Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr
verhandeln, Ellianias Vater. Vielleicht ist es jedoch die Familie von Ellianias Mutter, über die ich mehr herausfinden sollte. Aber falls sie es sind, die uns in Wahrheit Elliania anbieten, was ist dann Blutschwert? Eine Marionette? Besitzt er überhaupt irgendwelche Autorität?«
Tiefe Falten gruben sich in seine Stirn, während er über diese Dinge nachdachte. Plötzlich erkannte ich, dass die Drohung der Gescheckten gegen mich jetzt nur noch ein kleineres Problem darstellte, etwas, von dem Chade ausging, dass ich allein damit zurechtkommen würde. Ich wusste nicht, ob mir sein Vertrauen in mich schmeicheln, oder ob ich mir wie eine unwichtige Figur bei einem Brettspiel vorkommen sollte. Einen Augenblick später riss er mich aus meinen Gedanken.
»Nun. Ich glaube, wir haben dieses Problem für den Augenblick so weit gelöst, wie wir können. Drück deinem Herrn mein Bedauern aus, Tom Dachsenbless. Lass ihn wissen, dass Kopfschmerzen mich davon abhalten, heute Nachmittag seine Gesellschaft zu genießen, dass jedoch mein Prinz sich freuen würde, seine Einladung anzunehmen. Das wird Pflichtgetreu die Zeit mit dir geben, auf die er so lange gedrängt hat. Ich muss dich wohl nicht daran erinnern, dass du beim Kontakt mit dem Jungen diskret sein musst. Wir wollen keinen Spekulationen Vorschub leisten. Und ich schlage vor, dass ihr nur durch solche Gebiete reitet, wo eure Privatsphäre gesichert ist oder durch sehr öffentliche Gegenden, wo die Gescheckten schon wirklich kühn sein müssten, um Verbindung mit ihm aufzunehmen. Um die Wahrheit zu sagen, weiß ich nicht, was davon die klügere Entscheidung wäre.« Er atmete tief durch, und sein Tonfall veränderte sich. »Fitz. Unterschätze nicht deinen Einfluss auf den Prinzen. In unseren Privatgesprächen spricht er frei von dir und das mit großer Bewunderung. Ich bin nicht sicher, ob es weise wäre, deine Verbindung zu mir zu erwähnen. Es ist nicht nur Unterricht im Gebrauch der Gabe, was er von dir will. Er sucht den Rat eines Mannes in allen Aspekten des Lebens. Sei vorsichtig. Ein unbedachtes Wort von dir könnte unseren starrsinnigen Prinzen auf einen Weg führen, wo keiner von uns ihm ohne Gefahr folgen könnte. Bitte sprich positiv über das Verlöbnis und ermutige ihn, seine königlichen Pflichten bereitwillig zu erfüllen. Und was die Gescheckten betrifft, die dich bedrohen … Nun, heute mag nicht gerade der beste Tag dafür sein, ihn mit Sorgen um dich zu belasten. Auch so schon könnte es das Misstrauen des ein oder anderen erregen, dass unser Prinz an so einem wichtigen Tag in seinem Leben mit einem ausländischen Edelmann und dessen Leibwächter ausreitet.« Kurz hielt er inne. »Nicht dass ich dir vorschreiben wollte, wie du dich dem Prinzen gegenüber verhalten sollst. Ich weiß, dass ihr eine besondere Beziehung entwickelt habt.«
»Das ist wahr«, bestätigte ich und versuchte, nicht allzu brüsk zu klingen. In Wahrheit war ich sogar ein wenig wütend gewesen, als Chade mit seiner Liste von Instruktionen begonnen hatte. Jetzt atmete ich tief durch. »Chade. Wie du gesagt hast, sucht der Junge bei mir nach männlichem Rat. Ich bin aber weder ein Höfling noch ein Ratgeber. Wenn ich mich bemühen würde, Pflichtgetreu lediglich auf einen Weg zu führen, der den Zielen der Sechs Provinzen entspricht …« Ich ließ meine Stimme verhallen, bevor ich ihm sagte, dass solch ein Kurs falsch für uns alle wäre. Dann räusperte ich mich. »Ich will immer ehrlich zu Pflichtgetreu sein. Wenn er mich um einen Rat bittet, werde ich ihm sagen, was ich wirklich denke. Aber ich glaube nicht, dass du in dieser Hinsicht allzu viel zu befürchten hättest. Kettricken hat ihren Sohn gut unterwiesen. Ich glaube, er wird sich dieser Ausbildung entsprechend benehmen, und was mich betrifft … nun, so denke ich, dass er mehr jemandem zum Zuhören braucht als jemanden, der selber redet. Heute werde ich zuhören. Und in Bezug auf mein Zusammentreffen mit den Gescheckten sehe ich keinen Grund, warum Pflichtgetreu im Augenblick davon erfahren sollte. Ich werde ihn höchstens warnen, dass er sie nicht vollends aus seinen Gedanken verbannen soll. Sie stellen definitiv eine Macht dar, mit der man rechnen muss. Was mich zu einer anderen Frage bringt: Werden die Bresingas bei dem Verlöbnis anwesend sein?«
»Ich nehme an. Sie sind zumindest eingeladen worden und werden irgendwann im Laufe des Tages erwartet.«
Ich kratzte mich im Nacken. Meine Kopfschmerzen ließen nicht
Weitere Kostenlose Bücher