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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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wird, und ich habe gesehen, dass du ohnehin unter ihrem Schutz stehst. Und wenn du über die Weitsehermagie verfügst, die Gabe, wie ich es glaube ... Nun, diese Form der Magie war in den Sechs Provinzen schon immer hoch angesehen. Warum verbergen, dass du der Königin und dem Prinzen damit dienst?«
    Ich tat so, als wäre ich zu sehr außer Atem, um ihm sofort antworten zu können - und der Anstieg war tatsächlich steil, auch wenn mir das nichts ausmachte. Schließlich zwang mich sein Schweigen, doch etwas zu sagen: »Damit würde ich viel zu viel von dem verraten, wer oder was ich bin. Irgendjemand würde dann die Einzelteile zusammensetzen, mich anschauen und sagen: >Der Zwiehafte Bastard lebt. Der Mörder von König Listenreich, der undankbare Bastard, der sich gegen den alten Mann gewendet hat, welcher ihm Unterschlupf gewährtem Ich glaube nicht, dass die Toleranzpolitik der Königin den Zwiehaften gegenüber dafür schon bereit ist.«
    »Dann wirst du den Rest deiner Jahre also als Tom Dachsenbless verbringen.«
    »Das kommt mir zumindest wahrscheinlich vor.« Ich versuchte, meine Verbitterung darüber zu verbergen, scheiterte aber.
    »Fühlst du das?«, fragte Web mich plötzlich.
    »Ich fühle, dass es das Klügste wäre, wenn auch nicht das Einfachste«, erwiderte ich widerwillig.
    »Nein, nein, öffne dich der Alten Macht. Da ist etwas, etwas Gigantischeres als alles, was ich je gefühlt habe?«
    Ich blieb stehen. Die Alte Macht ist wie jeder andere Sinn auch. Man gewöhnt sich so sehr an die Umgebungsgeräusche und den Geruch der Kochfeuer, dass man ihnen irgendwann keine Aufmerksamkeit mehr schenkt. Nun stand ich still da, als würde ich lauschen, doch in Wahrheit öffnete ich mich dem Lebens um mich herum. Da war Web, warm, stark und nah. Weiter den Weg hinauf fühlte ich die anderen, ein verwirrender Strang von Lebewesen, die ein unterschiedliches Maß von Müdigkeit und Unbehagen ausstrahlten. Meine Wahrnehmung der Zwiehaften war ein wenig schärfer und klarer als die der übrigen Gruppenmitglieder. Webs Vogel fühlte ich jedoch nicht; ich nahm an, dass er draußen auf dem Meer war. »Ich spüre nichts Außergewöhnliches...«, begann ich und hielt dann inne. Hatte ich doch etwas gefühlt? Ein großes, subtiles Anschwellen der Alten Macht? Es war, als wäre eine Tür kurz geöffnet und dann wieder geschlossen worden. Ich schloss die Augen. Nein. »Nichts«, sagte ich und öffnete die Augen wieder.
    Web hatte mein Gesicht beobachtet. »Du hast es gefühlt«, sagte er mir. »Und ich fühle es noch immer. Wenn du es das nächste Mal fühlst, halt es fest.«
    »Es festhalten?«
    Web schüttelte reumütig den Kopf. »Vergiss es. Das ist eines dieser Dinge, die du >eines Tages< von mir wirst lernen müssen.«
    Das war das Erste, was er zu mir sagte, das einem Tadel gleichkam, und es überraschte mich, wie sehr es schmerzte. Ich wusste, dass ich das verdient hatte. So fand ich die Kraft, mich demütig zu zeigen, und fragte: »Glaubst du, du könntest es mir beim Gehen erklären?«
    Web drehte den Kopf und hob in gespielter Überraschung die Augenbrauen. »Aber ja doch, Fitz. Das könnte ich, nun da du mich darum gebeten hast. Such dir jemanden aus der Gruppe vor uns aus, jemand Nicht-Zwiehaften, und ich werde versuchen, dir zu erklären, wie es geht. Einige vom Alten Blut glauben, auf diese Art würden Rudeljäger ein Tier in der Herde als Beute markieren. Vielleicht hast du schon gesehen, wie junge Wölfe oder andere Raubtiere bei diesem ersten Schritt der Jagd scheitern. Anstatt sich auf ein einzelnes Tier zu konzentrieren, jagen sie die ganze Herde, und so entkommen ihnen alle. Natürlich ist das eine der Stärken der Herde. Beutetiere verbergen ihre Unterschiedlichkeit vor den Jägern und verstecken sich so direkt vor deren Augen.«
    Und so begann mein Unterricht mit Web, wenn auch mit großer Verspätung. Als wir schließlich zu den anderen aufschlossen, war es mir gelungen, Chade zu isolieren und mir seiner bewusst zu werden, selbst wenn er sich nicht direkt in meinem Sichtfeld befand. Auch hatte ich noch zweimal diese gewaltige Präsenz mit meinem zwiehaften Sinn gefühlt; doch im Gegensatz zu Web war mir so etwas schon einmal begegnet. Ich behielt dieses Wissen jedoch für mich. Ich erkannte einen Drachen, wenn ich einen fühlte. Ich erwartete förmlich, dass er mit seinen riesigen Schwingen über mich hinwegglitt - anders vermag ich dieses Gefühl einer gewaltigen Kreatur nicht zu erklären, das

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