Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr
Sache mit den neuen Docks, die einer der Kaufleute von Burgstadt bauen wollte. Zwei andere behaupteten, die Docks würden ihre Lagerhäuser vom Wasser abschneiden. Irgendwie war diese nebensächliche Angelegenheit, die eigentlich der Stadtrat hätte regeln sollen, zu einer Frage geworden, mit der sich inzwischen die ganze Stadt beschäftigte, sodass sie nun vor die Königin gekommen war. Chade sprach noch von einem Dutzend weiterer, langweiliger Angelegenheiten, und das erinnerte mich daran, dass er und Kettricken sich im Alltag mit nahezu allem beschäftigen mussten.
Als ich das ihm gegenüber erwähnte, erwiderte er: »Deshalb ist es auch ein Glück, dass du wieder in Bocksburg bist und dich ganz und gar auf Prinz Pflichtgetreu konzentrieren kannst. Kettricken würde es sogar noch lieber sehen, wenn du ihn offen begleiten könntest, aber ich halte deine Fähigkeit, den Hof zu beobachten, ohne selbst bemerkt zu werden, für einen großen Vorteil.«
Soweit Chade es beurteilen konnte, hatten sich die Gescheckten nicht mehr gerührt. Weder gab es neue Anschläge, die einen Zwiehaften denunzierten, noch hatte die Königin geheime Botschaften erhalten. »Aber was ist mit Laurels Warnung an die Königin? Von wegen der Gerüchte, die Deerkin gehört hat?«, erkundigte ich mich.
Einen Augenblick lang wirkte Chade verunsichert. »Dann weißt du also davon, hm? Nun, ich habe mit der Königin nur über solche Dinge geredet, die sich direkt auf die Gescheckten bezogen. Aber natürlich haben wir Laurels Informationen ernst genommen, und alles unternommen, um sie auf subtile Art zu beschützen. Sie bildet gerade einen neuen Jäger aus, ihren neuen Gehilfen. Er ist recht muskulös und äußerst fähig im Umgang mit dem Schwert, und er begleitet sie überall hin. Ich hege großes Vertrauen in ihn. Abgesehen davon habe ich die Torwachen angewiesen, Fremden gegenüber misstrauischer zu sein, besonders wenn sie von Tieren begleitet werden. Es ist offensichtlich, dass die Gescheckten und jene vom Alten Blut im Clinch liegen. Meine Spione haben mir von ganzen Familien berichtet, die im Bett erschlagen worden sind; anschließend hat man dann ihre Häuser angezündet, um die Spuren zu verwischen. Manche werden vielleicht sagen: Wenn sie sich gegenseitig umbringen, umso besser. Sollen sie sich nur zerfleischen, dann haben wir unsere Ruhe. Oh, schau mich nicht so an. Ich habe gesagt, manche würden das vielleicht sagen, nicht dass ich wünschen würde, dass sie sich gegenseitig erschlagen. Was willst du, dass ich tue? Soll ich die Wachen ausschicken? Bisher ist niemand gekommen und hat die Königin um ihr Eingreifen gebeten. Sollen wir Schatten jagen, die niemand eines Verbrechens bezichtigt hat? Ich brauche etwas Handfestes, Fitz. Einen oder mehrere Männer, die man für einen dieser Morde zur Verantwortung ziehen kann. Solange niemand vom Alten Blut offen mit uns spricht, kann ich nichts tun. Falls es dich tröstet: Allein die Gerüchte treiben die Königin schon zur Weißglut.« Und dann wandte er sich anderen Themen zu.
Gentil Bresinga befand sich noch immer am Hof, noch immer traf er sich täglich mit Pflichtgetreu, und noch immer tat er nichts, was einen hätte vermuten lassen, dass er ein Verräter oder Intrigant wäre. Es beruhigte mich, dass Chade in meiner Abwesenheit andere Spione auf den Jungen angesetzt hatte. Das Erntedankfest war gut verlaufen. Den Outislandern schien es gefallen zu haben. Pflichtgetreu und Ellianias formelles Werben wurde unter den wachsamen Blicken aller fortgesetzt. Sie gingen gemeinsam spazieren, ritten gemeinsam aus, speisten und tanzten gemeinsam. Die Barden von Bocksburg besangen Ellianias Schönheit und Grazie. An der Oberfläche war alles völlig in Ordnung, doch Chade vermutete, dass das junge Paar alles andere als verliebt ineinander war. Chade hoffte, dass sie wenigstens weiter gesittet miteinander umgehen würden, bis die Narcheska in ihr Heimatland zurückkehren würde. Die Verhandlungen mit den Kaufleuten, welche die Abordnung der Narcheska begleiteten, verliefen in der Tat ausgesprochen gut. Bearns Misstrauen gegenüber einer Allianz war weitgehend zerstreut worden, als die Königin der Robbenbucht formell das alleinige Recht übertragen hatte, für die Sechs Provinzen mit Fellen, Ebenholz und Öl zu handeln. Von Burgstadt aus würden die Produkte der Inneren Herzogtümer verschifft werden, wie Wein, Brandwein und Getreide. Shoaks und Rippon wiederum sollten als Hauptumschlagsplatz für
Weitere Kostenlose Bücher