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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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fest dazu entschlossen zu sein, sich den Zügeln zu widersetzen, und sie zeigte mir deutlich, an wie viel Kraft es mir noch in Armen und Beinen fehlte. Doch trotz unseres kleinen Kampfes trug sie mich zu Gindasts Werkstatt. Dort angekommen war ich enttäuscht und erfreut zugleich, dass Harm nur wenig Zeit für mich hatte. Auch wenn er rasch zu mir eilte, als er mich an der Tür sah, erklärte er mir entschuldigend, dass einer der Gesellen ihm erlaubt hatte, ihm beim Polieren der Schnitzereien eines Bettendes zu helfen. Wenn er mich begleitete, würde der Mann vielleicht einen anderen Lehrling mit der Aufgabe betrauen. Ich versicherte ihm, dass wir unseren gemeinsamen Ausflug auch an einem anderen Tag nachholen konnten, und dass ich keinerlei Neuigkeiten für ihn hätte. Ich schaute ihm hinterher, als er davoneilte, und empfand einfach nur Stolz für meinen Jungen.
    Als ich mich wieder in den Sattel schwang, erhaschte ich einen Blick auf drei der jüngeren Lehrlinge. Sie standen hinter der Ecke eines kleinen Schuppens, beobachteten mich und flüsterten einander zu. Ich war jetzt in Burgstadt als der Mann bekannt, der drei andere Männer erschlagen hatte. Ob das nun Mord oder gerechtfertigt gewesen war, das war egal. Man würde mit dem Finger auf mich deuten und Gerüchte über mich verbreiten, damit musste ich rechnen. Hoffentlich schadeten die Geschichten um mich nicht Harms Status bei den anderen Lehrlingen. Ich tat so, als hätte ich sie nicht bemerkt, und ritt davon.
    Als Nächstes ritt ich zu Jinnas Haus. Als sie die Tür öffnete und mich sah, schnappte sie zuerst nach Luft. Einen Augenblick lang starrte sie mich an und schaute dann an mir vorbei die Straße hinunter, als erwarte sie Harm in meinem Gefolge. »Ich bin heute allein«, sagte ich. »Darf ich reinkommen?«
    »Nun. Tom. Natürlich. Komm rein.« Sie starrte mich an, als hätte mein abgehärmtes Aussehen sie zutiefst bestürzt. Dann trat sie zurück, um mich in ihr Haus zu lassen. Finkel huschte zwischen meinen Beinen hindurch ebenfalls hinein.
    Drinnen ließ ich mich dankbar auf einen Stuhl neben dem Feuer fallen. Finkel sprang sofort auf meinen Schoß. »Du bist dir so sicher, dass du willkommen bist, nicht wahr, Katze? Als wäre die Welt für dich gemacht.« Ich streichelte ihn, blickte dann auf und sah, dass Jinna mich besorgt betrachtete. Ihre Sorge rührte mich. Ich brachte ein Lächeln zustande. »Ich werde schon wieder in Ordnung kommen, Jinna. Ich habe schon mit beiden Beinen im Grab gestanden, aber ich bin noch mal rausgekommen. Mit der Zeit werde ich wieder ich selbst werden. Im Augenblick bin ich ein wenig verzweifelt, weil der Ritt hier runter mich mehr erschöpft hat, als ich erwartet hatte.«
    »Nun.« Sie verschränkte die Hände. Dann schüttelte sie sich, um wieder zu sich zu kommen. Sie räusperte sich und sagte mit fester Stimme: »Das überrascht mich ein wenig. Du bist nur noch Haut und Knochen, Tom Dachsenbless. Schau dir doch nur einmal an, wie dein Hemd an dir herunterhängt! Bleib erst mal sitzen, und ich mache dir einen schön starken Tisane.« Als sie den Ausdruck auf meinem Gesicht sah, korrigierte sie sich: »Oder vielleicht eine schöne Tasse Tee. Dazu dann etwas Brot und Käse.«
    Fisch?, fragte mich Finkel.
    Jinna sagt Käse.
    Käse ist nicht Fisch, aber er ist besser als nichts.
    »Tee, Brot und Käse klingen gut. Ich bin Brühe, Tisane und Brei allmählich satt. Während meiner Genesung habe ich nichts anderes bekommen. Um die Wahrheit zu sagen, bin ich es einfach satt, Invalide zu sein. Ich bin fest entschlossen, von nun an jeden Tag ein wenig umherzulaufen.«
    »Das ist vermutlich das Beste für dich«, stimmte Jinna mir abgelenkt zu. Sie neigte den Kopf zur Seite und schaute mich an. »Aber was ist das? Deine Strähne ist verschwunden! Die Blässe!« Sie deutete auf mein Haar.
    Ich errötete ein wenig. »Ich habe es gefärbt. Ich fürchte, ich wollte schlicht ein wenig jünger aussehen. Meine Krankheit hat meinem Aussehen einen hohen Preis abverlangt.«
    »Das hat sie; dem kann ich nicht widersprechen. Aber als Heilmittel dein Haar zu färben … Nun denn. Männer.« Sie schüttelte den Kopf, als wolle sie ihn freibekommen. Ich fragte mich, was sie bedrückte, doch einen Augenblick später schien sie ihre Sorgen beiseite geschoben zu haben. »Hast du gehört, was zwischen Harm und Svanja passiert ist?«
    »Ja«, antwortete ich ihr.
    »Nun. Ich habe es kommen sehen.« Dann, während sie das Wasser aufsetzte,

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