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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Gescheckten sie und ihren Sohn als Zwiehafte bloßstellen würden. Aber nachdem sie das getan hatte, war sie vollends in ihrer Macht. Sie war nicht nur eine Zwiehafte, sie hatte auch Verrat an ihrem Prinzen begangen. Die Gescheckten trennten Mutter und Sohn. Gentil wurde nach Bocksburg zurückgeschickt. Sie befahlen ihm, seine Freundschaft mit dem Prinzen zu pflegen, ihn immer tiefer in die Alte Macht reinzuziehen und ihn auszuspionieren. Wenn er das tat, versprachen sie ihm, dass seine Mutter in Sicherheit sein würde. Das Heim seiner Mutter, Burg Tosen, wurde zu ihrem Gefängnis. Die Gescheckten wurden immer gieriger. Zuerst waren es ihr Heim, ihr Weinkeller und ihr Vermögen. Wenn sie sie nicht beherbergen wollte, bedrohten sie ihren Sohn. Irgendwann bedienten sich einige von ihnen offenbar an der Lady selbst. Damit konnte sie nicht länger leben. Ich glaube, sie haben sowohl ihre Willenskraft als auch die ihres Sohnes unterschätzt.« Das war eine hässliche, ernüchternde Geschichte, aber ich dachte nicht länger darüber nach. Ich hatte dringendere Sorgen.
    »Was ist mit Henja? Hat der Prinz dir erzählt, dass ich sie gesehen habe?«
    Chades Gesicht wurde noch ernster. »Das hat er. Aber … Ist es möglich, dass du dich geirrt hast? Meine Spione in der Stadt haben nämlich nichts über sie in Erfahrung bringen können.«
    Ich zwang mich, mich an diesen kurzen Anblick zu erinnern. »Ich war verletzt, und es war dunkel. Aber … Ich glaube nicht, dass ich mich geirrt habe. Tatsächlich glaube ich sogar, dass sie auch die Frau war, die einmal dort war, als Dick Bericht erstattet hat. Sie hat Padget und Lutwin Gold für den Narren und mich angeboten … glaube ich. Es war schwer festzustellen, was sie von den beiden kaufen wollte. Lutwin mochte sie nicht. Ich denke, sie ist irgendwie in die ganze Sache verstrickt.«
    Chade hob die Hand. »Falls ja, dann hat sie ihre Spuren sehr gut verwischt. In ganz Burgstadt lässt sich nichts, aber auch gar nichts über sie herausfinden.«
    Das war nur ein geringer Trost. Chades Spione hatten auch Lutwin nicht gefunden. Diesen Gedanken behielt ich allerdings für mich.
    »Wir haben noch immer einen Spion der Gescheckten hier in der Burg. Der Mann, der Dick zu Lutwin geführt hat.«
    Chades Tonfall war neutral. »Gentils Stallbursche hatte einen tragischen Unfall. Er ist tot in einer Box gefunden worden. Zu Tode getrampelt. Warum er überhaupt in dieser Box war, ist uns ein Rätsel.«
    Ich nickte. Noch ein Faden, der sich aufgelöst hatte. »Und was ist ›offiziell‹ mit Gentils Mutter und ihren Gütern passiert?«
    Chade wandte den Blick von mir ab. »Die tragische Nachricht hat uns einen Tag nach deiner Gefangennahme erreicht. Lady Bresinga ist an vergiftetem Essen gestorben. Eine Reihe von Gästen und Dienern ist mit ihr ums Leben gekommen. Es war schrecklich traurig, aber nicht im Mindesten skandalös. Ihre Leiche wurde als erste gefunden, doch im Laufe der Tage sind immer mehr Leute krank geworden und kurz darauf gestorben. Verdorbener Fisch sei schuld daran, habe ich gehört. Lady Bresingas Leiche ist zur Beerdigung zum Haus ihrer Mutter geschickt worden. Gentil nimmt an diesem traurigen Ereignis teil. Prinz Pflichtgetreu hat ihm eine Ehrengarde mitgegeben als Zeichen, wie sehr er ihn schätzt. Gentil hat verstanden, dass er wieder nach Bocksburg zurückkehren muss, nachdem alles erledigt ist, und hier wird er dann auch bis zu seiner Volljährigkeit bleiben. Burg Tosen wird man absperren, auch wenn unsere Frau Königin Gentil einen Verwalter zur Verfügung gestellt hat, der sich während seiner Anwesenheit darum kümmern wird.«
    Ich nickte langsam. Der Prinz mochte Gentil ja seinen Freund nennen, aber die nächsten Jahre über würde der junge Bresinga de facto Chades verhätschelter Gefangener sein. Das war eine angemessene Lösung. Er konnte das als Schutzmaßnahme oder als Käfig auffassen. Alles war ordentlich geregelt worden. Ich fragte mich, ob Lady Rosmarin wohl plötzlich einen Grund gefunden hatte, eine Freundin in Burg Tosen zu besuchen, oder ob der Spion, den Chade dort eingeschleust hatte, für das Gift verantwortlich war. Für Rosmarin wäre eine solche Reise allerdings schwierig gewesen, so verbrannt wie sie war.
    Ich blickte zu Chade und musterte ihn eingehend. Ich hatte ihn nicht so in Erinnerung, etwas war an ihm anders. Dann beugte ich mich plötzlich vor und berührte seine Wange, bevor er zurückweichen konnte. Keine Schminke. Gesundes rosa Fleisch.

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