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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Schatten oberhalb der Treppe führten.
    Locken sie Pflichtgetreus Garde absichdich weg
?, fragte ich Chade besorgt.
    Hier ist das das Vorrecht der Frauen,
erwiderte Chade.
Sie haben nicht die gleichen Vorstellungen von Keuschheit wie wir. Die Soldaten sind ermahnt worden, vorsichtig zu sein, aber nicht abweisend. Man erwartet von den Kriegern und Gefährten des Prinzen, sich für den Abend zur Verfügung zu halten; allerdings würde man es als Bruch der Gastfreundschaft betrachten, wenn sie sich einer Frau nähern würden, die vorher nicht ihr Interesse bekundet hat. Falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte, es mangelt hier an Männern, und es gibt auch weit weniger Kinder, als man bei so vielen Frauen erwarten darf. Ein auf einer Hochzeitsfeier gefüllter Schoß gilt hier als gutes Omen.
    Gibt es einen Grund dafür, dass man mir das bis jetzt verschwiegen hat?
    Macht dich das nervös?
    Ich schaute mich unauffällig um und fand fast sofort meinen alten Mentor. Er saß auf einer der Bettbänke, knabberte an einer Fasanenkeule und unterhielt sich mit einer Frau, die halb so alt war wie er. Ich erhaschte einen Blick auf Gentil und seine Katze, die in den oberen Stockwerken des Hauses verschwanden. Die Frau, die ihn führte, war mindestens fünf Jahre älter als er, doch das schien ihn nicht einzuschüchtern. Mir blieb keine Zeit, mich zu fragen oder zu sorgen, wohin Flink verschwunden war; sicher war er zu jung, um für diese Mannweiber von Interesse zu sein. In diesem Augenblick bemerkte ich, dass Pflichtgetreu das Mütterhaus in Begleitung einer Schar der kichernden Freundinnen der Narcheska verließ. Elliania sah nicht sonderlich glücklich darüber aus, obwohl sie noch immer seine Hand hielt und ihn durch die Tür führte.
    Es war nicht leicht, ihm zu folgen. Eine Frau mit einem Tablett voller Gebäck trat zwischen mich und die Tür. Irgendwie gelang es mir, sture Gleichgültigkeit ob ihres Angebots zur Schau zu stellen, das sich auf mehr als nur das Gebäck erstreckte, welches ich wie ein Bauer in zwei Bissen hinunterschlang. Irgendwie schien sie sich davon jedoch geschmeichelt zu fühlen. Sie stellte das Tablett beiseite und folgte mir. Sie war noch immer an meinem Ellbogen, als ich die Tür erreichte. »Wo ist das Hinterhaus?«, fragte ich sie. Offenbar verstand sie unseren Begriff jedoch nicht, und so stellte ich mimisch dar, was ich meinte. Mit verwirrtem Blick deutete sie auf ein niedriges Gebäude und kehrte zum Fest zurück. Während ich auf das Gebäude zuging, hielt ich nach Pflichtgetreu Ausschau. Im Hof standen mehrere Paare, die sich schon unterschiedlich nahe gekommen waren, und zwei Jungen trugen Wasser aus dem Brunnen zum Mütterhaus. Wo war er hingegangen?
    Schließlich sah ich ihn nicht weit entfernt. Er saß neben Elliania auf einer grasbewachsenen Anhöhe neben zwei Apfelbäumen. Die anderen Mädchen hatten sich in einem Ring um sie herum auf den Boden gehockt. Dies waren die Mädchen, die noch nicht ganz zur Frau herangereift waren, wie an ihren offenen Haaren zu erkennen war. Ich vermutete, dass ihr Alter von zehn bis fünfzehn reichte. Ohne Zweifel waren sie vor dieser Nacht über Jahre hinweg Ellianias Spielgefährten gewesen. Nun jedoch hatte sie ihrer Gesellschaft entsagt und war in den Status einer Frau erhoben worden.
    Nicht ganz
, informierte Pflichtgetreu mich säuerlich.
Sie haben mich abgeschätzt wie ein Pferd, dass sie billig auf dem Markt erstanden haben. >Wenn er ein Krieger ist, wo sind dann seine Narben?< >Hat er keinen Clan? Warum hat er keine Tätowierung auf dem Gesicht ?< Sie necken Elliania; besonders eine von ihnen ist ein freches, kleines Gör. Lestra ist ihr Name, und sie ist Ellianias ältere Cousine. Sie verspottet Elliania, sagt, dass sie ja vielleicht dem Namen nach eine Frau und verheiratet sei, aber sie bezweifele, dass sie je jemanden geküsst habe. Sie selbst, so behauptet Lestra, sei im Gegensatz dazu schon häufiger geküsst worden, obwohl sie noch nicht geblutet hat. Fitz, kennen die Mädchen in diesem Land weder Scham noch Zurückhaltung ?
    Ich verstand das Ganze intuitiv.
Pflichtgetreu, das ist eine Art, sich von Elliania zu trennen. Sie ist nicht länger eine von ihnen, und deshalb necken und verspotten sie sie heute. Ohne Zweifel wäre das ohnehin so gelaufen; vielleicht ist es aber auch Teil der Zeremonie.
Und dann fügte ich unnötigerweise hinzu:
Sei vorsichtig, und folge ihren Anweisungen, damit du nichts falsch machst.
    Ich habe keine Ahnung,

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