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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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geschafft. Der Prinz holte ein paar Teller, und Dick ließ die Kuchenstücke darauf fallen. Sorgfältig achtete er darauf, dabei seine neuen Kleider nicht zu beschmutzen, und später aß er mit der Vorsicht einer hohen Dame in teurem Hofgewand. Wir teilten den riesigen Kuchen unter uns auf und ließen nichts davon übrig, und zum ersten Mal seit meiner Verletzung schmeckte mir das Essen.

Kapitel 23
Enthüllungen
    Die Nicht-Zwiehaften erzählen sich häufig furchterregende Geschichten über Zwiehafte, die aus bösartigen Gründen Tiergestalt annehmen. Jene vom Alten Blut werden schlicht erklären, dass kein Mensch, egal wie eng er auch an sein Geschwistertier gebunden sein mag, die Gestalt dieses Tieres annehmen kann. Worüber jene vom Alten Blut nur widerwillig sprechen, ist die Tatsache, dass ein Mensch sich in den Körper seines Geschwistertieres versetzen kann. Normalerweise geschieht das nur für kurze Zeit und dann auch nur unter extremen Umständen. Der Körper des Menschen verschwindet nicht; tatsächlich bleibt er in solchen Zeiten ausgesprochen verwundbar und kann sogar tot erscheinen. Extremer körperlicher Schaden oder gar der unmittelbar bevorstehende Tod kann das Bewusstsein eines Menschen dazu bewegen, im Leib seines Geschwistertieres Zuflucht zu suchen. Jene vom Alten Blut verachten diese Praxis und raten streng davon ab.
    Beim Alten Blut ist es streng verboten, solch ein Arrangement permanent zu machen. Ein Mensch vom Alten Blut, der seinem sterbenden Leib entflieht und in dem seines Geschwistertieres Zuflucht sucht, wird für die Gemeinschaft des Alten Blutes zu einem Geächteten. Gleiches gilt für einen Menschen, der den fliehenden Geist seines Geschwistertieres aufnimmt. Solch ein Akt gilt als äußerst selbstsüchtig sowie als unmoralisch und unklug. Jeder, der in einer Gemeinschaft des Alten Blutes aufwächst, wird davor gewarnt, dass – egal unter welchen Umständen – keine von beiden Seiten dabei glücklich wird. Sogar der Tod sei besser als das.
    In diesem bedeutenden Punkt unterscheiden sich jene vom Alten Blut deutlich von den sogenannten Gescheckten. Gescheckte betrachten ihre Geschwistertiere geringer als Menschen, und sie sehen nichts Falsches daran, wenn ein Mensch sein Leben verlängert, indem er aus seinem eigenen sterbenden Leib in den seines Geschwistertieres flieht. In einigen Fällen wird der Mensch der beherrschende Geist im Körper des Tieres, der sein tierisches Pendant fast vollständig vertreibt. Angesichts der langen Lebenserwartung einiger Tiere wie Schildkröten, Gänse oder bestimmte exotische Vögel, könnte ein skrupelloser Mensch sich am Ende seines Lebens ein Geschwistertier in der Absicht nehmen, dessen Körper nach seinem Tod zu übernehmen. Auf solch eine Art könnte ein Mensch sein Leben auf ein Jahrhundert oder mehr ausdehnen.
    DACHSENBLESS:
    GESCHICHTEN DERER VOM ALTEN BLUT
     
    Als meine Genesung sich dem Ende zuneigte, kroch ich wie ein frisch geschlüpftes Küken zum ersten Mal seit langer Zeit ans Sonnenlicht heraus. Die Welt blendete und überwältigte mich. Mehr noch: Pflichtgetreus neugewonnene Achtung war etwas, das ich wie einen warmen Mantel trug. Ich fühlte das deutlich, als ich am nächsten Morgen im Hof der Bocksburg stand und die Bewohner der Burg bei ihren täglichen Arbeiten beobachtete. Der Tag kam mir sehr hell vor, und zu meiner Überraschung konnte ich das Ende des Winters in der Luft riechen. Der festgetretene Schnee unter meinen Füßen wirkte dichter und härter, und das Blau des Himmels über mir tiefer. Ich atmete tief durch, reckte mich und hörte meine Gelenke knacken. Ich hatte sie zu lange nicht gebraucht. Heute würde ich das ändern.
    Ich traute meinen Beinen noch immer nicht zu, dass sie mich nach Burgstadt tragen konnten, und so ging ich in den Stall. Der Stallbursche, der sich für gewöhnlich um Meine Schwarze kümmerte, warf einen Blick auf mich und erklärte, dass er meine Stute für mich bereitmachen würde. Dankbar lehnte ich mich an ihre Box und schaute dem Jungen zu. Er behandelte sie gut, und sie war friedlich ihm gegenüber. Als ich ihm die Zügel abnahm, dankte ich ihm dafür, dass er sich um das Pferd gekümmert hatte. Er warf mir einen verwirrten Blick zu und gestand: »Nun, ich kann nicht sagen, dass sie dich vermisst hätte. Die ist hier in Gesellschaft ihresgleichen schon zufrieden.«
    Auf halbem Weg den steilen Hügel zur Stadt hinunter bereute ich die Entscheidung zu reiten bereits. Meine Schwarze schien

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