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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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wurde tiefer und klang belegt. »Sie hat mich weggeworfen, Tom. Einfach so. Ich habe schon gehört, dass sie einen Neuen hat … oder vielleicht hatte sie den schon immer. Ein Seemann von einem der großen Kauffahrer.« Er blickte zu Boden zwischen seine Füße. Dann schluckte er. »Ich vermute, sie waren … sich nahe, bevor sein letztes Schiff im Frühjahr losgesegelt ist. Jetzt ist er wieder zurückgekommen und hat ihr von weit weg silberne Ohrringe, feinen Stoff und würziges Parfüm mitgebracht. Er hatte auch Geschenke für ihre Eltern dabei. Sie mögen ihn.« Seine Stimme wurde immer leiser und leiser, sodass seine letzten Worte kaum zu hören waren. »Hätte ich das gewusst …«, sagte er, und seine Stimme verhallte.
    Das war ein guter Zeitpunkt für mich zu schweigen.
    »Ich habe eines Nachts auf sie gewartet, und sie ist einfach nicht gekommen. Ich habe mir große Sorgen gemacht. Ich hatte Angst, dass ihr auf dem Weg zu mir etwas Schlimmes zugestoßen sein könnte. Schließlich habe ich all meinen Mut zusammengenommen und bin zu ihrem Haus gegangen. Ich wollte gerade anklopfen, als ich sie drinnen lachen hörte. Da wagte ich nicht mehr zu klopfen, zumal ihr Vater mich so sehr hasst. Ihre Mutter hat mich nie so gehasst, aber nachdem du den Kampf mit ihrem Vater hattest … Egal. Ich dachte, sie hätte einfach nicht rauskommen können, um mich zu sehen. Weil ihr Vater immer wachsamer geworden war, weißt du?« Er hielt inne und errötete. »Es ist seltsam. Wenn ich jetzt zurückblicke, kommt mir das Ganze beschämend und kindisch vor. Wie wir herumgeschlichen sind, um ihrem Vater aus dem Weg zu gehen, und wie sie ihre Mutter angelogen hat, um Zeit mit mir verbringen zu können. Damals ist mir das nicht im Mindesten so vorgekommen. Ich habe es als romantisch empfunden, als vom Schicksal so vorbestimmt. Jedenfalls hat Svanja das immer gesagt: dass es unser Schicksal sei, zusammen zu sein, und das wir nicht zulassen dürften, dass sich irgendetwas zwischen uns drängt. Lügen und Täuschungen zählten nicht, hat sie gesagt, denn unser Zusammensein wäre eine Wahrheit, die niemand leugnen könne.« Er rieb sich die Stirn. »Und ich habe es geglaubt. Ich habe das alles geglaubt.«
    Ich seufzte, gab jedoch zu. »Wenn du es nicht geglaubt hättest, Harm … nun, dann wäre das, was du getan hast, sogar noch dümmer gewesen …« Ich hielt inne und fragte mich, ob ich es noch schlimmer gemacht hatte.
    »Ich bin so ein Idiot«, gestand Harm nach einer Weile. »Das Schlimmste ist, dass ich sie sofort wieder aufnehmen würde, sollte sie zu mir zurückkommen. Obwohl ich weiß, wie treulos sie sowohl ihm als auch mir gegenüber war, würde ich sie sofort wieder zurücknehmen. Auch wenn ich mich anschließend ewig fragen würde, ob ich sie halten kann.« Erneut legte er eine kurze Pause ein und fragte dann leise: »Hast du dich so gefühlt, als ich dir gesagt habe, dass Merle verheiratet ist?«
    Das war eine harte Frage, allerdings hauptsächlich, weil ich ihm nicht sagen wollte, dass ich Merle nie wirklich geliebt hatte. Also antwortete ich schlicht: »Ich glaube nicht, dass die Schmerzen zweier Menschen sich wirklich jemals gleichen, Harm. Aber was das mit dem ›Idioten‹ betrifft … o ja.«
    »Ich habe geglaubt, ich müsse sterben«, erklärte er leidenschaftlich. »Am nächsten Tag war ich für Meister Gindast in der Stadt unterwegs. Er vertraut mir inzwischen seine Einkäufe an, weil ich sehr korrekt damit bin. Ich war also gerade unterwegs, als ich ein Pärchen auf mich zukommen sah, und ich dachte bei mir: Sie sieht Svanja so ähnlich; sie könnten Schwestern sein. Dann habe ich gesehen, dass es wirklich Svanja war, nur trug sie Silberohrringe und einen Schal in einem Violett, wie ich es noch nie gesehen habe. Der Mann neben ihr hielt ihren Arm, und sie blickte zu ihm hinauf, wie sie immer zu mir hinaufgeblickt hatte. Ich konnte es nicht glauben. Offenen Mundes stand ich da, als sie an mir vorübergingen, und sie schaute mich an. Tom, sie lief knallrot an, tat aber so, als würde sie mich nicht kennen. Ich … Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Wir hatten unsere Beziehung so gründlich verbergen müssen, dass ich zunächst glaubte, vielleicht war das ein Onkel oder ein Freund ihres Vaters, vor dem sie nicht zugeben durfte, dass sie mich kannte. Doch schon in diesem Augenblick wusste ich, dass dem nicht so war. Als ich zwei Tage später ins Festsitzende Schwein ging, in der Hoffnung, sie dort zu sehen,

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