieder zurück. Verstanden? Komm sofort wieder hierher zurück, wenn du fertig bist.« Ich hörte die Verärgerung in Chades Stimme – Verärgerung und Unsicherheit. »Nun, was kann es schon schaden? Mach.

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