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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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fühlte ich mich gut genug, um ein wenig in der Burg herumzustreifen. Es war an der Zeit, dass ich mein Leben wieder aufnahm. Ich nahm die Federn unter dem Kopfkissen hervor und stieg in Tom Dachsenbless Kammer hinunter, um mir ein paar frische Kleider zu holen. Kaum hatte ich die Tür zu der Geheimtreppe geschlossen, da klopfte es an der Verbindungstür. In zwei Schritten war ich dort und öffnete sie. Fürst Leuenfarb sprang erschrocken einen Schritt zurück. »Nun, offensichtlich ist er wach. Und angezogen auch, wie ich sehe. So. Du fühlst dich also wieder mehr wie du selbst, Tom Dachsenbless, hm?«
    »Ein wenig«, erwiderte ich und versuchte, an ihm vorbei in den Raum zu schauen. Wer war da? Ich hatte kaum Zeit, den Schock ob meiner erneuerten Narben im Gesicht des Fürsten aufzunehmen, als Harm sich an ihm vorbei und zu mir drängte. Mein Junge packte mich an den Schultern und starrte mich entsetzt an.
    »Du siehst furchtbar aus. Geh wieder ins Bett, Tom.« Dann, fast ohne Luft zu holen, wandte er sich an Fürst Leuenfarb. »Herr, ich bitte Euch um Verzeihung. Ihr hattet Recht. Ich dachte, Ihr hättet mich getäuscht, was seinen Zustand betrifft. Aber Ihr habt Recht daran getan, alle Besucher von seiner Tür fernzuhalten. Das erkenne ich nun. Ich bitte Euch für meine unangebrachten Worte demütigst um Verzeihung.«
    Fürst Leuenfarb stieß ein leises Grunzen aus. »Nun. Von einem Landburschen kann man wohl kaum höfische Manieren erwarten, und ich verstehe, dass du dir große Sorgen um deinen Vater gemacht hast. Auch wenn ich weder deine ungehobelten Manieren noch die Tatsache genossen habe, dass du mich zu solch gottloser Stunde geweckt hast, um zu Tom zu kommen, so werde ich dir dein Verhalten dennoch verzeihen. Ich bin sicher, ihr werdet mich entschuldigen, während ihr beide den Besuch genießt.«
    Er drehte sich um und ließ uns in meiner kleinen Kammer allein. Harm musste mich nicht sonderlich drängen, mich auf mein niedriges Bett zu setzen. Der lange Weg Chades gewundene Treppe hinunter hatte mich erschöpft. Harm legte mir wieder die Hand auf die Schulter und setzte sich neben mich. Sein Blick wanderte über mein Gesicht, und mitleidig kniff er die Augen zusammen, als er sah, wie hager ich war. »Ich bin so froh, dich zu sehen«, sagte er angespannt. Einen Augenblick lang starrte er mich noch verkrampft an. Dann sammelten sich Tränen in seinen Augen, und er vergrub sein Gesicht in den Händen und schaukelte vor und zurück. »Tom, ich dachte, du würdest sterben«, schluchzte er durch die Finger. Ich legte ihm den Arm um die Schulter und zog ihn dicht zu mir heran. Plötzlich war er wieder mein kleiner Junge, und er hatte große Angst gehabt. Er schnappte nach Luft und sagte: »Seit sie dich hergebracht haben, war ich jeden Tag vor Sonnenaufgang hier, und jeden Tag hat mir Fürst Leuenfarb erklärt, du seiest noch zu schwach, um Besucher zu empfangen. Zuerst habe ich versucht, Geduld zu bewahren, doch in den letzten Tagen …« Er schluckte. »Ich war sehr grob zu ihm, Tom. Ich war schrecklich. Ich hoffe, er wird das nicht an dir auslassen. Es war nur …«
    Beruhigend flüsterte ich ihm ins Ohr: »Ich war sehr krank, und ich erhole mich immer noch nur langsam, aber ich werde nicht sterben, Sohn. Nicht diesmal. Ich werde noch einige Zeit bei dir bleiben. Und Fürst Leuenfarb hat dir bereits gesagt, dass er dir verzeiht. Mach dir also keine Sorgen mehr.«
    Harm ergriff meine Hand. Nach einem Augenblick straffte er die Schultern und drehte sich zu mir um. Tränen rannen ihm übers Gesicht. »Ich dachte, du würdest sterben, und ich hätte keine Gelegenheit mehr, dir zu sagen, wie … wie leid es mir tut. Wie leid es mir tut, dass ich mich so benommen habe. Ich wusste, dass du mich fast aufgegeben hattest, weil du kaum noch mit mir gesprochen hast und nur selten zu mir gekommen bist. Dann warst du verletzt, und ich konnte im Gefängnis nicht zu dir. Auch hinterher nicht, nachdem sie dich hier hoch gebracht haben. Ich konnte an nichts anderes mehr denken außer daran, dass du hier im Sterben lagst und gedacht hast, wie dumm und undankbar ich doch dafür war, was du alles für mich getan hast. Du hattest Recht, weißt du? Ich hätte auf dich hören sollen. Ich wollte dir das so gerne sagen. Du hattest Recht, und ich habe es gelernt.«
    »Womit hatte ich Recht?«, fragte ich, doch ich fürchtete, die Antwort bereits zu kennen.
    Harm schniefte und wandte den Blick von mir ab. »Mit Svanja.« Seine Stimme

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