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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Gefühlen für Elliania. Veritas war kein Mann der Geheimnisse gewesen, aber ich glaubte auch nicht, dass Pflichtgetreu mich nach einem Geheimnis gefragt hatte. »Er hat gutes Papier und gute Tinte geliebt«, erzählte ich ihm. »Und seine Schreibfedern hat er sich stets selbst geschnitten. Mit seinen Schreibfedern war er stets wählerisch, und … er war freundlich zu mir, als ich klein war. Aus keinem besonderen Grund. Er hat mir Spielsachen gegeben. Einen kleinen Holzkarren und ein paar Holzsoldaten mit Pferden.«
    »Ja? Das überrascht mich. Ich dachte, er hätte Abstand zu dir wahren müssen. Ich wusste, dass er auf dich aufgepasst hat, aber in seinen Briefen an deinen Vater beschwert er sich, dass er ›den kleinen Kater‹ kaum sieht außer in Burrichs Kielwasser.«
    Ich saß vollkommen still da.
    »Veritas hat über mich geschrieben? In Briefen an Chivalric?«
    »Nicht direkt natürlich. Philia hat mir erklären müssen, was das zu bedeuten hatte. Sie hat mir die Briefe gezeigt, als ich mich darüber beklagt habe, dass ich nur so wenig über meinen Vater weiß. Sie waren sehr enttäuschend. Es waren nur vier und größtenteils kurz und langweilig: Ihm ging es gut, und er hoffte, dass es Chivalric und Prinzessin Philia ebenfalls gut ging. Für gewöhnlich bat er seinen Bruder, mit dem ein oder anderen Herzog zu reden, um irgendwelche politischen Differenzen auszubügeln. Einmal bat er ihn, ihm eine Liste zu schicken, aus der ersichtlich war, wie die Steuereinnahmen im Jahr davor verteilt worden waren. Dann folgten ein paar Zeilen über die Ernte oder wie die Jagd gewesen war. Aber am Ende jedes Briefes standen immer ein, zwei Worte über dich. ›Der Kater, den Burrich adoptiert hat, richtet sich langsam häuslich ein.‹ ›Ich bin fast auf Burrichs Kater getreten, als er gestern durch den Hof gerannt ist. Er scheint jeden Tag größer zu werden.‹ So haben sie dich in den Briefen genannt, um deine Identität vor Spionen und anfangs auch vor Philia zu verbergen. Im letzten Brief heißt es: ›Der Kater hat Burrich geärgert und dafür eine Tracht Prügel bekommen. Er zeigt bemerkenswert wenig Reue. Um die Wahrheit zu sagen, ist es Burrich, den ich bemitleide.‹ Am Ende standen immer ein paar Zeilen, dass man sich auf den Vollmond freue, oder dass man hoffe, die Flut sei gut für die Muschelbänke. Philia erklärte, dass sie auf diese Art Termine vereinbart hatten, zu denen sie mittels der Gabe Kontakt miteinander aufnahmen; Termine, zu denen niemand in der Nähe war, der sie hätte stören oder beobachten können. Unsere Väter standen sich sehr nahe, weißt du? Es war sehr schwierig für sie, als Chivalric nach Weidenhag ging und sie sich trennen mussten. Sie haben einander sehr vermisst.«
    Der Kater – Tomcat. Und Philia, so glaubte ich, hatte mir diesen Namen sorglos angehängt, und ich hatte ihn behalten, ohne seine Geschichte zu kennen. Der Prinz hatte Recht. Die Bocksburg war mit Geheimnissen förmlich vollgestopft, und die Hälfte davon waren eigentlich gar keine Geheimnisse. Es waren schlicht Dinge, nach denen wir einander nicht fragten aus Furcht, sie könnten zu schmerzvoll sein. Ich hatte Philia nie gebeten, mir von meinem Vater zu erzählen; ich hatte weder sie noch Veritas je gefragt, wie Chivalric über mich gedacht hatte. Der Widerwillen zu fragen, hatte sich in ein Geheimnis verwandelt, und das Schweigen hatte mich das Schlimmste über meinen Vater vermuten lassen. Er war mich nie besuchen gekommen. Hatte er mich durch die Augen seines Bruders beobachtet? Sollte ich ihnen für das die Schuld geben, von dem sie vermutlich geglaubt hatten, dass ich es wusste? Oder sollte ich mich selbst schuldig fühlen, weil ich es nie zu wissen verlangt hatte?
    »Der Tee ist fertig«, verkündete Pflichtgetreu und hob die Teekanne hoch. Wieder wurde mir bewusst, dass der Junge mich bediente, so wie ich in seinem Alter Chade oder Listenreich bedient hatte: mit Respekt und Ehrerbietung. »Stop«, sagte ich und legte die Hand auf die seine. Ich drückte die Teekanne wieder auf den Tisch zurück. Als ich mir daraufhin selbst einschenkte, warnte ich ihn: »Pflichtgetreu, mein Prinz. Hör mir zu. Ich muss Tom Dachsenbless für dich sein und das in jeder Hinsicht. Heute werden wir offen miteinander sprechen, aber danach muss ich wieder in meine alte Rolle schlüpfen. Du musst mich als ihn sehen und Fürst Leuenfarb nur als Fürst Leuenfarb. Man hat dir eine Klinge ohne Heft gegeben. Es gibt keine Möglichkeit,

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