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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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riecht noch immer nach Kater. Ich glaube, Pard spritzt, wenn er kämpft.«
    Dem Wenigen nach zu urteilen, was ich über Katzen wusste, kam mir das wahrscheinlich vor. Das sagte ich auch. Dann fragte ich vorsichtig, weil das ein empfindliches Thema zwischen uns war: »Pflichtgetreu? Warum vertraust du Gentil? Ich kann nicht verstehen, warum du ihm nach allem, was er getan hat, noch einen Platz in deinem Leben einräumst.«
    Er blickte mich verwirrt an. »Er vertraut mir. Ich glaube nicht, dass irgendjemand einem Menschen so vertrauen kann wie er und dann das Vertrauen desjenigen nicht wert sein soll. Außerdem brauche ich ihn, wenn ich jene vom Alten Blut in meinem Königreich verstehen will. Meine Mutter hat mich darauf hingewiesen. Sie hat gesagt, ich müsse zumindest einen gut kennen, wenn ich mich mit ihnen auseinandersetzen will.«
    Daran hatte ich nicht gedacht, aber ich wusste, was er meinte. Der Lebensstil jener vom Alten Blut war eine verborgene Kultur innerhalb der Kultur der Sechs Provinzen. Ich hatte einmal kurz einen Blick darauf werfen können, aber ich konnte es Pflichtgetreu nicht erklären wie jemand, der in diese Kultur hineingeboren und in ihr erzogen worden war. Trotzdem: »Es muss doch noch jemand anderen geben, der dir auf diese Weise dienlich sein kann. Ich verstehe immer noch nicht, womit sich Gentil deine Achtung verdient hat.«
    Pflichtgetreu seufzte. »FitzChivalric. Er hat mir seine Katze anvertraut. Wenn du zum Sterben fortgehen würdest und nicht wolltest, dass Nachtauge an deiner Seite stirbt, zu wem würdest du ihn bringen? Wem würdest du ihn anvertrauen? Einem Mann, den du mit voller Absicht verraten hast? Oder einem Freund, dem du vertraust, dass er über den Schein hinwegsieht?«
    »Oh«, sagte ich, während ich seine Frage langsam verarbeitete. »Ich verstehe. Du hast Recht.«
    Kein Mann würde die Hälfte seiner Seele einem Menschen anvertrauen, der ihn nicht kümmerte.
    Kurz darauf traten Chade und Dick durch die Kamintür. Der alte Mann verzog das Gesicht und klopfte sich Spinnweben von den Ärmeln. Dick summte vor sich hin, seltsame Töne, welche die Lücken in seinem Gabenlied füllten. Das schien ihm viel Spaß zu bereiten. Wenn ich ihm nur mit den Ohren zuhörte, schien er schlicht willkürliche Geräusche zu machen. Was für einen Unterschied in meiner Wahrnehmung die Tatsache machte, dass ich Zugang zu seinem Geist besaß.
    Dicks Blick wanderte sofort zum Tisch, und ich fühlte seine Enttäuschung, als er sah, dass dort keine Süßigkeiten auf ihn warteten. Ich seufzte und hoffte, dass uns heute nicht seine enttäuschten Hoffnungen einen Strich durch die Rechnung machten. Ich setzte meine Schüler so hin wie am Tag zuvor: Chade auf die eine Seite des Tisches und Pflichtgetreu und Dick dicht nebeneinander auf die andere. Wie gehabt stellte ich mich hinter sie, um sie falls nötig körperlich zu trennen. Ich wusste, dass Pflichtgetreu das als ein wenig dramatisch betrachtete, und selbst Chade hielt meine Vorsicht offenbar für übertrieben. Doch keinem von beiden war je das Leben von einem anderen Gabennutzer ausgesaugt worden.
    Wie zuvor legte Pflichtgetreu Dick die Hand auf die Schulter, und wie zuvor versuchten sie, Chade eine simple Nachricht zu übermitteln, was ihnen wieder nicht gelang. Pflichtgetreu konnte meinen Geist erreichen, ebenso wie Dick, aber selbst bei dem Versuch, das gemeinsam zu bewerkstelligen, konnten sie nicht zusammenarbeiten. Allmählich glaubte ich, es sei hoffnungslos. Es gehörte zu den grundlegendsten Aufgaben einer Kordiale, die Gabe ihrer Mitglieder zu vereinen und sie ihrem König zur Verfügung zu stellen. Selbst das brachten wir nicht zustande, und das ständige Versagen führte zu Reibungen.
    »Dick. Hör mit deiner Musik auf. Wie soll ich mich konzentrieren, wenn in meinem Hinterkopf dauernd deine Musik dudelt?«, verlangte Pflichtgetreu, nachdem auch unser letzter Versuch nicht erfolgreich gewesen war.
    Dick zuckte ob des Tadels zusammen. Als seine Augen sich plötzlich mit Tränen füllten, erkannte ich, welch innige Beziehung er inzwischen zu Pflichtgetreu aufgebaut hatte. Ich glaube, auch der Prinz erkannte seinen Fehler, denn einen Augenblick später schüttelte er den Kopf und sagte reumütig: »Es ist die Lieblichkeit der Musik, die mich ablenkt, Dick. Es wundert mich nicht, dass du sie immer mit der Welt teilen willst. Aber jetzt müssen wir uns erst einmal auf unseren Unterricht konzentrieren. Verstehst du das?«
    In Chades Augen

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