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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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erzählte sie mir mit viel Zungenschnalzen die Geschichte von Harm und Svanja, die ich schon kannte.
    Ich ließ sie weitererzählen, während sie Brot und Käse für uns schnitt. Als sie fertig war, bemerkte ich: »Nun, vermutlich ist es für beide besser so. Mein Junge konzentriert sich jetzt auf seine Lehre, und Svanja hat einen Verehrer, mit dem ihre Eltern einverstanden sind. Harms Herz ist zwar ein wenig mitgenommen, aber ich gehe davon aus, dass er sich wieder erholen wird.«
    »Oh, ja, er wird sich wieder erholen, solange Svanjas Seemann im Hafen ist«, erwiderte Jinna säuerlich und stellte das Tablett auf den kleinen Tisch zwischen uns. »Aber erinnere dich meiner Worte: Im selben Augenblick, da der Junge wieder die Planken eines Schiffs unter den Füßen hat, wird Svanja wieder hinter Harm her sein.«
    »Oh, das bezweifele ich«, widersprach ich. »Selbst wenn sie zu ihm kommen würde, glaube ich, dass Harm seine Lektion gelernt hat. Wer sich einmal die Finger verbrannt hat, geht dem Feuer aus dem Weg.«
    »Hmpf. Einmal im Bett, auf immer liebestoll, wäre in diesem Falle die bessere Redensart. Tom, du musst ihn warnen – und zwar ernsthaft. Lass nicht zu, dass er noch einmal auf sie hereinfällt. Nicht, dass sie ein schlechtes Mädchen wäre, aber sie will nur ihren Willen und zwar wann sie will. Sie schadet sich selbst ebenso sehr wie diesen jungen Männern.«
    »Nun. Ich hoffe, dass mein Junge vernünftig genug ist, nicht noch einmal auf sie hereinzufallen«, bemerkte ich, als Jinna sich auf den anderen Stuhl setzte.
    »Ich auch«, erwiderte sie. »Aber ich bezweifele es.« Dann schaute sie mich an und schwieg. Sie betrachtete mich wie einen Fremden. Ich sah, wie sie zweimal zu sprechen ansetzte, und beide Male schloss sie den Mund wieder.
    »Was ist?«, fragte ich schließlich. »Gibt es da noch etwas an dieser Geschichte, was ich nicht weiß? Was stimmt nicht?«
    Nach langem Schweigen fragte Jinna leise: »Tom, ich … Wir sind nun schon einige Zeit befreundet, und wir kennen einander recht gut. Ich habe gehört … Vergiss, was ich gehört habe. Was ist an jenem Nachmittag wirklich in der Fallstraße geschehen?«
    »Der Fallstraße?«
    Sie wandte den Blick von mir ab. »Du kennst sie. Drei tote Männer, Tom Dachsenbless, und irgendeine Geschichte über eine gestohlene Börse mit Edelsteinen und einen Diener, der fest entschlossen war, sie zurückzuholen. Ein anderer würde sie vielleicht glauben. Aber dann, halbtot, machst du dir auch noch die Mühe, ein Pferd zu erschlagen?« Sie stand auf, um das heiße Wasser vom Feuer zu holen, und goss es in die Teekanne. Mit leiser Stimme sagte sie: »Eine Woche zuvor hat man mich vor dir gewarnt, Tom. Jemand hat mir gesagt, es sei gefährlich, dich zum Freund zu haben. Etwas Schlimmes würde dir bald passieren, und es wäre besser für mich, wenn das nicht in meinem Haus geschähe.«
    Sanft schob ich den Kater von meinem Schoß und nahm Jinna den Wasserkessel aus den zitternden Händen. »Setz dich«, sagte ich sanft. Sie setzte sich und faltete die Hände im Schoß. Während ich den Kessel wieder zum Feuer brachte, versuchte ich, ruhig nachzudenken. »Wirst du mir sagen, wer dich gewarnt hat?«, fragte ich, als ich mich wieder zu ihr umdrehte. Ich kannte die Antwort bereits.
    Jinna blickte auf ihre Hände hinab. Dann schüttelte sie langsam den Kopf. Nach einem Augenblick sagte sie: »Ich bin hier in Burgstadt geboren worden. Ich bin recht viel herumgekommen, doch das hier ist meine Heimat, wenn der Schnee zu fallen beginnt. Die Leute hier sind meine Nachbarn. Sie kennen mich, und ich kenne sie. Ich kenne … Ich kenne eine Menge Leute in dieser Stadt, alle möglichen Leute. Einige von ihnen schon seit Kindertagen. Ich habe vielen von ihnen aus der Hand gelesen, und ich kenne viele ihrer Geheimnisse. Ich mag dich, Tom, aber … Du hast drei Männer getötet. Zwei davon stammten aus Burgstadt. Ist das wahr?«
    »Ich habe drei Männer getötet«, gab ich zu. »Falls es einen Unterschied für dich macht: Sie hätten mich zuerst getötet, wenn ich ihnen die Gelegenheit dazu gelassen hätte.« Kälte kroch durch meinen Körper. Plötzlich glaubte ich nicht mehr, dass ihre Anspannung heute etwas mit Sorge um mich zu tun hatte.
    Jinna nickte. »Daran zweifele ich nicht, aber die Tatsache bleibt bestehen, dass du zu ihnen gegangen bist. Sie haben dich nicht gejagt. Du bist zu ihnen gegangen und hast sie getötet.«
    Ich versuchte es mit der Lüge, die sich Chade für

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